• Sozialarbeiter*in werden? Ausbildung, Gehalt, Karriere: Der Job-Kompass von #staatklar liefert den Überblick.
    Anne Klotz ist Sozialarbeiterin und arbeitet bei der Wiesbadener Jugendwerkstatt. Foto: Annika Roemer/Herohive Media

Jobkompass: Die Sozialarbeiterin

„Die kleinen Ziele sind wichtig“

Aus dem Haus gehen, Termine wahrnehmen, arbeiten – für manche Menschen ist das mit großen Hürden verbunden. Außenstehende sind sich der Parallelwelt oft gar nicht bewusst.

Es gibt in Deutschland 17-Jährige, die keinen Zugang zu Computer und Smartphone haben. Die nicht wissen, wie sie mit diesen Geräten umgehen müssen. Die Betroffenen kommen aus sozial beziehungsweise ökonomisch benachteiligten Familien, sie gehen – wenn überhaupt – nur unregelmäßig zur Schule, haben keinen Abschluss und keine Ausbildung.

Unter anderem um diese Jugendlichen kümmert sich Anne Klotz. „Wir schulen in Medienkompetenz“, erzählt sie. „Manche sitzen vor dem Laptop als hätten sie eine Wunderkiste vor sich.“ Klotz ist Sozialarbeiterin und arbeitet bei der Wiesbadener Jugendwerkstatt, einer städtischen Einrichtung mit etwa 200 Mitarbeitenden. Dort sind verschiedene Projekte angesiedelt – in dem Projekt, in dem sie beschäftigt ist, geht es darum, Menschen zu stabilisieren. Menschen, die keine Wohnung haben, mit Drogenproblemen kämpfen oder gerade aus dem Gefängnis entlassen wurden.

Von der Chefin zum Studium inspiriert

Klotz hat nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) gemacht. „Meine Chefin war Sozialarbeiterin, da dachte ich mir, das ist ein spannender Job“, erinnert sich die 25-Jährige. Vor allem die vielen Karrieremöglichkeiten findet sie attraktiv: Sozialarbeiter*innen arbeiten mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senior*innen, und das in Beratungsstellen, Behörden und manchmal auch in Betrieben. Klotz entscheidet sich für ein Studium der Sozialen Arbeit in Mainz. „Die Inhalte sind sehr breit gefächert, die Spezialisierung kommt, wenn man ihn denn machen möchte, mit dem Master.“ Dieser lohne sich für alle, die später eine Führungsposition anstreben.

Nach dem Studium bewirbt sich Klotz bei verschiedenen Arbeitgeber*innen – und entscheidet sich für die Wiesbadener Jugendwerkstatt, weil die Aufgaben und Arbeitsbedingungen sie überzeugen. Letztere können für Sozialarbeiter*innen sehr unterschiedlich ausfallen. Beispiel Bezahlung: Öffentliche Träger zahlen nach Tarif, darunter Schulen, Jugendämter sowie Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. „Kirchliche Träger, zum Beispiel Caritas und Diakonie, orientieren sich an der tariflichen Bezahlung“, erklärt Klotz. „Und es gibt durchaus private Träger, die sich gefühlt eher am Mindestlohn orientieren.“

Job kann belastend sein

Welche Charaktereigenschaften wichtig sind, um als Sozialarbeiter*in zu arbeiten? „Das kommt natürlich stark auf den Bereich an“, sagt Klotz. Grundsätzlich sind Offenheit gegenüber Menschen, Kommunikationsstärke und Empathie gefragt. Nützlich ist auch Gelassenheit, insbesondere, wenn die Arbeit mit Menschen in sozialen Notlagen zum Alltag gehört. „Aber auch das ist irgendwann Normalität“ – wichtig sei die Fähigkeit, sich im Privaten davon abgrenzen zu können.

Einige Menschen sind depressiv und schaffen es kaum, einmal pro Woche in die Einrichtung zu kommen. „Und wenn sie es schaffen, ist das bereits ein Erfolg“, betont die Sozialarbeiterin. Außenstehenden sei oft gar nicht bewusst, in welcher privilegierten Situation sie sich befinden. Selbständig zum Arzt oder zum Amt gehen, absagen, wenn es mal nicht möglich ist, einen Termin wahrzunehmen – all das ist nicht immer selbstverständlich. Für Anne Klotz ist es erfüllend, wenn sie Menschen bei diesen Aufgaben unterstützen kann. Denn um das Leben wieder in den Griff zu bekommen, gilt zunächst: „Die kleinen Ziele sind wichtig.“

Text: Christoph Dierking

FAQ: Sozialarbeiter*in werden

Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?

Für den Studiengang „Soziale Arbeit“ ist die Allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife erforderlich. Einige Hochschulen lassen unter bestimmten Voraussetzungen auch Bewerber*innen zu, die eine fachlich passende Berufsausbildung gemacht haben.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Regelstudienzeit beträgt sechs bis sieben Semester (Bachelor). Abhängig vom Bundesland und der Hochschule folgt darauf eine Praxisphase für die staatliche Anerkennung, das sogenannte Anerkennungsjahr. In vielen Studiengängen ist die Praxisphase bereits in die Regelstudienzeit integriert.

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Im Fokus des Studiums stehen fachliche und methodische Kompetenzen der Sozialarbeit. Dazu gehören viele interdisziplinäre Grundlagen wie Psychologie, Pädagogik, Sozialwissenschaften, Betriebswirtschaftslehre, Case Management, Soziologie und Rechtswissenschaften. Meistens beinhaltet das Studium auch einen Forschungsanteil. Darüber hinaus erlernen die Studierenden Gesprächsführung und Beratungstechniken.

Wo findet die Ausbildung statt?

Wer Soziale Arbeit studieren möchte, hat die Wahl zwischen Fachhochschulen, Universitäten und Berufsakademien in ganz Deutschland. In welchem Bereich und bei welchem Träger die Studierenden ihre Praxisphasen beziehungsweise das Anerkennungsjahr absolvieren, können sie in der Regel selbst entscheiden.

Was verdiene ich?

Es ist schwierig, eine allgemeine Vergütung zu benennen, da diese stark vom Träger beziehungsweise dem Arbeitgebenden abhängt. Orientierung bietet der Tarifvertrag für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst (TvÖD SuE). Aus Sicht des Deutschen Berufsverbands für Soziale Arbeit (DBSH) sollten Sozialarbeitende nicht weniger erhalten, als dort festgelegt ist. Die Eingruppierung richtet sich nach der Tätigkeit.

Die aktuelle Entgelttabelle (TvÖD SuE) veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion. 

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?

Beratung, Bildung, Sozialmanagement – Sozialarbeitenden stehen zahlreiche Beschäftigungsfelder offen. Wer einen Master absolviert, kann promovieren und in die Forschung gehen. Außerdem besetzen viele soziale Einrichtungen Leitungspositionen mit Sozialarbeiter*innen.

Wo finde ich weitere Informationen?

Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) informiert auf seiner Website umfassend zu Studiumstaatlicher Anerkennung und Praxissemestern. Weitere Informationen gibt es auch auf Instagram.