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Aktuell studiert Sandy Bauingenieurwesen, später möchte sie zur Straßenmeisterei zurückkehren – mit weiteren Qualifikationen im Gepäck, die sie in den Arbeitsalltag einbringen kann. Foto: @JENSRUESSMANN
Jobkompass: die StraßenwärterinUnterwegs im Auftrag der Verkehrssicherheit
Schlaglöcher beseitigen, Schilder reinigen, wucherndes Gras mähen: Straßenwärter*innen sorgen dafür, dass Straßen verkehrssicher sind. Manchmal sind sie mit unliebsamen Klischees konfrontiert.
Drei Uhr nachts, erster Winterdienst, der Chef teilt ihr gleich das Fahrzeug mit dem größten Schneepflug zu – trotz der Kälte hat Sandy Schweißperlen auf der Stirn. „Ich will nicht, ich muss, ich schaffe das jetzt, diese Gedanken sind mir durch den Kopf geschossen“, erinnert sie sich. Schon fährt die gebürtige Brandenburgerin von dem Gelände der Meisterei auf die Straße; langsam und kontrolliert, um keine Autos und Schutzplanken zu beschädigen. Mit jedem Kilometer wächst ihr Gefühl für die Fahrzeugbreite und damit ihr Selbstbewusstsein. Heute ist der Umgang mit großen Maschinen Routine.
Sandy Decker ist Straßenwärterin, nach der Ausbildung hat sie zweieinhalb Jahre bei der Meisterei im brandenburgischen Bad Freienwalde gearbeitet. Aktuell studiert sie Bauingenieurwesen – und verfolgt das Ziel, mit dem Bachelorabschluss wieder an ihren früheren Arbeitsort zurückzukehren. Dann bringt sie die erforderlichen Qualifikationen mit, um Baustellen zu beaufsichtigen und gegebenenfalls auch Führungspositionen zu besetzen. „Für mich ist der Beruf Leidenschaft“, betont die 22-Jährige. „Die Zeit in der Ausbildung war wunderbar und abwechslungsreich, daran will ich gerne anknüpfen.“
Alles auf eine Karte gesetzt
Ein Schulpraktikum entfacht ihre Leidenschaft: Sandy möchte herausfinden, ob eine handwerkliche Ausbildung das Richtige ist. Über eine Jobmesse kommt sie an den Praktikumsplatz bei der Straßenmeisterei. „Zwei Wochen habe ich den Alltag miterlebt“ – jeden Tag an anderen Orten arbeiten, nach Schichtende konkrete Ergebnisse sehen, der kollegiale Zusammenhalt im Team, das begeistert sie. „Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und nur eine einzige Bewerbung abgeschickt.“ Mehr wären auch gar nicht nötig gewesen: Sie bekommt den Platz und startet die Ausbildung zur Straßenwärterin.
Im überbetrieblichen Ausbildungszentrum in Brandenburg an der Havel lernt Sandy unter anderem die Absicherung von Baustellen und Pflastertechniken für die Gehweginstandsetzung. Außerdem macht sie diverse Führerscheine – Klasse B, C und CE. Letzterer befähigt sie, einen 40-Tonner mit Anhänger zu fahren. Die Kosten übernimmt der Ausbildungsbetrieb, in ihrem Fall das Land Brandenburg. Weitere Unterrichtseinheiten gibt’s in der Berufsschule. Wer die Zwischenprüfung mit der Note „Gut“ oder besser besteht, kann auf zweieinhalb Jahre verkürzen. Sandy erfüllt diese Voraussetzung und steigt direkt in den Betrieb ein.
Die Zuständigkeiten sind klar geregelt
Morgens teilt der Chef die Aufgaben zu: Schlaglöcher ausbessern, Gehölze zurückschneiden, welche die Sicht behindern, Totholz in den Bäumen entfernen, das potenziell eine Gefahrenquelle für den Straßenverkehr darstellt. Dies sind nur einige der Aufgaben, die anfallen können. Vieles hat der Streckenwart gemeldet, der wöchentlich die Bundes- und Landesstraßen im Einzugsgebiet – etwa 250 Kilometer – regelmäßig abfährt.
Im Straßenverkehrsdienst sind die Zuständigkeiten klar geregelt: Um die Autobahnen kümmern sich die Meistereien, die zur bundeseigenen Autobahn GmbH gehören. Die Kreisstraßen fallen in die Zuständigkeit der Landkreise. Und die Bundes- und Landesstraßen sind das Revier der Landesbetriebe, für die auch Sandy im Einsatz ist. Der Klassiker im Winter: Menschen beschweren sich, dass bestimmte Streufahrzeuge auf bestimmten Straßen nicht streuen. „Das hängt schlicht und einfach damit zusammen, dass sie nicht überall zuständig sind.“
Straßenmeistereien sind keine Faultierfarmen!
Sandy Decker über Vorurteile, die ihren Beruf betreffen
Um gleich mit einem weiteren Klischee aufzuräumen: „Straßenmeistereien sind keine Faultierfarmen“, unterstreicht die Straßenwärterin. Der Arbeitsplatz sei nun einmal die Straße. Und die sind entsprechend auch der Ort, an dem die Pausen stattfinden. „Manche sehen uns und meckern, dass wir nichts machen. Aber wir machen sehr viel, was erst auffällt, wenn es nicht gemacht wird“ – zum Beispiel, wenn Äste oder Schmutz die Sicht auf Verkehrszeichen behindern.
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Doch es gibt auch Augenblicke, in denen Sandy und ihr Team große Wertschätzung erfahren. „Einmal hat uns eine alte Frau ein Blech Kuchen gebracht, weil sie sich so gefreut hat, dass wir vor ihrem Haus die Straßenrinne gesäubert haben.“
Das Geschlecht ist egal
Wie es ist, als Frau in einem Beruf zu arbeiten, in dem weiterhin größtenteils Männer beschäftigt sind? „Es ist eine Ausbildung, die wirklich jeder machen kann“, sagt Sandy. Letztlich sei alles Übungssache, das gilt eben auch für das Bedienen von schwerem Gerät. Hauptsächlich komme es auf technisches Interesse an und auf die Bereitschaft, bei allen Wetterverhältnissen draußen zu arbeiten. „Man muss kein Hochleistungssportler sein, aber auch nicht bewegungsfaul“. Am Abend zeigt Sandys Schrittzähler, den sie am Handgelenk trägt, meistens mehr als 10.000 Schritte. „Wer sich das Fitnessstudio sparen möchte, ist bei uns gut aufgehoben.“
Text: Christoph Dierking
FAQ: Wie werde ich Straßenwärter*in?
Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?
Die Zugangsvoraussetzungen können sich je nach Ausbildungsstätte unterscheiden. Erforderlich sind in der Regel ein guter Hauptschulabschluss oder ein Mittlerer Schulabschluss.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Üblicherweise dauert die Ausbildung in Vollzeit drei Jahre, kann aber unter bestimmten Voraussetzungen auch verkürzt werden.
Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?
Führerscheine machen, Baustellen sichern, mit Werkzeugen und Geräten umgehen, etwa Kettensägen, den Verkehr absichern – das alles steht auf dem Ausbildungsplan. Hinzu kommen Grundkenntnisse im Holz-, Beton- und Straßenbau sowie Kenntnisse, die für die Straßenreparatur von Bedeutung sind, darunter das Anfertigen von Pflasterwerkstücken.
Wo findet die Ausbildung statt?
Wo die Ausbildung stattfindet, hängt vom späteren Einsatzort ab. Straßenwärter*innen arbeiten auf Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen sowie Kreisstraßen. Mögliche Ausbildungsbetriebe sind entsprechend die Autobahn GmbH, die Länder sowie Städte und Kommunen. Unterricht, Lehrgänge und die praktische Ausbildung finden in Ausbildungsmeistereien, Ausbildungszentren und Berufsschulen statt, die bestimmten Einzugsgebieten zugeordnet sind.
Was verdiene ich?
Beschäftigte in den öffentlichen Landesbetrieben steigen in der Regel mit der Entgeltgruppe 5, Stufe 1, in den Job ein. In diesem Fall gilt der Tarifvertrag der Länder (TV-L). Je nach Bundesland ist auch eine Verbeamtung möglich.
Für Beschäftigte in Hessen und bei der Autobahn GmbH gelten eigene Tarifverträge. Die aktuellen Entgelttabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.
Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?
Wer die Karriereleiter aufsteigen möchte, kann sich mit einem Studium des Bauingenieurwesens qualifizieren. Es bestehet auch die Option, sich auf Fachbereiche zu spezialisieren, zum Beispiel als Kolonnenführer*in, Strecken- oder Baumwart.
Wo finde ich weitere Informationen?
Weitere Informationen gibt es in den Ausbildungsportalen der Autobahn GmbH, der Länder und Kommunen, hier exemplarisch für das Land Brandenburg.