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In Zeiten geopolitischer Spannungen rückt die Einführung einer europäischen Armee in den Fokus der politischen Debatte. Foto: Colourbox/dbb
MPA-Masterarbeitspreis Masterarbeit untersucht Einführung einer europäischen Armee
Wie lässt sich eine europäische Armee rechtlich umsetzen? Mit dieser Frage hat sich eine Masterarbeit befasst, deren Autorin dafür ausgezeichnet worden ist.
Besonders gelungene Abschlussarbeiten würdigt die UNIKIMS – das ist die Management School der Universität Kassel – jedes Jahr mit Auszeichnungen. Im Studiengang Master of Public Administration (MPA) geht der Preis in diesem Jahr an Rebecca Watermann. Die 25-jährige Landesbeamtin aus Nordrhein-Westfalen hat sich mit der Einführung einer europäischen Armee auseinandergesetzt.
Aktuell ist die sicherheitspolitische Lage angespannt, neu ist die Debatte um die Einführung einer europäischen Armee allerdings nicht: Bereits 1950 regte Winston Churchill, damaliger Premierminister Großbritanniens, die Bildung einer europäischen Armee an. Obwohl er mit dem Vorhaben scheiterte, war das Thema in den vergangenen 75 Jahren immer wieder Gegenstand politischer Diskussionen. Heute ist es angesichts der geopolitischen Spannungen und Bedrohungen, etwa durch hybride Kriegsführung, relevanter denn je.
„Die Medien haben viel berichtet, ich habe die Debatte aufmerksam verfolgt“, sagt Watermann rückblickend über die Zeit der Themenfindung. „Gleichzeitig wollte ich ein Thema mit Alleinstellungsmerkmal bearbeiten.“
Arbeit soll Forschungslücke schließen
Bei einer ersten wissenschaftlichen Recherche ist ihr schnell klar geworden: In der Politikwissenschaft gab es bereits Beiträge zur Einführung einer europäischen Armee, aber aus rechts- und verwaltungswissenschaftlicher Perspektive hatte bislang niemand die Voraussetzungen und Möglichkeiten untersucht.
Mit ihrer Arbeit versucht Watermann, diese Forschungslücke zu schließen. Sie analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie deren praktische Ausgestaltung im Kontext des EU-Rechts und der deutschen Verfassung. Dabei spielen drei in der wissenschaftlichen Literatur diskutierte Modelle zur Ausgestaltung einer europäischen Armee eine zentrale Rolle:
Eine einheitliche, intergouvernementale europäische Armee. Das bedeutet: Eine zwischenstaatliche europäische Behörde koordiniert die nationalen Armeen, die Entscheidungsgewalt verbleibt jedoch bei den EU-Mitgliedstaaten.
Eine einheitliche vergemeinschaftete europäische Armee. Dieses Modell sieht die vollständige Auflösung der nationalen Streitkräfte zugunsten einer dauerhaft einsatzbereiten, zentral organisierten Armee unter EU-Kontrolle vor.
Eine gemeinsame vergemeinschaftete europäische Armee. Die nationalen Streitkräfte bleiben bestehen, zusätzlich wird eine eigenständige, europäische Armee geschaffen.
Ein Kompromiss, der für Ausgewogenheit sorgt
Die größte Schwierigkeit bei der Arbeit? „Für die Analyse hat ein Grundmodell gefehlt“, berichtet Watermann. Zunächst habe sie ein eigenes verfassungsrechtliches Prüfmodell aufbauen und Kriterien zur vergleichenden Bewertung der Modelle definieren müssen. Nach Prüfung und Vergleich der Modelle empfiehlt Watermann die schrittweise Implementierung einer gemeinsamen, vergemeinschafteten europäischen Armee: „Dieses Modell bietet einen ausgewogenen Kompromiss zwischen europäischer Kohärenz und nationalstaatlicher Verfassungsidentität.“
Prof. Dr. Caroline Fischer, akademische Leiterin an der UNIKIMS, begründet die Auszeichnung der Masterarbeit wie folgt: „Frau Watermann beleuchtet vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen, wie eine europäische Armee implementiert werden könnte. Dazu betrachtet sie sowohl die damit verbundenen Chancen als auch Hindernisse auf dem Weg und liefert ein überzeugendes Plädoyer für eine Europaarmee. Das Preiskomitee hat vor allem die gelungene Kombination aus gesellschaftlicher Relevanz und der hohen fachlichen Qualität überzeugt.“
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Studium und Beruf unter einen Hut bringen
Watermann begann ihr berufsbegleitendes Studium an der UNIKIMS 2022 nach ihrem Bachelorabschluss an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (HSPV) am Standort Köln. Hauptberuflich ist sie als Sachbearbeiterin beim Landschaftsverband Rheinland tätig. Dort ist sie für die Gewährung von Eingliederungshilfeleistungen für Kinder mit (drohender) Behinderung zuständig.
Wie die Absolventin auf ihre Zeit an der UNIKIMS zurückblickt? „Wer neben dem Studium in Vollzeit arbeitet, braucht ein gutes Zeitmanagement“, sagt sie. So sei die Belastung durch die dienstliche Tätigkeit und das berufsbegleitende Studium gerade während des Schreibens der Masterarbeit hoch gewesen. „Ich konnte sehr viel aus dem Studium mitnehmen, sowohl auf fachlicher als auch auf persönlicher Ebene. Man lernt, strukturierter zu denken, komplexe Zusammenhänge zu analysieren und auch über sich hinauszuwachsen.“
Besonders profitiert habe sie von der engen Verknüpfung von Theorie und Praxis in den Veranstaltungen des Masters of Public Administration. Mit dem Abschluss erhofft sich Watermann neue berufliche Perspektiven und weitere Aufstiegsmöglichkeiten.
Auf der Website der UNIKIMS findest du weitere Informationen zum Master of Public Administration.
Text: UNIKIMS