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JobkompassNach der Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten startete Kristin ihre Karriere in einer kommunalen Steuerbehörde. Foto: Privat
Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten Von der Buchhaltung in die Zuwanderung
Nach der Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten standen Kristin so viele Tätigkeiten offen, wie es Behörden gibt – sie ist Allrounderin. Heute arbeitet sie im Aufenthaltsrecht.
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Vor Kristin sitzt eine Familie, die schon einmal in Deutschland gelebt hat, dann aber in die USA ausgewandert ist. Nun möchte sie nach vielen Jahren wieder zurückkehren und muss darlegen, wie sie ihren Lebensunterhalt sichert. In diesem Fall ist das offenbar kein Problem: Prompt liegen Kontoauszüge auf dem Tisch, die Beträge gehen in die Millionenhöhe: „Ich war erst total erschrocken, weil es so viel Geld war“, erinnert sich die 30-Jährige.
Kristin Kriedemann ist gelernte Verwaltungsfachangestellte und Sachbearbeiterin im Aufenthaltsrecht. Ihr Dienstort: der Kreis Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein. Die zentrale Frage, mit der Menschen zu ihr kommen: Wird mein Aufenthaltstitel verlängert?
In manchen Fällen kann die Sachbearbeiterin direkt entscheiden und die Verlängerung in die Wege leiten – etwa, wenn Antragsstellende bereits eine Aufenthaltserlaubnis haben und nicht straffällig geworden sind. In anderen Fällen hingegen muss sie den Betroffenen mitteilen, dass sie kein Bleiberecht mehr in Deutschland haben. Beispielsweise, wenn ein Asylantrag abgelehnt wurde. Dabei bleiben emotionale Situationen nicht aus.
Professioneller Umgang und tröstende Worte
„Die Ängste und Sorgen gehen nicht an mir vorbei“, sagt Kristin. Mit der Zeit habe sie gelernt, den nötigen Abstand zu wahren und mit emotionalen Situationen umzugehen. Auf einer professionellen Ebene versucht sie, tröstende Worte zu finden und offene Fragen zu beantworten. Hin und wieder werde sie als ausführende Person für die Entscheidung verantwortlich gemacht, die sie zwar übermittelt, aber eben nicht trifft: „Das hängt damit zusammen, dass ich in dem Moment die unmittelbare Ansprechpartnerin bin, welche die Leute vor Augen haben.“ Wenn es zu verbalen Anfeindungen kommt, schreitet im Extremfall der Sicherheitsdienst ein.
Die gebürtige Pfälzerin war nicht immer im Aufenthaltsrecht tätig: 2014 startet sie ihre Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte im Amt Büsum-Wesselburen, direkt an der Nordsee. Anschließend arbeitet sie zunächst in der Geschäftsbuchhaltung und in der kommunalen Steuerbehörde. „Ein großer Vorteil der Ausbildung ist, dass es überall Verwaltungen gibt und damit auch Stellenangebote“, sagt Kristin. Es besteht die Möglichkeit, in verschiedenen Behörden und Fachbereichen zu arbeiten, auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene.
Dass Kristin heute in der Zuwanderung arbeitet, ist eher dem Zufall geschuldet, geplant hat sie den Karriereschritt nicht. „Ein gewisses Interesse gab es natürlich, aber wesentlich war erstmal, dass ich nach einem Umzug eine neue Stelle gesucht habe. Und in Rendsburg hat es geklappt.“
Kein Tag ist wie der andere
Als die Zusage kam, haben alle die Hände über den Kopf zusammengeschlagen, erzählt Kristin. „Wie kannst du in diese Abteilung gehen?“
Doch sie merkt schnell, dass sie für sich die richtige Entscheidung getroffen hat: Akribisch arbeitet sie sich in die vielen neuen Rechtsgebiete ein, denn umfassende Kenntnisse sind erforderlich. Hinzu kommt: In der Behörde ist kein Tag wie der andere. Jeder Fall ist anders, jeder Mensch bringt seine eigene Biografie und Migrationsgeschichte mit. „Diese Vielfalt ist extrem interessant.“
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Wann die Sachbearbeiterin mit einem guten Gefühl nach Hause geht? „Schön ist natürlich immer, wenn ich Menschen unterstützen und fördern konnte. Wenn ich ihnen etwas ermöglichen konnte. Wenn Leute, die sich wirklich hineingehängt haben, einen unbefristeten Aufenthaltstitel bekommen.“
Text: Christoph Dierking