• Foto zum Thema "wie wird man Kämmerer": Zu sehen ist Niklas Riedinger, Kämmerer der Gemeinde Forbach im Schwarzwald. Er steht vor dem Rathaus.
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    Niklas Riedinger ist Kämmerer der Gemeinde Forbach im Schwarzwald. Foto: BNN/Anna Strobel

Wie wird man Kämmerer? Die Kasse der Kommune verwalten

Niklas ist direkt nach dem Studium als Kämmerer und Amtsleiter durchgestartet. Geplant hatte er das nicht – aber manchmal ergeben sich unerwartete Chancen.

Zum FAQ: Wie wird man Kämmerer / Kämmerin?

Ein Anruf, dran ist ein Headhunter, der Kämmerer sucht, im Auftrag der Gemeinde Forbach im Schwarzwald. Niklas ist überrascht, denn er steckt noch mitten im Studium, die Abschlussarbeit steht noch aus. Der damals 21-Jährige fragt sich: Traue ich mir das zu? Kann ich der Verantwortung gerecht werden? Und wie ist es überhaupt als junger Mensch im Gemeinderat, wo der Altersdurchschnitt meist deutlich höher ist, Rede und Antwort zu stehen?

Der Student wägt ab, diskutiert mit Freunden und fährt nach Forbach, um sich ein Bild zu machen. Er spricht mit dem Bürgermeister, die Chemie stimmt. Und er entscheidet: „Ich mach’s!“

Welche Aufgaben hat ein Kämmerer?

Seit März 2023 ist Niklas Riedinger im Amt. Als Kämmerer hat er täglich mit Zahlen zu tun. „Ich hätte nie gedacht, dass selbst kleine Gemeinden so viele Rechnungen bekommen“, erzählt der Beamte. Egal ob Strom in der Kita oder Kosten für den Straßenbau – alles muss bezahlt werden. Zu seinen Aufgaben gehört insbesondere, die Finanzen der Kommune zu überwachen, Gebührenkalkulationen zu erstellen und den Haushalt vorzubereiten. All das hat Niklas im Studium gelernt.

Studiert hat der heute 24-Jährige Public Management an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl. „Nach dem Abi war ich mir nicht sicher, in welche Richtung es gehen soll“ – deshalb sei der duale Studiengang eine gute Wahl gewesen. „Man lernt verschiedene Bereiche kennen und muss sich erst später spezialisieren.“ Auf dem Lehrplan stehen Verwaltungswissenschaft, Recht und Rechnungswesen. Die Theorie wenden die Studierenden direkt in der Praxis an. Eine willkommene Abwechslung, denn wegen der Pandemie kann das Studium fast ausschließlich online stattfinden. Niklas absolviert Praktika in Baden-Baden – dort arbeitet er im Ordnungsamt mit – und in der 3000-Einwohner-Gemeinde Elchesheim-Illingen. Sein Fazit: „In einer großen Verwaltung ist man eher Spezialist, zum Beispiel für Steuern oder Gebührenkalkulation. In einer kleinen hingegen Allrounder.“

Niklas schätzt es, sich im Alltag mit verschiedenen Themen zu befassen. Auch das war für ihn ein Grund, den Job anzunehmen. Am ersten Tag im Amt ist er sehr nervös. In seinem Team arbeiten sieben Beschäftigte, die er künftig führen soll, darunter auch drei Forstwirte, die der Finanzverwaltung unterstehen. 90 Prozent der Gemeindefläche sind Wald, die Forstwirtschaft spielt eine große Rolle – „das war für mich Neuland, da musste ich erstmal hereinwachsen.“

Bereits in den ersten Tagen zerstreut sich die Sorge, den neuen Aufgaben nicht gerecht zu werden. Die Kolleginnen und Kollegen sind froh, dass ihr neuer Amtsleiter da ist, und nehmen ihn gut auf. Es erweist sich als Vorteil, den aktuellen Wissensstand aus der Hochschule parat zu haben. Zum Beispiel mit Blick auf die doppische Haushaltsführung, die inzwischen als Standard gilt und die finanzielle Situation einer Gemeinde umfassender darstellt als die Kameralistik. „Für Laien ist die Doppik schwieriger zu durchschauen. Als Kämmerer versuche ich, Transparenz zu schaffen.“

Bei Fragen greift Niklas auf sein Netzwerk aus dem Studium zurück. Einmal ist unklar, wie eine Haushaltsmeldung für den Landkreis aussehen muss, die anstehende Ausgaben darstellt. Ein erfahrener Kollege, den er aus dem Praktikum kennt, hilft weiter. Im Gemeinderat gelingt es ihm, Akzente zu setzen: Dem Vorschlag, eine Software einzuführen, die den Haushaltsplan digital darstellt, stimmen die Gemeinderatsmitglieder zu.

Insgesamt ist Kämmerer ein Job, in dem man viel bewegen und Weichen für die Zukunft stellen kann.

Niklas

Der Haushalt ist die zentrale Aufgabe der Finanzverwaltung. Im Spätsommer melden die Ämter die Mittel an, die sie für das kommende Jahr einplanen. Dem gegenüber stehen die voraussichtlich verfügbaren Einnahmen, die sich aus Gebühren, Steuern – insbesondere die Gewerbesteuer – und Mitteln aus dem Finanzausgleich zusammensetzen. Selbst im kleinen Forbach umfasst der Haushalt in der Regel zwischen 500 und 600 Seiten. „Die Herausforderung ist, alles unter einen Hut zu bringen. Ich erarbeite mit meinem Team einen Vorschlag, der Gemeinderat entscheidet und stimmt ab.“

Grundsätzlich muss der Haushalt spätestens im Dezember beschlossen sein, damit er zum Jahreswechsel in Kraft treten kann; tatsächlich passiert das jedoch in vielen Kommunen später.

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Welche Eigenschaften braucht ein Kämmerer?

Eine Affinität für Zahlen, ein Verständnis für Verwaltungsprozesse, strategisches und analytisches Denken – diese Fähigkeiten sind im Job gefragt. Hinzu kommt vor allem: Flexibilität. Oft kommen Dinge anders als geplant, etwa wenn Baukosten unerwartet in die Höhe schießen.

Und gegebenenfalls kann es dazugehören, auch unbeliebte Entscheidungen zu vertreten. Im Fall von Niklas war das die Einführung der Zweitwohnungssteuer, die eigentlich für mehr Steuergerechtigkeit sorgen soll, berichtet er. Denn die zugewiesenen Mittel aus dem Finanzausgleich berechnet das Land auf Grundlage der Einwohnerzahl mit Erstwohnsitz. Für alle mit Zweiwohnsitz erhält eine Kommune keine Mittel. „Bei den Betroffenen ist die Steuer auf wenig Gegenliebe gestoßen. Mein Telefon stand nicht still.“

Doch solche Situationen bilden die Ausnahme. Besonders erfüllend ist, wenn Investitionen zu spürbaren Verbesserungen führen – zum Beispiel ein funktionierender Hochwasserschutz oder neue Straßen, resümiert Niklas. „Insgesamt ist Kämmerer ein Job, in dem man viel bewegen und Weichen für die Zukunft stellen kann.“

Text: Christoph Dierking

FAQ: Wie wird man Kämmerer / Kämmerin?

Wer als Kämmerer oder Kämmerin arbeitet, hat in der Regel Public Management oder einen anderen Studiengang mit Verwaltungsbezug absolviert. Quereinstiege sind möglich, wenn die erforderlichen Qualifikationen vorliegen.

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, wenn ich Public Management studieren möchte?

Die Zugangsvoraussetzungen für den Studiengang Public Management können sich je nach Bundesland unterscheiden. In der Regel ist eine Hochschulzugangsberechtigung erforderlich. Hinzu kommt gegebenenfalls das Bestehen einer Aufnahmeprüfung.

Wie lange dauert das Studium?

Das Studium umfasst in der Regel sechs Semester und dauert drei Jahre.

Was sind zentrale Studieninhalte?

Im Grundstudium erfolgt zunächst die Ausbildung zum Allrounder. Auf dem Lehrplan stehen Recht, Betriebswirtschaftslehre, Finanzen, Management und Sozialwissenschaften. Hinzu kommen Praktika, die direkt in Behörden stattfinden. Erst am Ende des Studiums erfolgt die Spezialisierung – gegebenenfalls auf Finanzen, wenn das Berufsziel Kämmer*in ist.

Wo findet das Studium statt?

Hochschulen der öffentlichen Verwaltung der Länder gibt es in jedem Bundesland. In Baden-Württemberg befinden sie sich in Ludwigsburg und Kehl. Praktika finden direkt in den Behörden statt; mitunter sogar im Ausland, beispielsweise in Brüssel.

Was verdiene ich?

Wer ein duales Studium absolviert hat, startet in der Regel in der Besoldungsgruppe A10. Kämmerinnen und Kämmerer können bis zur Besoldungsgruppe A13 aufsteigen.

Die aktuellen Besoldungstabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion (dbb).

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach dem Public-Management-Studium?

Mobilität, Digitalisierung, Sicherheit – in fachlicher Hinsicht haben Verwaltungsbeamt*innen so viele Optionen, wie es Behörden gibt. Es besteht die Möglichkeit, Führungspositionen zu übernehmen.

Wo finde ich weitere Informationen?

Weitere Informationen findest du bei den Hochschulen der öffentlichen Verwaltungen in den Bundesländern, die den Studiengang Public Management anbieten – hier exemplarisch für Baden-Württemberg bei der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg und der Hochschule Kehl.