• Junger Verwaltungsmitarbeiter sitzt am Schreibtisch und sieht verdrießlich auf eine ablaufende Sanduhr.
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  • Die Infografik zeigt: Der Arbeitgeber Staat ist Champion bei befristeten Neueinstellungen - 59,9 Prozent sind es im öffentlichen Dienst, in der Privatwirtschaft 31 Prozent.
    Spitzenreiter bei befristeten Neueinstellungen: der öffentliche Dienst. Foto: Colourbox

Scharfe Kritik von jungen BeschäftigenStaat bleibt „Befristungs-Champion“

Der Staat hält weiterhin den traurigen Rekord bei befristeten Arbeitsverhältnissen. Ihre Zahl ist im öffentlichen Dienst im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen. „Ein Skandal“, sagen die jungen Beschäftigten.

489.075 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst hatten 2021 laut Statistischem Bundesamt (DESTATIS) einen befristeten Arbeitsvertrag – fast zehn Prozent mehr als im Jahr davor. Der Anteil der befristet Beschäftigten stieg damit binnen eines Jahres von 14,5 auf 15,3 Prozent.

Insbesondere in den Bundesländern sind befristete Arbeitsverhältnisse weitverbreitet. Dort erreicht die Befristungsquote stolze 28,2 Prozent aller Beschäftigten. Es folgt der Bund mit 13,8 Prozent, in den Kommunen beträgt der Befristungsanteil 7,1 Prozent. Bei den Sozialversicherungen und der Bundesagentur für Arbeit sind es 5,8 Prozent. Grundsätzlich sind mehr Frauen als Männer befristet beschäftigt. Der branchenübergreifende Blick zeigt, dass 2021 in Deutschland insgesamt 2,6 Millionen Beschäftigte in einem befristeten Arbeitsverhältnis standen.

Vor allem Neueinstellungen erfolgen zeitlich befristet – beim Staat deutlich häufiger als in der Privatwirtschaft. Aktuelle Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belegen, dass im öffentlichen Dienst trotz massiver Kritik der Gewerkschaften in den vergangenen Jahren weiterhin insbesondere neue Beschäftigte befristet eingestellt werden: Zwei von drei (59,5 Prozent) erhalten keinen unbefristeten Arbeitsvertrag. In der Wirtschaft liegt der Anteil mit 31 Prozent deutlich niedriger.

Fatale Abschreckungseffekte

„In Zeiten eines dramatischen Personalmangels und zunehmender Schwierigkeiten, Berufsnachwuchs für den öffentlichen Dienst zu gewinnen, ist dieser Befund ein absoluter Skandal“, kritisiert dbb jugend Chef Matthäus Fandrejewski. „Seit mehr als zehn Jahren fordern wir den Staat auf, die unselige Befristungspraxis aufzugeben, weil sie fatale Abschreckungseffekte auf potenziell interessierte neue Arbeitskräfte entfaltet. Aber statt dem entgegenzuwirken und endlich eine nachhaltige Personalpolitik zu etablieren, bleibt der Staat Befristungs-Champion – und zwar mit deutlichem Abstand zur Privatwirtschaft“, ärgert sich Fandrejewski, der für rund 150.000 junge Beschäftigte im öffentlichen Dienst und in den privatisierten Bereichen spricht.

Immer neue Aufgaben – Personal fehlt an allen Ecken und Enden

„Wohngeld, Bürgergeld, Energiekostenzuschüsse – immer neue Aufgaben soll der öffentliche Dienst schultern, aber das Personal dafür fehlt an allen Ecken und Enden. Und da haben wir noch nicht von den großen Zukunftsaufgaben wie Energiewende, Klima- und Katastrophenschutz, Bildung und Forschung, Infrastruktur und Digitalisierung gesprochen“, warnt der dbb jugend Chef. Mittlerweile fehlten im öffentlichen Dienst schon heute mehr als 360.000 Beschäftigte, „in den kommenden Jahren gehen zudem mehr als eine Million und mit ihnen ihr unwiederbringliches Know-how in den Ruhestand“, so Fandrejewski und fragt: „Wer soll denn hier in den nächsten Jahren überhaupt noch Staat machen?“

Schluss mit sachgrundlosen und Haushaltsmittelbefristungen

Die Forderung des Berufsnachwuchses ist klar: „Die sachgrundlose Befristung muss ebenso wie die Befristung aus Haushaltsmittelgründen schleunigst verschwinden“, betont Fandrejewski. Zwar habe sich die Ampel-Koalition genau das im Koalitionsvertrag vorgenommen, „geliefert hat sie aber bis heute noch nicht. Die Aufgaben, die der Staat in den kommenden Jahren bewältigen muss, sind auch nicht befristet, deswegen gibt es überhaupt keinen Grund, die Menschen, die diese Aufgaben erfüllen sollen, nur vorübergehend einzustellen. Insbesondere der Staat als Arbeitgeber hat hier eine besondere Verantwortung und muss alle Anstrengungen unternehmen, seinen Dienst mit einer aufgabengerechten Personalausstattung zu versehen, damit auch in Zukunft Verlass auf einen funktionierenden öffentlichen Dienst ist“, macht der dbb jugend Chef deutlich.