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    Öffentlicher Dienst in Zahlen: Der Monitor liefert jedes Jahr den aktuellen Überblick. Foto: Colourbox

Monitor 2024

Öffentlicher Dienst: Fünf Zahlen, die Du kennen musst

Wer argumentieren will, braucht Zahlen – diese liefert der Monitor öffentlicher Dienst 2024. Einige Entwicklungen sind alarmierend.

Im öffentlichen Dienst fehlen mehr als 550.000 Beschäftigte

Bildung, Gesundheit, Sicherheit – als Dachverband fragt der dbb regelmäßig bei den Fachgewerkschaften den Personalbedarf ab. Das erschreckende Ergebnis: Dem Staat fehlen mindestens 551.500 Beschäftigte. Erschwerend kommt hinzu, dass in den nächsten zehn Jahren 1,3 Millionen Menschen altersbedingt aus dem öffentlichen Dienst ausscheiden. Soldat*innen sind dabei nicht eingerechnet.

Was ist die Ausgangslage? Aktuell arbeiten im öffentlichen Dienst 5,2 Millionen Menschen. Im Jahr 2017 verzeichnete der Monitor 4,6 Millionen Beschäftigte. Unterm Strich hat es in den vergangenen Jahren einen Personalzuwachs gegeben.

Es gibt politische Akteure, die daraus falsche Schlussfolgerungen ableiten und behaupten, dass alles gut ist“, sagt Sandra Heisig, stellvertretende Bundesvorsitzende der dbb jugend. „Das ist fatal! Denn die Realität ist: Im öffentlichen Dienst brennt der Kessel!“

Lange waren in den Behörden massiv Stellen abgebaut worden, es galt die Devise „Privat vor Staat“. Heisig: „Die jüngsten Zuwächse sind ein Tropfen auf den heißen Stein und reichen nicht ansatzweise, um den Personalmangel zu kompensieren.

Die stellvertretende Bundesvorsitzende verweist darauf, dass der Anteil der Beschäftigten im öffentlichen Dienst, in Deutschland – gemessen an der Gesamtbevölkerung – vergleichsweise gering ist. Laut Monitor liegt er bei 11,13 Prozent. Im OECD-Durchschnitt sind es 18,63 Prozent. Die Staaten, in denen der öffentliche Dienst den Ruf genießt, besonders gut aufgestellt zu sein, beschäftigen anteilig die meisten Menschen. Schweden belegt den Spitzenplatz (29,27 Prozent), gefolgt von Dänemark (28,04 Prozent), Finnland (25,41 Prozent) und Estland (23,43 Prozent).

„Wir müssen alles dafür tun, um junge Menschen für den öffentlichen Dienst zu gewinnen“, resümiert Heisig. Die entscheidenden Stellschrauben: attraktive Arbeitsbedingungen und konkurrenzfähige Gehälter.

Nur noch 27 Prozent glauben, dass der Staat seinen Aufgaben gewachsen ist

Bemerkenswert ist, dass der Anteil im Jahr 2021 noch bei 45 Prozent lag. „Nach Ansicht vieler Menschen hat der Staat in der Pandemie seine Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt“, kommentiert Sandra Heisig. Das gelinge in Hinblick auf die aktuellen Krisen schlechter. Viele Menschen sehen vor allem eine Überforderung des Staates in der Flüchtlings- und Asylpolitik, Bildungs- sowie Klimapolitik, geht aus den Daten des Monitors hervor.

Im Vergleich zu anderen Altersgruppen bringen die 18- bis 29-Jährigen dem Staat mehr Vertrauen entgegen. Immerhin glauben 36 Prozent der Befragten, dass er seinen Aufgaben gewachsen ist. Heisig: „Ich interpretiere das so, dass junge Menschen etwas optimistischer in die Zukunft schauen.“

Eng verbunden mit der Frage, ob der Staat Vertrauen genießt, ist die Frage nach dem Ansehen von Berufsgruppen im öffentlichen Dienst. Bei 94 Prozent der Befragten genießen Feuerwehrleute ein hohes oder sogar sehr hohes Ansehen. Spitzenwerte erzielen auch Pflegekräfte, Ärzt*innen, Polizist*innen und Erzieher*innen. Schlusslichter sind Mitarbeitende von Telefongesellschaften (13 Prozent), Werbeagenturen (8 Prozent) und Versicherungsvertreter*innen (8 Prozent).

Der Anteil der Befragten, die Richterinnen und Richtern ein hohes oder sehr hohes Ansehen attestieren, liegt bei 65 Prozent und ist damit im Vergleich zu anderen Berufsgruppen immer noch hoch. Auffällig ist jedoch, dass er seit 2007 um zwölf Prozentpunkte gesunken ist. „Das ist alarmierend, die Tendenz zeigt, dass das Vertrauen in den Rechtsstaat schwindet.“

Das Image von Beamtinnen und Beamten hat sich im selben Zeitraum um fünf Prozentpunkte verbessert, aber insgesamt ist die Berufsgruppe nur bei 32 Prozent der Befragten hoch oder sehr hoch angesehen. Für die stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend ist das kein zufriedenstellender Wert. Aber: „Offenbar weckt vor allem der Begriff des Beamtentums bei vielen Menschen negative Assoziationen“ – nur so ließe sich erklären, dass Feuerwehr und Polizei, wo größtenteils Beamtinnen und Beamtinnen arbeiten, auf der Ansehensskala weit oben stehen. „Insofern sagen die 32 Prozent nur bedingt etwas über das tatsächliche Ansehen aus.“

83,74 Prozent der Teilzeitbeschäftigten sind Frauen

Insgesamt gibt es im öffentlichen Dienst 1,8 Millionen Teilzeitbeschäftigte. Zwar ist der Frauenanteil im Vergleich zu den Vorjahren leicht gesunken, aber angesichts von knapp 84 Prozent kann von einer Trendwende keine Rede sein.

„Grundsätzlich ist es erfreulich, dass der öffentliche Dienst flexibles Arbeiten in Teilzeit ermöglicht“, sagt Sandra Heisig. Trotzdem bestehe Handlungsbedarf: „Frauen, die sich bewusst für Arbeit in Teilzeit entscheiden, etwa weil sie für ihre Kinder da sein möchten, dürfen keine beruflichen Nachteile haben“ – dies sei derzeit in Hinblick auf Karrierechancen, Vermögensaufbau und Altersvorsorge der Fall. „Wir brauchen dringend mehr Frauen in besser bezahlten Berufen und Führungspositionen.“ Auch hierfür müsse es Teilzeitmodelle geben.

Ebenfalls von Bedeutung für die dbb jugend: der Ausbau von 24-Stunden-Kitas, Eltern-Kind-Arbeitszimmern und betrieblichen Kindertagesstätten. „Wer für die Kinderbetreuung nicht in Teilzeit gehen kann oder will, soll auf die entsprechenden Betreuungseinrichtungen zählen können.“

70 Prozent der Beschäftigten wollen die konsequente Digitalisierung aller Aufgaben

Menschen, die Dienstleistungen des Staates in Anspruch nehmen, und die Beschäftigten im öffentlichen Dienst wünschen sich dasselbe: mehr Digitalisierung, mehr Modernisierung, mehr Effizienz. Das geht aus den Daten des Monitors hervor.

  • 71 Prozent der Befragten halten eine bessere und schnellere Terminvergabe für erforderlich (Beschäftigte des öffentlichen Diensts: 65 Prozent)
  • 69 Prozent der Befragten erwarten die konsequente Digitalisierung aller Aufgaben des öffentlichen Dienstes (Beschäftigte des öffentlichen Diensts: 70 Prozent)
Wir müssen bei der Digitalisierung den Turbo einlegen, damit alle schnellstmöglich profitieren. Sandra Heisig

Vor allem in Hinblick auf Verwaltungsdienstleistungen, die mehr den Charakter von Formalitäten haben, sind digitale Lösungen hoch im Kurs: Personalausweis beantragen, die Kfz-Zulassung oder ein polizeiliches Führungszeugnis – jeweils mehr als die Hälfe der Befragten möchte diese Dinge online erledigen. Umgekehrt verhält es sich, wenn es um die Eheschließung, Scheidung oder Erstattung einer Anzeige geht. „Mit der Digitalisierung können wir mehr Ressourcen für die Aufgaben freisetzen, wo es auf menschliche Begegnungen ankommt“, betont Heisig. „Wir müssen bei der Digitalisierung den Turbo einlegen, damit alle schnellstmöglich profitieren.“

50 Prozent finden Ausgaben für den öffentlichen Dienst angemessen

44 Prozent der Befragten vertreten hingegen die Auffassung, dass der öffentliche Dienst den Steuerzahler*innen zu viel Geld kostet. Auch das ist ein Ergebnis des Monitors. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil um einen Prozentpunkt gesunken. 2016 war der Anteil mit 31 Prozent allerdings noch deutlich niedriger.

„Klar ist: Die Menschen müssen sehen, dass sie etwas für ihre Steuergelder bekommen“, unterstreicht die stellvertretende Bundesvorsitzende der dbb jugend. „Wenn die Bereiche Verwaltung, Sicherheit, Bildung und Infrastruktur funktionieren, steigt die Akzeptanz für die Ausgaben.“

Noch tiefer in die Zahlen zum öffentlichen Dienst einsteigen? Hier gibt’s die aktuelle und vergangene Ausgaben des Monitors zum Download.

Redaktion: cdi/dbb