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JobkompassArbeiten beim Zoll? Felix ist Zollbeamter und hat seinen Vorbereitungsdienst in Mecklenburg-Vorpommern absolviert. Foto: Alex Habenicht
Arbeiten beim Zoll Falsches Blaulicht …
… „massive“ Messer, illegal Beschäftigte: Wer beim Zoll arbeiten möchte, lernt im Vorbereitungsdienst ganz verschiedene Sachgebiete kennen. Felix schildert seinen Werdegang.
Zum FAQ: Arbeiten beim Zoll
Ein Parkplatz irgendwo in Stralsund, in den frühen Morgenstunden: Zoll und Bundespolizei besprechen den bevorstehenden Einsatz. Dann geht es schnell. Die Beamt*innen fahren mit Blaulicht auf eine Baustelle, alle wissen genau, was sie zu tun haben. Niemand darf das Gelände verlassen. Jedes Team befragt in einem bestimmten Bereich die Arbeiter. Fokus: Gibt es auf der Baustelle illegal Beschäftigte? Mitten im Geschehen: Felix, damals noch junger Anwärter beim Zoll.
„Etwas nervös ist man schon, wenn man zum ersten Mal dabei ist“, erinnert sich der heute 27-Jährige. „Aber dann ist man im Tunnel und macht seinen Job.“
Felix Reising kommt gebürtig aus der Nähe von Hamburg – ursprünglich hat er sich in der Hansestadt beim Zoll beworben. Doch als Bundesbehörde agiert der Zoll bundesweit; deshalb kann die Ausbildung auch an anderen Orten erfolgen, im Fall von Felix in Mecklenburg-Vorpommern. „Rostock, Stralsund, Neubrandenburg, Laage und Linken an der polnischen Grenze, ich bin gut herumgekommen“, sagt er. Nach der Ausbildung für den mittleren Dienst kehrt er als Finanzwirt – so lautet der offizielle Abschluss – nach Hamburg zurück und tritt im Hafen seine erste Stelle an. Schon damals ist er Gewerkschaftsmitglied bei der Deutschen Zoll- und Finanzgewerkschaft (BDZ), aktuell ist er für den Personalrat freigestellt.
Manche ergreifen die Flucht
Zurück in den Vorbereitungsdienst, zurück auf die Baustelle: Aufgabe der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) ist es, für faire Wettbewerbs- und Arbeitsbedingungen zu sorgen, erklärt Felix. Wie viel arbeiten Sie? Sind Sie versichert? Wie viel Urlaub haben Sie? Dies sind Beispiele für Fragen, die die Beamt*innen stellen. Letztlich geht es auch darum zu klären, ob die Beschäftigten gemäß ihres Aufenthaltstitels überhaupt arbeiten dürfen – oder eben illegal, schwarz an der Staatskasse vorbeiarbeiten, ohne Sozialabgaben zu zahlen.
Einmal haben wir eine Ladung gefährlicher Steckdosen beschlagnahmt. Man will sich nicht vorstellen, was hätte passieren können, wenn die in den Handel gekommen wären.
Felix über Zollarbeit
Es kommt vor, dass Personen die Flucht ergreifen, sobald eine Kontrolle startet. „Und es kommt vor, dass Leute bei den Befragungen falsche Angaben machen“, berichtet Felix. „Aber das bringt nichts, bei der Überprüfung kommt im Nachgang eh alles raus.“ An diesem Tag setzen die Beamt*innen eine nicht geringe Zahl an Personen fest, bei denen Klärungsbedarf besteht.
Von der Grenze zum Zollamt
Den theoretischen Teil der Ausbildung absolviert Felix in Rostock, einen weiteren Praxiseinsatz in Linken, direkt an der deutsch-polnischen Grenze. Dort kontrolliert er mit seinen Kolleg*innen LKW und PKW. Waffen, Drogen und andere verbotene Substanzen und Gegenstände sind es, die hier im Fokus stehen. Außerdem eingeführte Zigaretten, deren Menge den Eigenbedarf nicht überschreiten darf. „Das meiste war unauffällig, während meiner Zeit gab es keine spektakulären Funde“, erzählt der Beamte.
Die gab es hingegen im Zollamt in Laage, genauer in der Postabfertigung, wo der Zoll stichprobenartig Sendungen kontrolliert. „In einem Paket war ein massives Messer, dessen Einfuhr laut Waffengesetz verboten ist.“ Den Empfänger hat es nie erreicht, stattdessen flatterte eine Anzeige ins Haus. Ebenfalls nicht okay: eine Stoßstange mit Blaulicht, die jemand für sein privates Auto bestellt hatte. „In solchen Fällen leiten wir den Sachverhalt an die zuständige Marktüberwachungsbehörde weiter“, erklärt Felix. „Und die hat die Stoßstange dann endgültig aus dem Verkehr gezogen.“
Zweitverwendung vor Lebenszeit-Verbeamtung
Nach dem Vorbereitungsdienst ist Felix nun Beamter auf Probe – zuvor war er Beamter auf Widerruf – und kehrt in die Hansestadt zurück. Dort kümmert er sich im Hafen unter anderem um das Hofgeschäft. LKW fahren beim Zollamt vor, die Fahrer legen die Frachtpapiere vor und der Zoll prüft, ob sich wirklich die angegebenen Güter im Laderaum befinden. In der Probezeit ist auch eine sogenannte Zweitverwendung vorgesehen. „Das heißt im Prinzip nur, dass man noch einmal einen anderen Bereich kennenlernt.“
Der Dienstherr setzt Felix in der Sachbearbeitung ein, in der Abteilung Nacherhebung, Erstattung, Erlass (NEE). „Klingt erstmal abstrakt, hat aber einen sehr lebensnahen Bezug“, berichtet der Beamte. Als Zollunion hat Europa mit anderen Staaten sogenannte Präferenzabkommen abgeschlossen. Für bestimmte Staaten gelten vergünstigte Zölle, manche Entwicklungsländer zahlen gar keinen Zoll – was für welches Land gilt, dafür steckt die Politik den Rahmen ab. „Auf meinem Schreibtisch sind Fälle gelandet, wo etwas schiefgelaufen ist. Je nach Fall habe ich Zölle nacherhoben, erstattet oder erlassen.“
Mehr entdecken: FAQ – Basics rund um Beamtenverhältnis, Besoldung und Laufbahn
Wann der Zollbeamte mit einem guten Gefühl nach Hause geht? „Vor allem, wenn ich nicht bloß eine Vorschrift umgesetzt habe, sondern merke, dass meine Arbeit wirklich einen großen Unterschied gemacht hat“, sagt er. Beispiel? „Einmal haben wir eine Ladung gefährlicher Steckdosen beschlagnahmt. Man will sich nicht vorstellen, was hätte passieren können, wenn die in den Handel gekommen wären.“
Text: Christoph Dierking
FAQ: Arbeiten beim Zoll
Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen, um beim Zoll zu arbeiten?
Der Zoll bietet eine Ausbildung und zwei duale Studiengänge an. Für die Ausbildung ist der Mittlere Schulabschluss erforderlich, für die dualen Studiengänge das Abitur beziehungsweise Fachabitur.
Wie lange dauert es, Zollbeamt*in zu werden?
Die Ausbildung für den mittleren Dienst dauert zwei Jahre. Das duale Studium für den gehobenen Dienst drei Jahre, ebenso das duale Studium der Verwaltungsinformatik.
Was sind zentrale Ausbildungsinhalte beim Zoll?
In allen Ausbildungen gibt es Theorie- und Praxiseinheiten. Die Inhalte für den mittleren Dienst, gehobenen Dienst und den Studiengang der Verwaltungsinformatik beschreibt der Zoll ausführlich auf seiner Website.
Wo findet die Ausbildung statt?
Die Theorieeinheiten für den mittleren Dienst finden in Erfurt, Leipzig, Plessow, Rostock oder Sigmaringen statt, die für den gehobenen Dienst in Münster. Verwaltungsinformatik lehrt der Zoll in Brühl und Münster, ab 1. März 2026 auch in Rostock.
Die Praxisphasen absolvieren die Anwärter*innen bei den Ausbildungshauptzollämtern. Bundesweit gibt es 41 Standorte.
Was verdiene ich?
Zollbeamt*innen im mittleren Dienst steigen mit der Besoldungsgruppe A7 ein. Der Aufstieg in die Besoldungsgruppe A9 ist perspektivisch möglich.
Zollbeamt*innen im gehobenen Dienst steigen mit der Besoldungsgruppe A9 ein und können in die Besoldungsgruppe A13 aufsteigen.
Die aktuelle Besoldungstabelle für den Bund veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.
Welche Einsatzmöglichkeiten bieten sich mir nach der Ausbildung?
Wer die Ausbildung oder das duale Studium beim Zoll abgeschlossen hat, kann in sämtlichen Tätigkeitsbereichen des Zolls arbeiten. Dazu gehören einerseits die Warenabfertigung, die Steuererhebung und Betriebsprüfung, andererseits die Bekämpfung von Schmuggel, Geldwäsche und Schwarzarbeit.
Egal, ob Innen- oder Außendienst: Für alle Bereiche gibt es spezielle Abteilungen bei den Hauptzollämtern und der Zollfahndung.
Wo finde ich weitere Informationen?
Für alle, die Zollbeamt*in werden möchten, bietet der Zoll auf seinem Karriereportal, auf Instagram und YouTube ausführliche Informationen.
Einen guten Überblick liefert auch die Bundesagentur für Arbeit.