• Im Jobcenter arbeiten? Ausbildung, Gehalt, Karriere: Der Job-Kompass von #staatklar liefert den Überblick.
    Melissa Luck hat die Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitsmarktdienstleistungen gemacht und arbeitet in einem Jobcenter im thüringischen Wartburgkreis. Foto: Privat

Jobkompass: die Fachkraft im Jobcenter

Arbeiten, um andere in Arbeit zu bringen

Betreuung, Vermittlung, Leistungsprüfung: Bei der Arbeitsagentur und im Jobcenter gibt es viele Tätigkeiten. Melissa Luck war bereits in verschiedenen Funktionen tätig.

Eine Ausbildung bei der Bank machen? Oder beim Gericht? Eigentlich wollte sich Melissa Luck in der Berufsberatung mit diesen Fragen beschäftigen. „Aber im Gespräch habe ich gemerkt, dass ich den Job, den der Berufsberater macht, auch ganz cool finde“, erinnert sie sich und lacht. So kam es, dass sie sich nach dem Beratungsgespräch bei der Arbeitsagentur direkt bei der Arbeitsagentur um einen Ausbildungsplatz bewarb.

Und das mit Erfolg: Beratungsgespräch und Bewerbungsprozess liegen inzwischen sieben Jahre zurück, 2019 hat Luck die Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen abgeschlossen. Zunächst arbeitete sie in der telefonischen Beratung. Seit April 2023 ist sie Fachkraft und stellvertretende Teamleiterin in einem Jobcenter im thüringischen Wartburgkreis. „Ich stelle mich gerne neuen Herausforderungen“, sagt die 23-Jährige. „Es macht mir Spaß, Lösungen für die Probleme der Leute zu finden und meinem Team zur Seite zu stehen.“

Das Bürgergeld in der Praxis umsetzen

Lucks Arbeitsbereich ist die sogenannte Eingangszone – der Ort, an dem die Kund*innen ankommen und ihre Anliegen vorbringen. Das Jobcenter kümmert sich um alles, was mit dem Bürgergeld zu tun hat. Sobald es um das Arbeitslosengeld geht, ist die Arbeitsagentur zuständig, die sich in diesem Fall direkt nebenan befindet. Und wenn Kund*innen das Renteneintrittsalter erreicht haben, bekommen sie kein Bürgergeld mehr, sondern die Grundsicherung im Alter – dafür sind die Sozialämter zuständig. Gegebenenfalls verweist das Team des Jobcenters die Menschen an die entsprechenden Stellen weiter.

„Die Bandbreite an Leuten, die wir betreuen, ist extrem groß“, erzählt die gebürtige Thüringerin. Ins Jobcenter kommen junge Familien, die finanzielle Unterstützung brauchen. Geflüchtete aus verschiedenen Ländern, aktuell besonders aus der Ukraine. Und Langzeitarbeitslose, die keinen Anspruch mehr auf Arbeitslosengeld haben. Welche Anträge muss ich ausfüllen? Wie bekomme ich Geld? Warum habe ich keins bekommen? Dies sind einige der Fragen, die im Mittelpunkt stehen; oft auch Fragen nach Leistungen aus dem Vermittlungsfond. Dazu gehört unter anderem die Erstattung der Kosten für Bewerbungsfotos und Fahrtkosten zu einem Bewerbungsgespräch.

Empathie ist ein absolutes Muss. Melissa Luck über Eigenschaften, die in ihrem Job wichtig sind

Wenn es ums Geld geht, bleiben Konflikte nicht aus. Manchmal wollen Menschen in finanziellen Notlagen den Vorgesetzten sprechen. „Dann komme ich mit meinen 23 Jahren um die Ecke und höre mir das Anliegen an“, berichtet Luck. In der Ausbildung steht der Umgang mit schwierigen Situationen auf dem Lehrplan. Geübt wird in Rollenspielen – alle müssen sich in die Lage von Betroffenen hineinversetzen und auf Augenhöhe kommunizieren können. „Empathie ist ein absolutes Muss. Wir nehmen Notlagen sehr ernst und geben unser Bestes, im Rahmen unserer Möglichkeiten zu helfen.“ Heißt: Schauen, ob sich ein Vorgang beschleunigen lässt und ob eventuell erforderliche Unterlagen fehlen. An die Sozialstelle vermitteln, wenn es am Ausfüllen der Anträge scheitert. Oder im Extremfall auch auf Unterstützungsangebote, wie beispielsweise die Tafel, aufmerksam machen. „Solche Situationen lassen uns nicht kalt. Aber wir können nicht willkürlich Geld auszahlen, sondern sind an die gesetzlichen Vorgaben gebunden.“

Horizontale und vertikale Entwicklung sind möglich

Die Geschichten und Schicksale der Menschen, mit denen die Fachkraft im Jobcenter zu tun hat, sind extrem unterschiedlich, was die Arbeit abwechslungsreich macht. „Man weiß nie, was auf einen zukommt.“ Das gilt auch für die fachliche Ebene: Wenn sich Gesetze ändern, ändert sich auch die Arbeit vor Ort. Bereitschaft zum lebenslangen Lernen ist deshalb entscheidend. Seitdem Luck stellvertretende Teamleiterin ist, hat sie sich viele organisatorische Kompetenzen angeeignet, etwa die Erstellung von Dienstplänen. „Wer bei uns arbeitet, kann sich horizontal und vertikal weiterentwickeln“ – Wechsel in andere Fachbereiche, zum Beispiel in die Leistungsprüfung und Vermittlung, sind möglich; ebenfalls das Übernehmen von Führungspositionen.

Wann Melissa Luck mit einem guten Gefühl nach Hause geht? „Für mich ist es sehr erfüllend, wenn wir Menschen in schwierigen Lebenslagen weiterhelfen können. Und ich bin zufrieden, wenn mein Team zufrieden ist.“

Text: Christoph Dierking

FAQ: Fachkraft für Arbeitsmarktdienstleistungen werden

Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?

In der Regel ist der Mittlere Schulabschluss erforderlich.

Wie lange dauert die Ausbildung?

In Vollzeit dauert die Ausbildung drei Jahre.

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Schwerpunkt in der Ausbildung sind rechtliche Grundlagen, vor allem das Zweite und Dritte Sozialgesetzbuch (SGB II und SGB III). Hinzu kommen unter anderem Kommunikationsstrategien, in der Berufsschule die Fächer Politik, Wirtschaft, Deutsch und Englisch.

Wo findet die Ausbildung statt?

Die Ausbildung findet direkt in den Arbeitsagenturen und in den Berufsschulen statt. Außerdem gibt es Lehrgänge in Bildungs- und Tagungsstätten der Bundesagentur für Arbeit, die jeweils ein bestimmtes Einzugsgebiet abdecken. Wer entsprechende Leistungen nachweist, kann auch ein Praktikum im Ausland absolvieren

Was verdiene ich?

Für Beschäftigte bei der Bundesagentur für Arbeit gibt es einen eigenen Tarifvertrag. Je niedriger die Zahl der Entgeltgruppe, desto höher das Entgelt – anders als bei anderen Entgelttabellen für den öffentlichen Dienst, wo es sich umgekehrt verhält.

Fachangestellte für Arbeitsmarktdienstleistungen steigen in der Regel mit TE V, Stufe 2 ein (TE steht für Tätigkeitsebene).

Die aktuellen Entgelttabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion (dbb).

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?

Vermittlung, Beratung, Leistungsprüfung – und das beim Jobcenter, bei der Arbeitsagentur oder der Familienkasse. Was die inhaltliche Arbeit betrifft, gibt es viele Optionen. Wer die Karriereleiter aufsteigen möchte, kann Führungspositionen übernehmen. Und alle, die ein duales Studium draufsatteln möchten, können dies direkt bei der Bundesagentur für Arbeit absolvieren. Hochschulstandorte sind Mannheim und Schwerin.

Wo finde ich weitere Informationen?

Weitere Informationen gibt es bei der Bundesagentur für Arbeit.