• Foto zum Thema "arbeiten beim Finanzamt": Zu sehen ist ein Porträt von Saskia, die beim Finanzamt in Gotha arbeitet.
    Jobkompass
    Arbeiten beim Finanzamt? Saskia hat die Ausbildung für den mittleren Dienst gemacht. Foto: Privat

Arbeiten beim Finanzamt Drehkreuz in Steuerfragen

Saskia befasst sich gerne mit Recht und schätzt den direkten Kontakt mit Menschen – beste Voraussetzungen für einen Job in der Auskunftsstelle des Finanzamts.

Das Telefon klingelt, Saskia nimmt ab, in der Leitung ein Mann: Er wolle anzeigen, dass sein Nachbar Brot für die Hühner sammelt, sagt er. Denn dafür seien doch sicher Steuern fällig. Die Finanzbeamtin ist kurz irritiert, dann schmunzelt sie und erklärt freundlich, dass eine solche Tätigkeit nicht der Steuerpflicht unterliegt. „Manchmal hören wir skurrile Sachen“ – aber das mache den Job abwechslungsreich.

Saskia Grimm hat die Ausbildung für den mittleren Dienst absolviert und ist Sachbearbeiterin beim Finanzamt in Gotha, genauer: in der telefonischen Auskunftsstelle. Kann ich das absetzen? Wo bekomme ich eine Umsatzsteuernummer her? Hat sich bei dieser oder jener Besteuerung etwas geändert? Mit diesen Anliegen wenden sich die Leute an sie.

Bei Fragen, die Detailwissen über den konkreten Einzelfall erfordern, ist die 26-Jährige das Drehkreuz: Dann vermittelt sie an die zuständigen Kolleg*innen im Haus. Wichtig: Das Finanzamt ist keine Steuerberatung. „Wenn jemand fragt, wo er den Handwerkerbesuch eintragen muss, ist das mal okay“, sagt Saskia. Aber die ganze Steuererklärung durchzugehen, das wäre eine unerlaubte Hilfeleistung und strafbar. Gegebenenfalls verweist das Finanzamt an die Steuerberatung oder Lohnsteuerhilfe.

„Steuerrecht rauf und runter“

Wirtschaft und Recht, dieses Fach belegt Saskia in der Schule als Leistungskurs – und als es um die Berufswahl geht, spielt die Sicherheit des Arbeitsplatzes für sie eine große Rolle. „Ob es beim Finanzamt mein Traumjob wird, konnte ich mit 18 natürlich noch nicht sagen“, erinnert sich die Beamtin, die aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt im südlichen Thüringen kommt. Sicher ist sie sich hingegen, dass Rechtsfragen eine Rolle spielen sollen.

Je mehr Zeit man reinsteckt, desto weniger Zeit braucht man bei der Bearbeitung von Steuererklärungen. Da merkt man, dass sich die Mühe lohnt.

Saskia

Und um die geht im Vorbereitungsdienst reichlich: „Ums Steuerrecht rauf und runter!“ Auch allgemeines Verwaltungshandeln steht auf dem Lehrplan. Den theoretischen Teil ihrer Ausbildung macht Saskia in der Landesfinanzschule in Gotha. Weil nach Hause pendeln sehr umständlich wäre, kommt sie im Wohnheim der Schule unter.

Welche charakterlichen Eigenschaften – jenseits vom Interesse für Recht – von Bedeutung sind? „Ehrgeiz und Disziplin sind wichtig“, sagt Saskia. Das Steuerrecht falle niemandem zu. Wer am Ball bleiben will, müsse viel investieren: „Je mehr Zeit man reinsteckt, desto weniger Zeit braucht man bei der Bearbeitung von Steuererklärungen. Da merkt man, dass sich die Mühe lohnt.“

Diese Erfahrung macht die Anwärterin im Finanzamt Jena, wo sie den praktischen Teil der Ausbildung absolviert und im Bereich Einkommenssteuer eingesetzt wird. Aber sie lernt auch sämtliche andere Bereiche kennen: von der Betriebsprüfung bis zur Poststelle. 2020 schließt sie ihre Ausbildung ab, darf sich fortan Finanzwirtin nennen und tritt ihre erste Stelle beim Finanzamt in Sonneberg an.

„Dankbarkeit der Leute motiviert“

2022 wechselt Saskia, heute Landesleiterin der dbb jugend in Thüringen, ins Finanzamt nach Gotha. Grund ist das gewerkschaftliche Engagement, das sich größtenteils in Erfurt abspielt. „Ich wollte näher am Geschehen sein und nicht mehr Urlaub nehmen müssen, um an Treffen teilzunehmen.“

Mehr entdecken: FAQ – Basics rund um Beamtenverhältnis, Besoldung und Laufbahn

Was der Beamtin am Job in der telefonischen Auskunftsstelle besonders gefällt? „Klar, es rufen auch Menschen an, die dem Finanzamt nicht sonderlich wohlgesonnen sind“, sagt sie. So manch einer sei bereits „auf 180“, wenn sie ins Gespräch geht. Mitunter gelingt es, die Stimmung durch die richtige Auskunft zu drehen. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn ich weiterhelfen kann. Die Dankbarkeit der Leute motiviert.“

Text: Christoph Dierking

FAQ: Arbeiten beim Finanzamt

Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen, wenn ich beim Finanzamt arbeiten möchte?

Möglich ist eine Ausbildung oder ein duales Studium. Für die Ausbildung ist der Mittlere Schulabschluss erforderlich, für das duale Studium das Abitur beziehungsweise Fachabitur.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Ausbildung für den mittleren Dienst dauert zwei Jahre, das duale Studium für den gehobenen Dienst drei.

Wo findet die Ausbildung statt?

Die praktische Ausbildung findet direkt in den Finanzämtern statt, die theoretische in sogenannten Finanzschulen beziehungsweise Steuerakademien. Diese sind jeweils bestimmten Einzugsgebieten zugeordnet.

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Die Anwärter*innen beschäftigen sich umfassend mit dem deutschen und internationalen Steuerrecht (Einkommenssteuer, Lohnsteuer, Gewerbesteuer), Buchführung sowie den Befugnissen und Fristen, welche die Abgabenordnung definiert. Ebenfalls auf dem Lehrplan: Wirtschaft und Politik, insbesondere das politische System der Bundesrepublik.

Was verdient man als Finanzbeamt*in?

Die Besoldung richtet sich nach dem Bundesland und der Laufbahn. Wer die Ausbildung für den mittleren Dienst abgeschlossen hat, startet mit einer A6- beziehungsweise A7-Besoldung; im gehobenen Dienst mit einer A9- beziehungsweise A10-Besoldung.

Die aktuellen Besoldungstabellen für die Länder veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?

Im Innendienst besteht die Möglichkeit, nach entsprechenden Fortbildungen Koordinationsaufgaben zu übernehmen, im Außendienst sind die Steuerfahndung und Betriebsprüfung mögliche Optionen. Wer sein Wissen weitergeben möchte, kann neben- oder auch hauptamtlich in der Finanzakademie unterrichten. Und wer eine höhere Laufbahn einschlagen möchte, dem steht eine Karriere in Mittelbehörden, Oberfinanzdirektionen, in Landesämtern für Steuern sowie Ministerien offen.

Wo finde ich weitere Informationen?

Weitere Informationen gibt es bei den Finanzverwaltungen der Bundesländer, bei der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG).