• Erzieher*in werden? Ausbildung, Gehalt, Karriere: Der Job-Kompass von #staatklar liefert den Überblick.
    Laura Behnke ist Erzieherin und stellvertretende Leiterin einer Kindertagesstätte in Rheinland-Pfalz. Foto: Privat

Jobkompass: Die Erzieherin

Die Kleinsten ins Leben begleiten

Sprechen, laufen, erste Freunde finden: In der Kita machen Kinder in ihrer Entwicklung einen großen Satz nach vorn. Am Anfang fließen meistens ein paar Tränen.

Erster Tag, Mama und Papa gehen, das Kind bleibt in der neuen Umgebung, bei unbekannten Menschen. „Die Eingewöhnungsphase ist oft für beide Seiten eine Herausforderung“, erzählt Laura Behnke. „Für die Eltern sind wir wichtige Vertrauenspersonen, sie geben ihr wichtigstes Gut in unsere Hände.“ Doch auch wenn morgens ein paar Abschiedstränen fließen, die Welt ist meistens schnell wieder in Ordnung. Schließlich kommen die Eltern am Nachmittag wieder, zum Abholen – und oft wollen die Kinder dann gar nicht mehr gehen, weil es ihnen so gut gefällt.

Laura Behnke ist Erzieherin und stellvertretende Leiterin einer Kindertagesstätte in Winden, einem kleinen Ort in Rheinland-Pfalz. Dort betreut sie Mädchen und Jungen im Alter von einem Jahr bis dreieinhalb Jahren. Jedes Kind ist anders. „Flexibilität, Empathie und Kommunikationsstärke sind im Job wichtige Eigenschaften“, sagt die 28-Jährige. „Wir müssen auf jedes Kind eingehen und gute Bindungspersonen sein.“ Heißt: allen die Gewissheit vermitteln, dass sie sich jederzeit anvertrauen und um Hilfe bitten dürfen.

Soziale Ader liegt in der Familie

Nach der Schule sammelt die gebürtige Rheinländerin zunächst berufliche Einblicke im Friseurhandwerk und in einer Theaterschneiderei. „Aber ich habe gemerkt, dass ein sozialer Beruf besser passt, das wurde mir in die Wiege gelegt“, erzählt sie und meint damit die soziale Ader ihrer Familie: Mutter und Schwester arbeiten ebenfalls als Erzieherinnen, ihr Vater hat als Schreiner in einer Behindertenwerkstatt viel und gerne mit Menschen zu tun gehabt.

Bundesweit führen viele Wege zum Abschluss Staatlich anerkannte Erzieher*in. In Rheinland-Pfalz absolviert Behnke zunächst eine zweijährige Ausbildung zur Sozialassistentin, wo sie sich sozialpädagogische, hauswirtschaftliche und pflegerische Kompetenzen aneignet. Darauf folgt die eigentliche Ausbildung zur Erzieherin, die sich in ihrem Fall aus einem schulischen Teil und einem Anerkennungsjahr zusammensetzt.

Klassiker unter Kindern: Mit der Schippe hauen

Inzwischen ist Behnke sieben Jahre im Job. Was sie motiviert und antreibt? „Mich faszinieren immer wieder die Fortschritte, die Kinder in den ersten Lebensjahren machen.“

Sie entwickeln ihren Wortschatz. Sie lernen laufen. Zur Toilette gehen. Sich selbstständig die Hände waschen. Mit Besteck essen. Bedürfnisse äußern. Und insbesondere auch soziale Kompetenzen: „Zum Beispiel, wie man auf andere zugeht und Kontakte knüpft“, berichtet die Erzieherin. „Spielzeug wegnehmen, ein anderes Kind mit der Schippe hauen, das sind dabei Klassiker.“ Entwicklungspsychologisch verbirgt sich dahinter der Wunsch, Aufmerksamkeit zu bekommen, der Wunsch nach Kontakt. „Wir vermitteln dann natürlich Grenzen und zeigen, was geht und was nicht geht.“

Die Erzieherin dokumentiert alle Fortschritte sorgfältig. Alle erlernten Kompetenzen bilden später eine wichtige Basis für die Grundschule. Bereits zwei bis drei Monate, nachdem ein Kind in die Kita gestartet ist, kommen die Eltern zum Gespräch. „Sie erzählen dann oft von den Fortschritten, die sie auch zu Hause beobachten.“

Spezielle Ohrstöpsel schirmen Lärm ab

Und wie es sich mit dem Lärm in der Kita verhält? „Mein Freund fragt mich manchmal ironisch, ob ich den Fernseher nicht noch lauter machen möchte“, verrät Behnke und lacht. „Natürlich ist es so, dass Kinder noch nicht das Bewusstsein für die Lautstärke ihrer Stimme haben, das ist in unserem Job ein Thema.“ Es ist nun einmal sehr laut, wenn 10 bis 25 Kinder in einer Gruppe miteinander spielen, das liege in der Natur der Sache. Aber damit lässt sich pragmatisch umgehen. Zum Beispiel gibt es spezielle Ohrstöpsel, die Lärm abschirmen, aber trotzdem noch so durchlässig sind, dass die Erzieher*innen alles mitbekommen, was wichtig ist.

Meistens schließt Laura Behnke die Kindertagesstätte am späten Nachmittag ab, nach 16 Uhr, dann wurden alle Kinder abgeholt. „Wenn alle mit einem Lächeln nach Hause gehen, gehe auch ich mit einem Lächeln nach Hause“, sagt sie. Das ist meistens der Fall – aber vor allem auch, wenn es gelingt, mit der Gruppe gemeinsame Ausflüge zu unternehmen. Doch das wird wegen Personalmangels zunehmend schwieriger.

Text: Christoph Dierking

FAQ: Erzieher*in werden

Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?

Die Zugangsvoraussetzungen können stark variieren. In der Regel ist ein mittlerer Bildungsabschluss erforderlich sowie eine sozialpädagogische oder pflegerische Ausbildung. Auch einschlägige praktische Erfahrungen, zum Beispiel ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), lassen sich gegebenenfalls anrechnen. In manchen Fällen sind auch Quereinstiege möglich.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Laut Bundesagentur für Arbeit dauert die Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher beziehungsweise zur staatlich anerkannten Erzieherin in Vollzeit zwei bis vier Jahre, in Teilzeit zwei bis sechs Jahre.

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Entwicklungspsychologie, Bindungstheorien, Begleitung, aber auch praktische Fähigkeiten sind Teil der Ausbildung, darunter Kommunikationsstrategien und das Verfassen von Entwicklungsberichten.

Wo findet die Ausbildung statt?

Die Ausbildung erfolgt in Berufsschulen und Kindertagesstätten.

Was verdiene ich?

Für in öffentlicher Trägerschaft beschäftigte Erzieher*innen gilt der Tarifvertrag Sozial- und Erziehungsdienst (TV-ÖD SuE). Sie werden in der Regel in die Entgeltgruppe S 8a eingruppiert. Je nach Berufserfahrung, Weiterbildung und Leitungsposition sind auch höhere Eingruppierungen möglich. Die aktuellen Entgelttabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.

Der Lohn für Erzieher*innen, die in kirchlicher oder privater Trägerschaft arbeiten, kann abweichen.

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?

Innerhalb von Kindertagesstätten können Erzieher*innen Leitungsfunktionen übernehmen. Außerdem gibt es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten (z.B. Kleinkindpädagogik). Alle, die kein Abitur haben, erfüllen in der Regel nach der Ausbildung die Voraussetzung, um an einer Hochschule zu studieren (z.B. Sozialpädagogik).

Wo finde ich weitere Informationen?

Einen guten Überblick, insbesondere auch zu Zugangsvoraussetzungen in den jeweiligen Bundesländern, bietet die Bundesagentur für Arbeit.