• Das Foto zeigt Tim, einen Notfallsnaitäter aus Wuppertal, vor dem Rettungswagen.
    Abwechlung im Job garantiert: Tim ist Notfallsanitäter.

Ausbildung zum Notfallsanitäter Chef auf dem Rettungswagen

Tim arbeitet für die Feuerwehr in Wuppertal. Der erste Einsatz nach der Ausbildung führte den Notfallsanitäter in eine Residenz.

Zum FAQ: Notfallsanitäter*in werden

Für die Betroffene ein schlimmes Erlebnis, für den Retter Routine: Eine Seniorin ist gestürzt. Sie nimmt Blutverdünner, weshalb sich die Blutung am Kopf nicht so einfach stoppen lässt. „In solchen Fällen legen wir einen Verband an“, erklärt Tim. „Und dann geht es ab ins Krankenhaus, um innere Blutungen auszuschließen.“

Für Tim Yannik Gaumann war es der erste Einsatz, nachdem er seine Ausbildung zum Notfallsanitäter abgeschlossen hatte. Deshalb erinnert er sich. „Aber wahrscheinlich auch, weil es noch nicht so lange her ist“, ergänzt der 28-Jährige und lacht. Denn vergleichbare Einsätze kennt der gelernte Feuerwehrmann bereits aus der Perspektive des Rettungssanitäters. „Bei uns in Wuppertal ist es so, dass die Feuerwehr auch den Rettungsdienst besetzt. Deshalb sind alle Feuerwehrleute auch Rettungssanitäter und übernehmen Schichten im Rettungsdienst.“

Rettungs- und Notfallsanitäter: Was ist der Unterschied?

Rettungssanitäter, Notfallsanitäter, außerdem noch Rettungsassistenten – da ist es mitunter schwierig, den Überblick zu behalten. „Ein Rettungssanitäter hat eine dreimonatige Ausbildung, fährt den Rettungswagen und kann mit allen medizinischen Geräten umgehen“, erklärt Tim. Kurzum: „Er hat ein medizinisches Grundverständnis, damit er immer weiß, was im Einsatz gerade los ist.“

Notfallsanitäter*innen hingegen haben eine fundierte medizinische Ausbildung, die drei Jahre dauert. Sie tragen die Verantwortung auf dem Fahrzeug und entscheiden beispielsweise, ob ein Notarzt hinzukommen muss. Und der Rettungsassistent ist eine aussterbende Spezies: „Das ist ein alter Beruf, sozusagen der Vorgänger des Notfallsanitäters.“

Für Tim ist schon in der Kindheit klar, dass er zur Feuerwehr möchte. Im Urlaub auf der Insel Fuerteventura kommt er mit seinen Eltern zufällig an einem großen Löscheinsatz vorbei. Was genau gebrannt hat, weiß er nicht mehr – ein prägendes Ereignis war es trotzdem. „Ich habe mich damals unfassbar geärgert, dass ich erst mit zehn zur Jugendfeuerwehr durfte“, erinnert sich der gebürtige Siegener. 

Nach der Realschule entscheidet sich Tim, eine Ausbildung zum Elektroniker zu machen. Aber die ist bloß das Mittel zum Zweck. Wer zur Feuerwehr möchte, muss eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, idealerweise im technischen oder handwerklichen Bereich. Darauf folgt die eigentliche Ausbildung zum Feuerwehrmann, die Tim in Wuppertal absolviert. Charaktereigenschaften, die im Job gefragt sind? Klare Ansage: „Wer nicht im Team arbeiten kann, ist bei uns falsch!“ Darüber hinaus sind körperliche Fitness, psychische Stabilität und Stressresilienz von großer Bedeutung. Das gilt auch für den Rettungsdienst.

Die Ausbildung zum Notfallsanitäter verkürzen?

Schon in seinen ersten Dienstjahren möchte Tim – zu diesem Zeitpunkt Rettungssanitäter – gerne besser verstehen, warum sein Vorgesetzter – ein Notfallsanitäter – bei den Einsätzen so handelt, wie er handelt. „Ich wollte wissen, was genau im Körper schiefläuft, zum Beispiel bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt.“

Hinzu kommt: Mit der Zeit stellen sich viele Beschäftigte die Frage, wie es mit der Berufskarriere weitergehen soll. „Die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist ein nützlicher Baustein für den weiteren Karriereweg innerhalb der Feuerwehr“, erklärt Tim. Das habe für ihn, abgesehen vom Erkenntnisinteresse, ebenfalls eine Rolle gespielt.

Da er bereits Rettungssanitäter ist, kann er die Ausbildung zum Notfallsanitäter von drei auf 2,5 Jahre verkürzen. Er besucht die Rettungsdienstakademie in Wuppertal und absolviert Praktika im Krankenhaus – und natürlich im Rettungsdienst. Im Herbst 2024 ist er fertig und kehrt zur Feuerwehr zurück.

Der Finger war nicht ab, die Wunde nicht einmal tief. Da hat es auch ein Pflaster getan.

Tim über Einsätze, die unnötig Personal binden

Aktuell arbeitet Tim im 24-Stunden-Schichtdienst. Start ist um 7.30 Uhr. Eine der ersten Amtshandlungen: der sogenannte „Fahrzeugcheck“. Dabei prüft er, ob alle Geräte funktionieren und vollständig sind, auch die Desinfektion gehört dazu. „Letzteres machen wir natürlich auch direkt nach den Einsätzen“, sagt der Beamte. „Aber morgens gibt’s einmal eine Intensivreinigung.“

Wann den Rettungsdienst rufen?

Das ist eine Frage, die in Tims Berufsalltag große Relevanz hat: Einmal musste er mit seinem Kollegen zu einer Frau ausrücken, die sich beim Kartoffelschälen in den Finger geschnitten hatte. So war es auch, aber: „Der Finger war nicht ab, die Wunde nicht einmal tief. Da hat es auch ein Pflaster getan.“

Einsätze wie diese sind für den Rettungsdienst ärgerlich, weil sie in der Summe eine enorme Belastung darstellen und Kräfte binden, die woanders viel dringender gebraucht werden.

Den Notruf wählt man, wenn plötzlich starke Schmerzen oder Wesensveränderungen auftreten, allergische Reaktionen drohen oder bei Bewusstlosigkeit, erklärt der Notfallsanitäter. Kurzum: „Die Einsätze müssen einen Sinn haben“ – es müsse gar nicht unbedingt immer die stark blutende Wunde sein. „Wenn ein alter Herr stürzt, selbst nicht aufstehen kann und niemanden hat, der hilft, dann ist der Notruf absolut gerechtfertigt. Was soll er sonst machen?“

Mehr entdecken: FAQ – Basics rund um Beamtenverhältnis, Besoldung und Laufbahn

Welche skurrilen Einsätze er bisher erlebt hat? „Da gibt es einiges, aber das bleibt im Kollegenkreis“, sagt Tim. Das sei ihm aus Respekt vor den Betroffenen wichtig. Nur so viel: „Manches ist peinlich oder geht tief in die Privatsphäre.“

Eine Anekdote hat er dennoch parat, allerdings von der Feuerwehr: Einmal meldete sich ein besorgter Bürger bei der Leitstelle, weil – so die Information – ein Vogel auffällig lange in einem Baum saß. „Wir haben uns gefragt, was das soll. Vögel machen solche Sachen, Bäume sind ihr natürlicher Lebensraum.“

Während der Anfahrt folgte prompt die Entwarnung der Leitstelle: Der besorgte Bürger habe erneut angerufen und mitgeteilt, dass der Vogel weggeflogen sei.

Text: Christoph Dierking

 

FAQ: Ausbildung zum Notfallsanitäter / zur Notfallsanitäterin

Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?

Für die Ausbildung zum Notfallsanitäter beziehungsweise zur Notfallsanitäterin brauchst du in der Regel einen mittleren Schulabschluss. Abhängig von Stadt, Gemeinde oder Träger können weitere Kriterien hinzukommen, unter anderem ein Führerschein der Klasse B oder das Mindestalter von 18 Jahren. Ebenfalls ein wichtiger Punkt: kein Eintrag im Führungszeugnis.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Ausbildung zum Notfallsanitäter dauert in der Regel drei Jahre. Wer bereits ausgebildeter Rettungssanitäter beziehungsweise ausgebildete Rettungssanitäterin ist, kann verkürzen.

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Von der Erstversorgung von Patient*innen über Krankheitsbilder bis hin zu biochemischen Prozessen, die im Körper ablaufen – all das steht auf dem Lehrplan, stets mit Blick auf die Notfallversorgung.

Wo findet die Ausbildung statt?

Der theoretische Teil findet in Bildungseinrichtungen statt, manche Städte und Träger betreiben eigene Rettungsdienstakademien. Die praktische Ausbildung umfasst Praktika im Krankenhaus und auf dem Rettungswagen.

Was verdiene ich als Notfallsanitäter*in?

Verbeamtete Berufseinsteiger im mittleren Dienst erhalten eine A7-Besoldung. Beförderungen bis zur Besoldungsgruppe A9 sind möglich.

Tarifbeschäftigte werden in der Regel in die Entgeltgruppe P 8, Stufe 2, eingeordnet (TVöD-P). Hinzu kommen gegebenenfalls Zulagen, beispielsweise für Schichtarbeit.

Die aktuellen Besoldungs- und Entgelttabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?

Wer sein Wissen an Auszubildende weitergeben möchte, kann als Praxisanleiter*in arbeiten. Und wer Führungspositionen übernehmen möchte, kann ein Studium draufsatteln, beispielsweise als Betriebswirt*in für Management im Gesundheitswesen.

Wo finde ich weitere Informationen?

Weitere Informationen findest du in den Informationsportalen von Städten, Gemeinden und freien Trägern, hier exemplarisch bei der Feuerwehr Wuppertal.

Einen guten Überblick liefert auch die Bundesagentur für Arbeit.