• William Bobach ist Bundespolizist, aktuell gibt er als Polizeitrainer Wissen an seine Kolleginnen und Kollegen weiter.
    William Bobach ist Bundespolizist, aktuell gibt er als Polizeitrainer Wissen an seine Kolleginnen und Kollegen weiter. Foto: DPolG

Jobkompass: Der Polizist

Vom Leistungssport zur Bundespolizei

Menschen helfen und dafür sorgen, dass Recht umgesetzt wird: William Bobach ist aus Überzeugung Polizist. Filmreife Szenen im Job sind nicht ausgeschlossen.

Berlin, Verfolgung in Zivil, William Bobach muss einen Straftäter festnehmen. Handgemenge in einer Bushaltestelle, die beiden Männer fallen in die Scheibe, überall Glassplitter. Eine Schulklasse steht daneben. Schockmoment, Irritationen. Später, als sich alles aufgeklärt hat, stellt sich die Lehrerin vor ihre Schülerinnen und Schüler und dankt der Polizei für ihren Einsatz.

„Es ist ein gutes Gefühl, wenn die Leute uns loben“, sagt Bobach, Bundespolizist und Bundesjugendleiter der JUNGEN POLIZEI bei der Deutschen Polizeigewerkschaft. Denn es gibt auch Situationen, in denen es Beleidigungen hagelt, schlimmstenfalls fliegen Flaschen. Trotzdem kann sich der 32-Jährige keinen spannenderen Job vorstellen: „Jeder Tag ist anders, du weißt nie, was dich erwartet“ – der Kontakt mit Menschen aus dem Querschnitt der Gesellschaft, die kollegiale Zusammenarbeit im Team, ein sicherer Arbeitgeber, all das sind Dinge, die er schätzt. „Und die Sicherheit des Staates und der Bürgerinnen und Bürger ist für mich eine Herzensangelegenheit.“

Empathie und Kommunikationsstärke sind wichtig

Ursprünglich wollte Bobach Sport studieren, lange war er im Leistungssport aktiv, spielte Handball. Doch eine Verletzung machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Ich habe überlegt, wo ich meine Leidenschaft für Sport stattdessen mit dem Beruf verbinden kann“, erzählt er. Da habe sich die Polizei angeboten. 2012 startet er die Ausbildung bei der Bundespolizei in Neustrelitz, etwa 100 Kilometer nördlich von Berlin. Welche Charaktereigenschaften wichtig sind? „Kommunikationsstärke, Interesse an Menschen, Empathie“, sagt Bobach. „Und es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es im Job zu Situationen mit Gewalt und Toten kommen kann.“

Menschen zu helfen, für die Umsetzung von Recht zu sorgen, das ist für mich eine große Erfüllung. William Bobach über seine Motivation, als Polizist zu arbeiten

Derartige Situationen hat der Bundespolizist oft erlebt. Was die meisten Menschen nur aus Krimis kennen, ist für ihn Alltag. Doch es gibt auch Einsätze, die selbst erfahrene Beamtinnen und Beamte an ihr Limit bringen. Für Bobach war das Zugunglück von Bad Aibling im Februar 2016 so ein Einsatz. „Mir hat es sehr geholfen, mit anderen drüber zu reden“, erinnert er sich. Aber da ticke jeder Mensch anders. Die Polizei unternehme viel, um nach schwierigen Einsätzen zu unterstützen; es gibt eine psychologische Betreuung, die sich in Anspruch nehmen lässt. „Dinge in sich reinfressen, das ist nicht gesund“ – grundsätzlich helfe immer der Austausch mit den engsten Kolleginnen und Kollegen.

Landespolizei oder Bundespolizei?

Wer zur Polizei möchte, kann seine Ausbildung bei den Polizeien der Länder oder bei der Bundespolizei machen. „Die allgemeinen polizeilichen Aufgaben sind so vielfältig, da ist für jeden etwas dabei, vom klassischen Streifendienst bis zum Diensthundeführer“, sagt Bobach. Für die Bundespolizei, zu der auch die Spezialeinheit GSG 9 gehört, gelten einige Besonderheiten: Sie ist zuständig für den Grenzschutz, die Sicherheit auf Flughäfen und im Bahnverkehr, aber auch für den Objektschutz von Bundesbehörden, darunter das Kanzleramt und das Auswärtige Amt. „Nicht zuletzt ist die Bundespolizei auch im Ausland tätig, zum Beispiel auf Friedensmissionen“, erklärt Bobach. „Für alle, die perspektivisch ins Ausland möchten, ist sie möglicherweise die spannendere Wahl.“ Wechsel zwischen Bundes- und Landespolizei sind auch zu späteren Zeitpunkten möglich. Allerdings ist dafür ein Tauschpartner beziehungsweise eine Tauschpartnerin erforderlich, nach Möglichkeit mit dem gleichen Dienstgrad.

Egal, ob Landes- oder Bundespolizei: Arbeiten im Schichtdienst gehört in der Regel dazu. Denn das Verbrechen hält sich nicht an Uhrzeiten. „Ich hatte schon Nachtschichten, in denen nichts los war, da kommt man quasi ausgeruht von der Arbeit“, sagt Bobach mit einem Augenzwinkern. Aber klar ist: Manchmal läuft es auch genau umgekehrt. „Bestenfalls reichen die gesetzlichen Ruhezeiten und Ausschlaftage aus, um sich nach einer stressigen Schicht zu erholen.“

Inzwischen arbeitet Bobach die meiste Zeit als Polizeitrainer. In dieser Funktion gibt er sein Wissen auf Fortbildungen weiter, schult Kolleginnen und Kollegen auf dem Schießstand, trainiert mit ihnen Einsatzlagen. Auch, wenn er aktuell nicht an vorderster Front an Einsätzen teilnimmt, ist das Wichtigste für ihn nach wie vor, dass alle nach dem Dienst wieder sicher nach Hause kommen. Und: „Ich bin aus Überzeugung Polizist. Menschen zu helfen, für die Umsetzung von Recht zu sorgen, das ist für mich eine große Erfüllung.“

Text: Christoph Dierking

FAQ: Polizist*in werden

Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?

Für die Ausbildung bei der Bundespolizei im mittleren Dienst ist ein Mittlerer Schulabschluss erforderlich, für den gehobenen Dienst, der ein Studium umfasst, Abitur beziehungsweise Fachhochschulreife. Dies ist bei den Landespolizeien entsprechend, sofern die mittlere Laufbahn nicht abgeschafft wurde.

Wer sich bewirbt, muss verschiedene Tests bestehen, in Hinblick auf körperliche Eignung, Fitness und Allgemeinbildung. Die zu erfüllenden Kriterien unterscheiden sich je nach Bundesland. Was für die Verbeamtung erforderlich ist, beantwortet #staatklar im FAQ zum Beamtenverhältnis.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Ausbildung für den mittleren Dienst dauert in der Regel 2,5 Jahre, die für den gehobenen Dienst drei.

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Ausbildung und Studium gliedern sich in Theorie- und Praxiseinheiten. Auf dem Lehrplan stehen unter anderem Einsatztaktik, Kriminalistik sowie Staats- und Verfassungsrecht. Anwärter*innen der Landespolizeien absolvieren Praktika in den Dienststellen, Anwärter*innen der Bundespolizei bei Dienststellen in Bahnhöfen, auf Flughäfen und im Grenzgebiet. Auch ein Praktikum im Verband – dazu gehören unter anderem Einheiten der Bereitschaftspolizei – ist vorgesehen.

Wo findet die Ausbildung statt?

Standorte für die Ausbildung bei der Bundespolizei sind Bamberg (Bayern), Diez (Rheinland-Pfalz), Eschwege (Hessen), Oerlenbach (Bayern), Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern), Swisttal (Nordrhein-Westfalen) und Walsrode (Niedersachsen). Die Praktika finden in Dienststellen der Bundespolizei statt.

Die Länder verfügen ebenfalls über eigene Polizeiakademien beziehungsweise Hochschulen.

Was verdiene ich?

Absolvent*innen im mittleren Dienst steigen mit einer A7-Besoldung ein, Absolvent*innen im gehobenen Dienst mit einer A9-Besoldung.

Die aktuellen Besoldungstabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?

Die Einsatz- und Karrieremöglichkeiten bei der Polizei sind extrem vielfältig: Diensthundeführer, Reiterstaffel, Verkehrspolizei, Kriminaldauerdienst, Spezialeinheiten, Hubschrauberpilot bei der Bundespolizei – dies sind nur einige Beispiele von vielen.

Wo finde ich weitere Informationen?

Weitere Informationen zur Ausbildung gibt es im Karriereportal der Bundespolizei und bei den jeweiligen Landespolizeien, hier exemplarisch für Niedersachsen, Bayern und Berlin.

Informationen bietet auch das Buch Eignungsauswahlverfahren Polizei, das die Deutsche Polizeigewerkschaft aufgelegt hat und im STARK-Verlag erschienen ist.

Fragen beantwortet die JUNGE POLIZEI per Mail an kontakt@jungepolizei.de