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JobkompassMarc ist ausgebildeter Sozialversicherungsfachangestellter und hat bereits in vielen verschiedenen Funktionen gearbeitet. Foto: Privat
Ausbildung bei der Sozialversicherung Die Leistung pflegender Angehöriger würdigen
Marc arbeitet als Kundenberater bei einer Pflegekasse. Menschen werden aus verschiedenen Gründen pflegebedürftig – und es kann alle treffen.
Zum FAQ: Ausbildung bei der Sozialversicherung
Bei manchen ist es ein Schlaganfall, ein Herzinfarkt oder ein Unfall, der das Leben auf den Kopf stellt und plötzlich alles verändert. Andere hingegen sind von Geburt an auf Hilfe angewiesen, zum Beispiel wegen einer Behinderung. Doch es müssen nicht unbedingt Schicksalsschläge sein: Oft ist es auch einfach das Alter, das Unterstützung im Alltag erforderlich macht.
Egal, was im Einzelfall die Ursache sein mag: Menschen, die pflegebedürftig werden, möchten in der Regel zu Hause wohnen bleiben und die Hilfe von Fachkräften erst in Anspruch nehmen, wenn es gar nicht mehr anders geht. Bis dahin übernehmen Angehörige die Pflege, treten dafür im Job kürzer und organisieren ihr Leben neu, um für ihre Liebsten da zu sein. „Der Staat unterstützt pflegende Angehörige, indem er etwas zur Arbeitslosen- und Rentenversicherung beisteuert“, erklärt Marc. „Ich sorge dafür, dass diese Unterstützung auch bei den Betroffenen ankommt.“
Marc Bauer arbeitet als Kundenberater für die IKK Südwest in Koblenz. Pflegekassen sind direkt an Krankenkassen angegliedert – das ist in Deutschland grundsätzlich so. Doch die Geldtöpfe, aus denen sie Leistungen finanzieren, sind getrennt. Das verdeutlicht auch der Blick auf die Gehaltsabrechnung: Ein Anteil geht an die Krankenkasse, ein Anteil an die Pflegekasse.
Viele Fälle überschneiden sich, Rücksprache mit den Kolleginnen und Kollegen zu halten, ist eine Selbstverständlichkeit. Teamfähigkeit ist ein Muss.
Marc über wichtige Eigenschaften im Job
Die Sozialversicherungen – Rente, Arbeitslosigkeit, Krankheit und Pflege – sind Marc mit 15, kurz vor Abschluss der Realschule, noch fremd; wie wahrscheinlich den meisten Jugendlichen. „Ich musste die Weichen fürs Berufsleben stellen, wusste aber nur sehr wenig über die Möglichkeiten“, erinnert er sich.
Fest steht für den damaligen Schüler nur: Ins Handwerk soll es nicht gehen. Allem anderen steht er grundsätzlich offen gegenüber; er schreibt Bewerbungen und erhält Einladungen zu Gesprächen. Zusagen bekommt er für kaufmännische Ausbildungen in der Kreisverwaltung, in einem Unternehmen und bei der AOK, wo er schließlich in die Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten startet. „Das hat vom Gefühl her am besten gepasst, die Chemie stimmte. Und es hat auf mich einen guten Eindruck gemacht, dass sie sich sehr schnell mit der Zusage gemeldet haben.“
Welche Eigenschaften sind bei der Sozialversicherung wichtig?
In der Ausbildung steht zunächst vor allem eines im Fokus: das Sozialgesetzbuch. „Wer sich nicht für Gesetze interessiert, ist hier falsch“, betont Marc. Wichtig sind auch Interesse an Menschen und Empathie. Denn Kommunikation prägt den Arbeitsalltag – persönlich, telefonisch und schriftlich. „Viele Fälle überschneiden sich, Rücksprache mit den Kolleginnen und Kollegen zu halten, ist eine Selbstverständlichkeit. Teamfähigkeit ist ein Muss.“
2007 schließt Marc die Ausbildung ab. Weil es zu diesem Zeitpunkt einen Personalüberhang gibt, werden die Auszubildenden nur für ein halbes Jahr übernommen. Für Marc ist das kein Problem, weil noch der Zivildienst ansteht. Den absolviert er in einem Seniorenheim. 2008 folgt der Einstieg bei der IKK Südwest, zunächst in der Kundenberatung der Krankenkasse. Später übernimmt der Sozialversicherungsfachmann, der sich in der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) engagiert, die Betreuung der Auszubildenden, erstellt Nachschlagewerke und treibt die Digitalisierung voran. „Da hat sich viel getan, inzwischen bekommen alle Nachwuchskräfte Tablets.“ 2023 wechselt er in die Kundenberatung der Pflegekasse.
Wie funktioniert eine Pflegekasse?
Alle Leistungen der Pflegekasse ergeben sich aus dem sogenannten Pflegegrad, dessen Skala von eins bis fünf reicht. „Mit dem ersten Pflegegrad bekommt man Anspruch auf einen Entlastungsbetrag – den kann man nutzen, um zum Beispiel eine Putzkraft abzurechnen.“ Die fünfte Pflegestufe, das andere Ende der Skala, ist mit Intensivpflege gleichzusetzen.
Nach der Antragsstellung beauftragt die Pflegekasse den zuständigen medizinischen Dienst mit der Begutachtung. Dieser ermittelt den Pflegebedarf mithilfe eines Punktesystems, so wird die pflegebedürftige Person in einen Pflegegrad eingeteilt. „Das ist nicht immer einfach, man muss sehr genau hinschauen“, berichtet Marc. Denn es komme vor, dass Seniorinnen und Senioren die Begutachtung als Herausforderung ansehen und einen Eindruck vermitteln, der gar nicht ihrem tatsächlichen Zustand spiegelt.
Wenn Pflege erforderlich ist, können sich die betroffenen Familien zwischen verschiedenen Leistungen entscheiden. Übernimmt ein Angehöriger die Pflege, zahlt die Versicherung ein Pflegegeld. Alternativ besteht die Option, Sachleistungen in Anspruch zu nehmen. Darunter fällt beispielsweise ein ambulanter Pflegedienst. Auch eine Kombination aus Pflegegeld und Sachleistungen ist möglich.
Für pflegende Angehörige berechnet der Staat ein fiktives Entgelt. „Und das ist wiederum für mich die Grundlange, um die Höhe der Beiträge für Arbeitslosen- und Rentenversicherung zu berechnen“, erklärt der Kundenberater. Mit den pflegenden Angehörigen steht er im regelmäßigen Austausch. Ändert sich der Pflegegrad, ändert sich auch die Höhe der Ansprüche. „Mit einigen hat man regelmäßiger Kontakt, irgendwann kennt man sich.“ Da geht es auch schon mal lockerer zu. „Einmal hat mich eine pflegende Angehörige angerufen und gesagt, ihr Mann brauche sofort einen höheren Pflegegrad“ – denn er könne nicht hören, wenn sie ihn zum Essen in die Küche ruft.
Mehr entdecken: FAQ für Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst
Was Marc im Job besonders motiviert? „Die Pflege ist nichts, womit die Leute sich gerne auseinandersetzen“, sagt er. Es sei sehr erfüllend, anderen in schwierigen Lebenslagen zu helfen und Orientierung zu bieten. „Die Betroffenen spiegeln einem die Dankbarkeit sofort wider. Viele pflegende Angehörige wissen gar nicht, dass sie Anspruch auf Rentenbeiträge haben und freuen sich, wenn sie davon erfahren.“
Auf den Punkt gebracht habe die Motivation für den Job auch Marcs ehemaliger Teamleiter: „Er sagte, dass wir mit dem Wichtigsten arbeiten, was Menschen besitzen, nämlich mit ihrer Gesundheit. Dieser Satz ist mir nie aus dem Kopf gegangen.“
Text: Christoph Dierking
FAQ: Ausbildung bei der Sozialversicherung
Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?
In der Regel ist ein Mittlerer Schulabschluss erforderlich.
Wie lange dauert die Ausbildung bei der Sozialversicherung?
Vorgesehen sind in den meisten Fällen drei Jahre. Bei einigen Trägern besteht die Option, auf zwei Jahre zu verkürzen.
Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?
Auf dem Lehrplan stehen vor allem das Sozialversicherungsrecht und seine Fachbereiche, darunter Rente, Krankheit und Pflege. Außerdem setzen sich die Auszubildenden mit Verwaltungsvorgängen und Kundenbetreuung auseinander. Oft sind Praktika im Außendienst vorgesehen.
Was verdient man nach der Ausbildung bei der Sozialversicherung?
Viele Träger, darunter die AOK und IKK, haben eigene Tarifverträge.
Absolvent*innen der AOK starten in der Regel mit der Entgeltgruppe 6 oder 7, Erfahrungsstufe 1, in den Job.
Bei der IKK erfolgt der Einstieg in der Regel mit der Vergütungsgruppe 6, Erfahrungsstufe 2.
Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?
Kranken-, Pflege- oder Rentenversicherung – die Einsatzmöglichkeiten in den Sozialversicherungen und ihren Fachabteilungen sind vielfältig.
Wer die Karriereleiter emporklettern möchte, kann die Ausbildung zum Krankenkassenfachwirt draufsatteln oder das Studium zum Krankenkassenbetriebswirt. Letzteres ist meist Voraussetzung, um Führungspositionen zu besetzen.
Wo finde ich weitere Informationen, wenn ich mehr über die Ausbildung bei der Sozialversicherung erfahren möchte?
Bei Fragen hilft die Jugend der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) gerne weiter.
Weitere Informationen bieten auch, hier exemplarisch, die Karriereportale der AOK und IKK Südwest.