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JobkompassAlex macht berufsbegleitend den Master of Public Administration. Wenn er nicht gerade studiert, arbeitet er bei der Bundespolizeidirektion in München. Foto: Privat
Master of Public Administration Auch Personaler sind mal nervös
Projektmanagement, Controlling, HR: Ein Master of Public Administration öffnet Türen für Leitungspositionen in der Verwaltung. Alex hat sich für neue Wege entschieden.
Zum FAQ: Master of Public Administration
Es müssen nicht alle im Anzug zum Bewerbungsgespräch erscheinen – aber bauchfrei sollte es nicht sein. Das kommt mitunter vor. Und im öffentlichen Dienst ist das mit den Gehaltsverhandlungen so eine Sache: Die Arbeitgebenden sind an Tarifverträge gebunden und haben nicht den Spielraum, den die freie Wirtschaft bietet. „Manche stellen vollkommen realitätsferne Forderungen“, erzählt Alex. „Da bin ich doch manchmal etwas überrascht.“
Alexander Seeger macht berufsbegleitend im Fernstudium den Master of Public Administration in Kassel und arbeitet – wenn er nicht gerade studiert – bei der Bundespolizeidirektion in München. Als Teamleiter in der Personalabteilung verantwortet er Bewerbungsverfahren für Tarifbeschäftigte bei der Bundespolizei; angefangen bei der Ausschreibung über das Gespräch bis zur Einstellung. „Die meisten verbinden mit der Bundespolizei Beamtinnen und Beamte in Uniform“, sagt der 29-Jährige. „Aber es gibt hinter den Kulissen noch viele andere Beschäftigte, die den Laden am Laufen halten.“ Zum Beispiel das Personal in der Verwaltung, Kriminalaktenhaltung und in den Kfz-Werkstätten, aber auch bei den Diensthundezwingern oder auf den Schießständen. In Bayern handelt es sich um mehrere Hunderte Beschäftigte.
Karrierestart beim Finanzamt
Weiterentwicklung – das ist ein Stichwort, mit der man die bisherige Karriere von Alex beschreiben könnte. Stehenbleiben kommt für den gebürtigen Pforzheimer nicht infrage. Nach der Schule absolviert er beim Finanzamt eine Ausbildung zum Finanzwirt im mittleren Dienst. Daraufhin bewirbt er sich bei der Oberfinanzdirektion in Karlsruhe, wo sich die Möglichkeit ergibt, in der Personalabteilung zu arbeiten. Diese kümmert sich um Neueinstellungen bei allen Finanzämtern in Baden-Württemberg. „Meine Aufgabe war damals weniger fachlich, sondern mehr organisatorisch“, berichtet Alex. Heißt: Zu- und Absagen verschicken, bei Neueinstellungen persönliche Daten erfassen, Formalitäten erledigen.
In den ersten Berufsjahren wird dem Beamten klar, dass er die Arbeit nicht nur vorgesetzt bekommen, sondern auch selbst Entscheidungen treffen möchte. Um dieses Ziel zu verwirklichen, will er sich für den gehobenen Dienst qualifizieren und sattelt ein duales Studium an der Hochschule für Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg drauf. Das Fach: Steuerverwaltung. Hier stehen vor allem Steuerrecht und Wirtschaftswissenschaften auf dem Lehrplan. An der Hochschule paukt er die Theorie, bei seinem Ausbildungsfinanzamt in Stuttgart wendet er sie direkt in der Praxis an. Im Oktober 2020 schließt er das Studium ab. Wohin mit der neuen Fachexpertise?
Schrottwichteln am Bundesfinanzhof
Der Bundesfinanzhof in München ist einer der fünf obersten Gerichtshöfe in Deutschland. Seine Zuständigkeit: Steuer- und Zollsachen. Das Gericht unterteilt sich in elf Senate, die alle eine eigene Geschäftsstelle haben. Alex bewirbt sich auf die Position des Geschäftsstellenleiters und bekommt den Zuschlag. Fortan arbeitet er direkt mit Bundesrichter*innen zusammen.
„Am Anfang hatte ich eher ein konservatives Bild, aber das hat sich überhaupt nicht bestätigt“ – im Gegenteil: Die Hierarchien sind kaum zu spüren, es gibt Sommerfeste und Weihnachtsfeiern. Letzteres mit gemeinsamen Aktivitäten: „Beim Schrottwichteln habe ich eine unfassbar hässliche Porzellan-Ballerina ergattert“, erzählt Alex. „Die habe ich sogar immer noch.“
Auf den gehobenen Dienst soll der höhere Dienst folgen. Um sich für diesen zu qualifizieren, startet Alex berufsbegleitend in den Master of Public Administration an der Universität Kassel. Personalführung nimmt einen großen Teil des Fernstudiums ein. „Das hat mich auch über Vorlesungen und Skripte hinaus interessiert und inhaltlich total gepackt“ – doch am Bundesfinanzhof kann er in keine Position wechseln, die seinem Interesse und dem Master Rechnung trägt. Deshalb schaut sich der Baden-Württemberger nach etwas Neuem um und absolviert diverse Bewerbungsgespräche.
Auf der anderen Seite sitzen
Bei der Bundespolizeidirektion in München klappt es für beide Seiten. Aufgabe der Behörde ist – ganz allgemein – die Bundespolizei in Bayern zu verwalten. Ihr unterstehen die Bundespolizeiinspektionen und -reviere. Übergeordnet stehen das Bundespolizeipräsidium in Potsdam und schließlich das Bundesministerium des Innern in Berlin.
Bei meinen ersten Gesprächen war ich wahrscheinlich nervöser als die Bewerber.
Alexander Seeger
Von nun an sitzt Alex in Bewerbungsgesprächen auf der anderen Seite. „Bei meinen ersten Gesprächen war ich wahrscheinlich nervöser als die Bewerber“, erinnert er sich und lacht. Doch die Routine kommt schnell. Wenn ein Bewerber ins Schwimmen kommt, ist Alex derjenige, der beruhigt und dazu auffordert, einen Schluck Wasser zu trinken. „Wir sind meistens zu sechst, damit rechnen viele nicht.“ Außer Alex sind regelmäßig noch die zuständige Dienststellenleitung dabei, außerdem jemand aus dem Fachbereich, jemand vom Personalrat, von der Schwerbehindertenvertretung sowie die Gleichstellungsbeauftragte. Das macht viele Bewerber*innen nervös.
Mehr entdecken: FAQ – Basics rund um Beamtenverhältnis, Besoldung und Laufbahn
Was der Personaler besonders an seinem Job schätzt? „Gespräche sind immer spannend, weil man nie weiß, wer da jetzt kommt“ – man erfahre immer erst im direkten Austausch, welcher Mensch sich hinter einem Anschreiben und Lebenslauf verbirgt. „Manchmal ist die schriftliche Bewerbung top, im Gespräch passt es dann nicht. Manchmal ist es genau umgekehrt.“
Und wann er mit einem guten Gefühl nach Hause geht? „Wenn der Laden läuft.“
Text: Christoph Dierking
FAQ: Master of Public Administration
Welche Voraussetzungen muss ich für den Master of Public Administration mitbringen?
Die Zugangsvoraussetzungen können sich je nach Universität und Hochschule unterscheiden. Grundsätzlich ist ein Hochschul- oder Fachhochschulabschluss Voraussetzung. Zudem müssen die Bewerber*innen in der Regel für einen bestimmten Mindestzeitraum, meist ein Jahr, in der öffentlichen Verwaltung beschäftigt gewesen sein.
Manche Studiengänge richten sich ausschließlich an Beamt*innen.
Wie lange dauert das Studium?
Die Regelstudienzeit beträgt je nach Universität oder Hochschule fünf bis sechs Semester. Heißt: 2,5 bis drei Jahre.
Was sind zentrale Studieninhalte?
Auf dem Lehrplan stehen unter anderem Personalwesen, Controlling und Projektmanagement. Hinzu kommen Digitalisierung, darunter E-Governance, Verwaltungsrecht und Change-Management.
Wo findet das Studium statt?
Da es sich in der Regel um ein berufsbegleitendes Fernstudium handelt, sind die Studierenden flexibel. Der Veranstaltungsort von Präsensveranstaltungen richtet sich nach der Universität beziehungsweise Hochschule.
Was verdiene ich, wenn ich den Master of Public Administration absolviert habe?
Das lässt sich schwierig verallgemeinern. Grundsätzlich befähigt ein Masterabschluss für eine Tätigkeit im höheren Dienst. Das ist abhängig von der jeweiligen Laufbahnverordnung. Entsprechend starten Beamt*innen mit einer A13-Besoldung; Tarifbeschäftigte mit der Entgeltgruppe E13.
Die aktuellen Besoldungs- und Entgelttabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.
Welche Karrierechancen bieten sich mir nach dem Master of Public Administration?
Wer den Studiengang absolviert hat, kann Leitungspositionen übernehmen. Es steht eine Vielzahl von Stellen offen, die den eigenen Interessen entsprechen: etwa in Personalwesen, Controlling und Projektmanagement innerhalb der öffentlichen Verwaltung.
Wo finde ich weitere Informationen, wenn ich mich für den Master of Public Administration interessiere?
Weitere Informationen bieten alle Universitäten und Hochschulen, die den Studiengang anbieten, hier exemplarisch: UNIKIMS, die Management School der Universität Kassel, und die Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung.