• Foto zum Thema "Zukunft der Arbeit": Zu sehen ist ein Symbolbild. Personen, von denen man nur die Hände sieht, halten Modelle von insgesamt sechs Zahnrädern, die ineinandergreifen.
    Die Zukunft der Arbeit im öffentlichen Dienst nachhaltig gestalten, damit alle Zahnräder ineinandergreifen – das ist eine zentrale Aufgabe der neuen Bundesregierung, betont die dbb jugend. Foto: Colourbox

Zukunft der Arbeit Sechs Kriterien für einen attraktiven öffentlichen Dienst

Die Zukunft der Arbeit im öffentlichen Dienst steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Worauf es jetzt ankommt.

„Um die Zukunft der Arbeit im öffentlichen Dienst positiv zu gestalten, müssen wir in der Gegenwart die Weichen stellen“, sagt Matthäus Fandrejewski, Vorsitzender der dbb jugend. „Deshalb erwarte ich von der neuen Bundesregierung, dass sie die drängenden Probleme zügig anpackt. Das Vertrauen in den Staat schwindet, überall klaffen Personallücken und die Digitalisierung muss schneller voranschreiten. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren!“

Wo dringender Handlungsbedarf besteht, hat die dbb jugend in ihrer Position zur Zukunft der Arbeit im öffentlichen Dienst zusammengetragen. Alle Forderungen zielen darauf ab, Fachkräfte zu gewinnen, ihre Zufriedenheit zu fördern und sie zu binden, damit der Staat seine Aufgaben effektiv erfüllen kann.

Wegen des demografischen Wandels starten immer weniger junge Menschen ins Berufsleben, gleichzeitig gehen immer mehr Arbeitnehmende in den Ruhestand. In dieser Situation muss der Staat wettbewerbsfähig bleiben, sonst entscheidet sich der Fachkräftenachwuchs für die Privatwirtschaft.

Matthäus Fandrejewski

Konkret fordert die dbb jugend, die Arbeit der Zukunft im öffentlichen Dienst nach den folgenden Kriterien auszugestalten:

1. Moderne Arbeitsformen realisieren

Flache Hierarchien und Organisationsstrukturen, Team- und Projektarbeit, Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen und Hierarchieebenen: „Die Facetten moderner Arbeitsformen sollten überall zum Standard gehören“, unterstreicht der Vorsitzende der dbb jugend. „Denn sie führen zu mehr Agilität, die den öffentlichen Dienst attraktiv und leistungsfähig macht.“

Zu den modernen Arbeitsformen gehört auch, flexible Strukturen aufzubauen, um den Lebensrealitäten der Beschäftigten gerecht zu werden. Dazu gehören unter anderem mobiles Arbeiten, Homeoffice und Lebensarbeitszeitkonten, mit denen sich etwa mehr Zeit für die Familie oder Sabbaticals realisieren lässt.

All das zu etablieren, geht nicht von heute auf morgen. Fandrejewski: „Für uns als dbb jugend ist es unabdingbar, dass ein professionelles Veränderungsmanagement diesen Prozess begleitet.“

2. Digitalisierung beschleunigen

Die Zukunft des öffentlichen Dienstes steht und fällt mit der Digitalisierung. Sie birgt zahlreiche Vorteile, die Beschäftigten und vor allem auch Bürger*innen zugutekommen, die einen besseren Service erhalten. Fandrejewski betont: „Investitionen in Digitalisierung sind Investitionen in ein höheres Ansehen des Staates.“

Wichtig ist, die nahtlose Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Behörden sicherzustellen, hebt der junge Gewerkschafter hervor. Dafür sind über alle Verwaltungsebenen hinweg bundeseinheitliche IT-Standards unerlässlich. Der schnelle Zugriff auf Daten und Informationen ist essenziell, um Prozesse zu beschleunigen.

Dabei sollten die Systeme intuitiv funktionieren, damit alle Mitarbeitenden sie problemlos nutzen können. Automatisierte Systeme, wie beispielsweise Robotic Process Automation (RPA), sollen Routineaufgaben übernehmen. So bleibt mehr Zeit für Aufgaben, für die der menschliche Kontakt unerlässlich ist.

Das Wissen über digitale Lösungen, die sich bewähren, soll geteilt werden, sodass die Verantwortlichen gegebenenfalls auch bundesweit Best-Practice-Beispiele umsetzen können. Dabei ist es ganz entscheidend, die Kompetenz von jungen Menschen als Digital Natives einzubeziehen.

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Monitoring ist ein zentraler Punkt, um den Erfolg der Digitalisierung zu messen, unterstreicht die dbb jugend. Es ist wichtig, Kennzahlen zu erheben, die belegen, dass Arbeitsabläufe tatsächlich effizienter werden. Fandrejewski erklärt: „In der Einführungsphase ist die Belastung für die Beschäftigten wahrscheinlich kurzfristig etwas höher, aber schon mittelfristig wird es zu einer spürbaren Entlastung kommen.“

Was für die dbb jugend besonders wichtig ist: Der Einsatz von KI muss klaren Regeln unterliegen. Die Digitalisierung darf nicht zur Überwachung von Beschäftigten führen und es muss sichergestellt sein, dass die Beschäftigtenvertretungen in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.

3. Aufgaben neu bewerten

Aufgabenkritik geht eng mit der Digitalisierung einher. Routineaufgaben, das Prüfen von Standardanträgen, Bescheide erstellen – all das geht mit IT-gestützten Systemen wesentlich schneller und sollte nach Ansicht der dbb jugend auch im Arbeitsalltag weniger Ressourcen in Anspruch nehmen.

„Dann haben die Beschäftigten mehr Zeit, um sich beratenden, strategischen und kreativen Aufgaben zu widmen“, sagt Fandrejewski. Die Technik solle Freiräume schaffen, sodass Menschen die Aufgaben wahrnehmen können, für die sie unverzichtbar sind. Also vor allem für komplexe, soziale und thematisch sensible Tätigkeiten.

4. Lebenslanges Lernen fördern

In einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt reicht es nicht mehr aus, in der Ausbildung nur starres Faktenwissen zu vermitteln. Vielmehr kommt es darauf an, analytische Fähigkeiten, Problemlösungskompetenz und Transferfähigkeit zu fördern. „Der Fokus in der Ausbildung muss deshalb auf methodischen Kompetenzen, Lernkompetenz sowie Selbst- und Sozialkompetenz liegen“, fordert Fandrejewski.

Damit die Beschäftigten auch im Berufsleben stets auf dem aktuellen Stand bleiben, ist eine enge Kooperation mit Bildungsanbietern notwendig, auch außerhalb des öffentlichen Dienstes. Lebenslanges Lernen muss nach Ansicht der dbb jugend ein elementarer Bestandteil der täglichen Arbeit sein, um Kompetenzen auf dem neuesten Stand zu halten. Für die erforderlichen Weiterbildungen ist es wichtig, dass der Staat als Arbeitgeber hierfür ein ausreichendes Budget bereitstellt und die nötigen Freiräume schafft.

Moderne Führungskultur muss motivieren, Wertschätzung vermitteln und Bedingungen schaffen, um das Potenzial der Mitarbeitenden optimal auszuschöpfen.

Matthäus Fandrejewski

5. Führungskräfte fortbilden

Vieles steht und fällt mit Führungskräften. In der heutigen Arbeitswelt, die im Idealfall von Digitalisierung und hybriden Arbeitszeitmodellen geprägt ist, sind traditionelle, hierarchische Führungsansätze nicht mehr zeitgemäß.

„Moderne Führungskultur muss motivieren, Wertschätzung vermitteln und Bedingungen schaffen, um das Potenzial der Mitarbeitenden optimal auszuschöpfen“, sagt der Vorsitzende der dbb jugend. „Führungskräfte sollen nicht nur kontrollieren, sondern auch als Wegbereiter*innen fungieren, die ihre Teams bei Veränderungsprozessen begleiten und unterstützen.“

Für eine erfolgreiche, moderne Führung ist es entscheidend, klare Erwartungen an die Rolle der Führungskräfte zu formulieren. Empathie, Kommunikationsstärke und die Fähigkeit, ein vertrauensvolles Arbeitsumfeld zu schaffen, sind die Schlüsselkompetenzen, auf die es ankommt, so Fandrejewski. „Idealerweise binden sie Mitarbeitende in Entscheidungsprozesse ein, um Akzeptanz und Innovationskraft zu fördern.“

Um Führungskräfte in ihrer Rolle bestmöglich zu unterstützen, muss der Staat als Arbeitgeber ihnen die passenden Mittel und Unterstützungssysteme bereitstellen. Dazu gehören nicht zuletzt entsprechende Weiterbildungen.

6. Vorbild sein

Chancengleichheit, Antidiskriminierung, Inklusion – in all diesen Punkten sollte der öffentliche Dienst die Standards setzen. Fandrejewski: „Die Gesellschaft ist vielfältig, der öffentliche Dienst muss die Gesellschaft spiegeln und entsprechend ebenfalls vielfältig sein.“

Tiefer einsteigen? Mehr Details findest du auf der Website der dbb jugend.

Text: dbb jugend