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JobkompassKommunaler Verwaltungsdienst dual studieren? Nicole schildert ihren Werdegang und gibt Einblicke in mögliche Karriereperspektiven. Foto: Privat
Kommunaler Verwaltungsdienst (duales Studium) Die Vielfalt in der Verwaltung ausschöpfen
Nicole ist ausgebildete Verwaltungswirtin, zudem hat sie den Bachelor of Laws absolviert – und im Laufe ihres Berufslebens bereits viele Tätigkeiten in der Verwaltung kennengelernt.
Zum FAQ: Kommunaler Verwaltungsdienst (duales Studium)
Einwohnermeldeamt, München: Nicole, damals 20 Jahre, schaut auf den Bildschirm, erledigt noch etwas, dann wendet sie sich dem nächsten zu, der ein Anliegen hat. Prompt blickt sie in die Augen eines Schauspielers, den sie sehr schätzt. „Der stand einfach plötzlich da, und ich war total überfordert“, erinnert sie sich und lacht. Ebenfalls der innere Konflikt ist ihr noch in Erinnerung: einerseits der Wunsch, nach einem gemeinsamen Foto zu fragen, andererseits die Pflicht, professionell zu bleiben. Um wen es sich handelte? Das muss wegen des Datenschutzes geheim bleiben.
Nicole Schorn ist Kommunalbeamtin, Projekt- und Prozessmanagerin – und Vorsitzende der dbb jugend in Nordrhein-Westfalen. Seit Juni 2025, zum Zeitpunkt des Gesprächs mit #staatklar gerade einmal zwei Wochen, arbeitet sie bei der Stadt Wuppertal im Geschäftsbereich Klima- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Grünflächen und Recht. Dort gehört unter anderem die Betreuung des Gesundheitsamtes oder Personalthemen, zum Beispiel die Stellenbewertung, zu ihren Aufgaben. Zuvor hat Nicole, die gebürtig aus Remscheid kommt, in vielen verschiedenen Positionen gearbeitet und dabei die Vielfalt an Möglichkeiten genutzt, welche die öffentliche Verwaltung bietet.
Das Beste ist in meinen Augen, dass man die Stadt, in der man selbst lebt, voranbringen kann, indem man Projekte mitgestaltet.
Nicole über die Arbeit in der kommunalen Verwaltung
„Als Kind war mein Traum, Oberbürgermeisterin zu werden“, erzählt die 35-Jährige, die eine Schule mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung besucht hat. Als es nach dem Fachabitur um die Wahl des Ausbildungsplatzes geht, beschließt sie, an diesen Schwerpunkt anzuknüpfen und sich in der Kommunalverwaltung zu bewerben. „Eigentlich hatte ich mich auf die Ausbildung im Angestelltenverhältnis beworben, aber die Stadt Wuppertal schlug mir vor, die Beamtenlaufbahn einzuschlagen“ – ihre Familie und vor allem ihre Großeltern finden den Vorschlag super. „Klar, ein sicherer Job bedeutet auch mir viel, aber für die ältere Generation spielt es noch einmal eine größere Rolle.“
Station in München
Doch nach dem Vorbereitungsdienst, den Nicole als Verwaltungswirtin abschließt, folgt die Ernüchterung – es tritt ein, was quasi als ausgeschlossen gilt. Die Stadt darf keine Auszubildenden übernehmen, weil für sie das Haushaltssicherungskonzept gilt und die Bezirksregierung die Übernahme untersagt. „Das war erstmal für alle ein Schock, ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte“, sagt die Beamtin.
Doch sie fasst schnell neuen Mut und bewirbt sich. Teils initiativ, teils auf Ausschreibungen. Aus München, wo sie sich beim Einwohnermeldeamt beworben hat, folgt eine Einladung zum Gespräch. „Ich habe es mit einem Kurzurlaub verbunden und bin mit einer Freundin hingefahren, um herauszufinden, ob ich dort leben möchte“ – für Nicole ist es der erste Aufenthalt in der bayerischen Landeshauptstadt überhaupt. Und im Bewerbungsgespräch sammelt sie erste Erfahrungen mit dem Dialekt: „Ich musste mehrfach nachfragen, weil ich wirklich nichts verstanden habe. Danach dachte ich: Das war eine Vollkatastrophe!“
Aber das Gegenteil ist der Fall. Nicole bekommt den Zuschlag, packt ihre Sachen in ihren Suzuki Swift und zieht von Nordrhein-Westfalen in den Süden um, wo sie sich – ganz im Sinne des Dialekts – schnell das „Servus“ als Grußformel aneignet. Als Sachbearbeiterin im Einwohnermeldeamt kümmert sie sich um Ummeldungen, nimmt Anträge für Personalausweise und Reisepässe entgegen – wenn es sich ergibt, auch von bekannten Schauspielern. Ihr Fazit: „Die Entscheidung, in eine fremde Stadt zu ziehen, war absolut richtig. Ich habe viel über mich und das Leben gelernt.“
Station in der Hochschule
Nach etwa eineinhalb Jahren zieht es sie aus familiären Gründen wieder in die Heimat zurück. In Wuppertal – inzwischen darf die Stadt wieder Personal einstellen – tritt sie eine Stelle im Einwohneramt an und kann ihre Tätigkeit als Sachbearbeiterin nahtlos fortführen.
Schließlich wird der Wunsch, sich für den gehobenen Dienst zu qualifizieren, immer stärker: „Ich hatte nichts zu verlieren und konnte nur gewinnen.“ Um die Voraussetzungen für einen Laufbahnwechsel zu erfüllen, startet Nicole an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Nordrhein-Westfalen durch. Die Studienrichtung: kommunaler Verwaltungsdienst. Der Abschluss: Bachelor of Laws. Entsprechend liegt der Fokus auf Rechtswissenschaften. „Das Studium ist dual ausgelegt, die Theorie vermittelt die Hochschule“ – die Praxiseinheiten absolvieren die Studierenden in den Behörden, genau: in den Bereichen Ordnung, Finanzen, Personal und Soziales.
Station bei der Feuerwehr
Mit dem Bachelor im Lebenslauf bieten sich neue Möglichkeiten: Die Beamtin arbeitet zunächst in der Geschäftsführung der Bezirksvertretung, dann im Finanzcontrolling der Feuerwehr. Ihr Büro befindet sich mitten im Geschehen, direkt auf der Wache, wo das ein oder andere Mal auch ein Hubschrauber direkt neben ihrem Bürofenster landet. „Ich fand es cool, Teil der Feuerwehr zu sein, der Arbeitsbereich ist extrem sinnstiftend.“ Inhaltlich beschäftigt sich Nicole mit den Verwaltungsvorgängen im Hintergrund, unter anderem wickelt sie die Tankkosten für die Einsatzfahrzeuge ab und kalkuliert die Rettungsdienstgebühren. „Wenn man nicht direkt damit zu tun hat, denkt man gar nicht darüber nach, welcher Kostenapparat eigentlich hinter der Menschenrettung steckt.“
Mehr entdecken: FAQ – Basics rund um Beamtenverhältnis, Besoldung und Laufbahn
Was Nicole allen mit auf den Weg geben würde, die sich für eine Ausbildung in der Verwaltung interessieren? „Die generalistische Ausbildung öffnet viele Türen“ – egal, ob Ordnungsamt oder Zoo, wenn es Stellen gibt, sei es möglich, in den unterschiedlichsten Bereichen zu arbeiten. „Aber das Beste ist in meinen Augen, dass man die Stadt, in der man selbst lebt, voranbringen kann, indem man Projekte mitgestaltet.“
Text: Christoph Dierking
FAQ: Kommunaler Verwaltungsdienst (duales Studium)
Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um das Fach „Kommunaler Verwaltungsdienst“ zu studieren?
Erforderlich sind die Allgemeine Hochschulreife, die Fachschulreife oder gleichwertige Qualifikationen.
Wie lange dauert das duale Studium?
Das Studium dauert drei Jahre.
Was sind zentrale Studieninhalte?
Auf dem Lehrplan stehen Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. In der Praxis lernen die Studierenden die Bereiche Ordnung, Finanzen, Personal und Soziales kennen.
Wo findet das Studium statt?
Der theoretische Teil findet in der Hochschule statt, der praktische in den Behörden vor Ort.
Was verdiene ich nach dem Studium?
Nach dem Studium steigen die Absolvent*innen in die Besoldungsgruppe A 9 ein (Stufe 3).
Die aktuellen Besoldungstabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.
Welche Karriereoptionen habe ich nach dem Studium?
Wer das Studium abgeschlossen hat, ist Generalist*in und hat entsprechend viele Möglichkeiten innerhalb der Verwaltung – etwa im Ordnungsamt, im Projektmanagement und im Controlling.
Wer sich für den höheren Dienst interessiert und Führungsaufgaben übernehmen möchte, erfüllt die Voraussetzungen, um den erforderlichen Master draufzusatteln.
Wo finde ich weitere Informationen, wenn ich mich für das duale Studium „Kommunaler Verwaltungsdienst“ interessiere?
Weitere Informationen bieten die Hochschulen, die den Studiengang anbieten, hier exemplarisch die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen.