• Lara Wiechers ist eine von 13, die ein Praktikum im Bundestag absolviert haben. Foto: Privat

Politik-AktionswocheGewerkschafter*innen machen Praktikum im Bundestag

Einmal hinter die Kulissen der Bundespolitik schauen – diese Chance ist nicht alltäglich. Die Teilnehmenden der Politik-Aktionswoche haben einiges zu berichten.

Wenn es um Gesetze geht, sitzen Gewerkschaften und Verbände als wichtige Akteure der demokratischen Willensbildung mit im Boot: Sie beziehen Stellung zu Initiativen, geben Empfehlungen ab und schöpfen dabei aus dem Erfahrungsschatz ihrer Mitglieder. Umso wichtiger ist es für junge Gewerkschafter*innen, sich mit dem politischen System der Bundesrepublik auszukennen. Wie sieht der Alltag von Bundestagsabgeordneten aus? Was passiert alles, bis ein Gesetz sich seinen Weg durchs Parlament gebahnt hat? Kurzum: Wie funktioniert Politik?

Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, haben sich 13 junge Menschen, die sich in den Fachgewerkschaften des dbb engagieren, an der Politik-Aktionswoche beteiligt. Eine Woche lang – vom 3. bis zum 7. Juni 2024 – haben sie den Politikbetrieb in Berlin hautnah miterlebt. Hier schildern sie ihre Eindrücke.

Alle wollen das Beste. Nur ist es nicht so einfach, sich zu einigen.

Lara Wiechers, Deutsche Steuer-Gewerkschaft (DSTG)

Ich bin Lara Wiechers, arbeite als Finanzbeamtin in Göttingen und durfte Konstantin Kuhle (FDP) und sein Team begleiten.

  • Ich hatte viele Fragen – und habe viele Antworten bekommen. Der Austausch war sehr offen und gut. Nun verstehe ich, was tatsächlich in Berlin passiert. Warum das eine so und das andere wiederum ganz anders gemacht wird. Es waren spannende, faszinierende und aufschlussreiche Tage, die viel zu schnell vorbei waren.
  • Die Bundespolitik hat es in sich! Alle wollen das Beste. Nur ist es nicht so einfach, sich zu einigen.
  • Wichtiges Learning: Die Politik muss transparenter und verständlicher werden – für die gesamte Bevölkerung! Und die Bevölkerung wiederum muss sich aktiver mit der Politik auseinandersetzen! Zur Wahl gehen, ein Kreuz machen, damit ist es nicht getan.
  • Politik, der demokratische Prozess, der Weg zum Gesetz – all das braucht Zeit.
  • Wer im Bundestag unterwegs ist, legt ordentliche Distanzen zurück: Ich habe die 10.000 Schritte jedenfalls täglich problemlos geknackt ...

Auf Erkundungstour durch Flure und Gänge

Ich bin Melissa Luck und hatte eine Woche mit Axel Knoerig und seinem Büro das Vergnügen. Knoerig ist Abgeordneter der CDU und in der Unionsfraktion Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe, zudem stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für Arbeit und Soziales – da ich bei der Arbeitsagentur arbeite, passte die Kombination wie die Faust aufs Auge. 

Mein Praktikum startete am Montag um 09.30 Uhr. Die Büroleiterin hatte im Vorfeld alles super organisiert und geplant. Ich hatte sofort einen Termin, um meinen Hausausweis abzuholen. Dieser ermöglicht den Zugang zu allen Gebäuden, die zum Bundestag gehören. So konnte ich selbstständig herumlaufen. Ohne Kontrolle. Das Gefühl, die Hallen und unterirdischen Flure des Bundestags zu erkunden, ist einzigartig. Selbst wer „nur“ ein einwöchiges Praktikum absolviert, kommt sich in diesen Gängen wichtig vor. 

Was wirklich zu einem Berufsleben in der Politik gehört und welche Einbußen man im Privatleben macht, das sehen die Wenigsten.

Melissa Luck, Gewerkschaft Arbeit und Soziales (vbba)

Während des Praktikums konnte ich mich mit dem Team und Herrn Knoerig intensiv austauschen, was sehr viel wert war. Denn es passiert so viel im Hintergrund, wovon die meisten gar nichts mitbekommen. Von außen ist es immer leicht zu sagen, dass „die da oben einen schlechten Job machen“ oder Ähnliches. Aber was wirklich zu einem Berufsleben in der Politik gehört und welche Einbußen man im Privatleben macht, das sehen die Wenigsten. Diese Erkenntnis zurück in die Heimat oder auch an den Arbeitsplatz mitzunehmen, halte ich für sehr sinnvoll. Ich möchte mehr Transparenz für die Politik und politische Entscheidungen schaffen.

Meine persönlichen Highlights? Da gibt’s viele. Zum Beispiel die fraktionsinternen Sitzungen der Arbeitsgruppen oder auch die Ausschusssitzung, die hingegen fraktionsübergreifend stattfand. 

Ganz besonders hervorheben möchte ich die Flexibilität, mit der Herr Knoerig und sein Büro mein Praktikum gestaltet haben. Bei der Durchsicht des Abgeordnetenkalenders stachen mir zwei Veranstaltungen ins Auge, für die ich mich ganz besonders interessierte. Das war einmal ein großer Empfang, bei dem ich weitere namhafte Politiker*innen und sogar den gesamten Vorstand der Bundesagentur für Arbeit treffen konnte; außerdem das parlamentarische Frühstück, an dem Andrea Nahles teilnahm, die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit und somit meine oberste Vorgesetzte. Es war kein Problem, bei diesen Veranstaltungen dabei zu sein.

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Ich bin super dankbar dafür, dass ich so intensiv in den Politikbetrieb hineinschnuppern konnte. Es war unglaublich bereichernd, sich mit all den spannenden Leuten auszutauschen. Ich hatte zu jeder Zeit Spaß an meinem Praktikum! Obwohl – am Freitag bei der Verabschiedung war ich nicht mehr ganz so happy, weil diese viel zu kurze Woche dann leider schon vorbei war … 

Ich konnte offen und ehrlich meine Meinung zu verschiedenen Themen einfließen lassen.

Sara Scherf, Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG)

Mein Name ist Sara Scherf, ich bin 26 Jahre alt, Polizistin und Landesjugendleiterin der Deutschen Polizeigewerkschaft im Saarland.

Die dbb jugend hat mir ermöglicht, ein Praktikum bei Markus Uhl (CDU) zu absolvieren. Diese Woche war sowohl im Bundestag als auch für mich persönlich geprägt durch den tragischen Tod des Polizisten Rouven Laur, der in Mannheim nach einem Messerangriff verstarb. Während des Praktikums habe ich an einem Trauermarsch in Berlin teilgenommen, aber auch an verschiedenen Ausschuss- und Plenarsitzungen sowie Sitzungen des Innenausschusses. Ich habe den intensiven und konstruktiven Austausch mit Markus Uhl sowie Nadine Schön und Josef Oster – die beiden sind ebenfalls CDU-Abgeordnete – sehr genossen. Ich konnte offen und ehrlich meine Meinung zu verschiedenen Themen einfließen lassen.

Mein Fazit: Insgesamt bin ich sehr dankbar, derart viele Eindrücke in nur einer Woche gewonnen zu haben und werde diese Zeit lange in positiver Erinnerung behalten.