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Der Staat muss mehr für die Gesundheitsförderung und Prävention am Arbeitsplatz tun, fordert die dbb jugend. Foto: Colourbox/wer
Position der dbb jugend Gesundheitsförderung und Prävention am Arbeitsplatz? Unbedingt!
Nur wer gesund ist, bleibt motiviert und leistungsfähig. Dies ist nur ein Grund, warum Gesundheitsförderung und Prävention am Arbeitsplatz so wichtig sind.
108.500 Beschäftigte fehlen bundesweit in den Kommunalverwaltungen, dazu gehören unter anderem die Bau-, Jugend- und Ordnungsämter. 115.000 Lehrkräfte fehlen bundesweit in den Schulen. Und 120.600 Fachkräfte fehlen bundesweit in der Kranken- und Altenpflege. Dies geht aus einer Erhebung des dbb hervor. Demnach wären insgesamt mehr als 600.000 weitere Beschäftigte im öffentlichen Dienst erforderlich, damit der Staat seine Aufgaben erfüllen kann.
Lebensqualität und Berufsleben dürfen kein Widerspruch sein!
Daria Abramov
Personallücke erfordert mehr Gesundheitsförderung und Prävention
„Wir müssen gut auf das Personal aufpassen“, sagt Daria Abramov, Erste stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend. Immer mehr Aufgaben, bürokratische Hürden, nebenbei die Digitalisierung, die in vielen Bereichen noch zu stemmen ist – all das fordert die Beschäftigten im öffentlichen Dienst enorm, unterstreicht die Gewerkschafterin. „Es liegt auf der Hand, dass der Personalmangel die Situation weiter verschärft. Hinzu kommt, dass der Ton in der Gesellschaft rauer wird. Beleidigungen, Drohungen und – schlimmstenfalls – körperliche Gewalt sind ein Riesenproblem.“
In dieser Gemengelage müssen Gesundheitsförderung und Prävention am Arbeitsplatz einen höheren Stellenwert haben, fordert die dbb jugend in einem neuen Positionspapier. Dies sei vor allem wichtig, um junge Menschen für den öffentlichen Dienst zu gewinnen und zu halten. Abramov: „Wer gesund ist, hat logischerweise weniger Fehltage, ist motivierter und leistungsfähiger. Davon profitiert die gesamte Gesellschaft. Lebensqualität und Berufsleben dürfen kein Widerspruch sein!“
Es gibt bereits gute Regelungen, die im Sinne einer guten Gesundheitsförderung und Prävention am Arbeitsplatz sind. Leider gelten die nicht für alle.
Toni Nickel
Prävention als Investition verstehen
Toni Nickel, stellvertretender Vorsitzender der dbb jugend, verweist auf die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, deren Tätigkeiten psychisch sehr fordernd sind. Das gilt vor allem für Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst, außerdem für den Justizvollzug. Im Extremfall kann es bei den Beschäftigten zu posttraumatischen Belastungsstörungen kommen – „wir setzen uns dafür ein, dass diese künftig leichter als Dienstunfall anerkannt werden“, so der Gewerkschafter.
Generell gilt: Unregelmäßige Arbeitszeiten, Schicht- und Bereitschaftsdienste können den sozialen und biologischen Rhythmus stark beeinträchtigen, die Erholung erschweren und das Privatleben belasten. „Es gibt bereits gute Regelungen im Sinne einer guten Gesundheitsförderung und Prävention am Arbeitsplatz“, sagt Nickel. „Leider gelten die nicht für alle, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind. Das müssen wir dringend ändern und Prävention überall als Investition verstehen!“ – wirksame Investitionen sind aus Sicht der dbb jugend die nachfolgenden Strategien und Konzepte:
- Belastungsausgleich: Gemeint sind zusätzliche Erholungsphasen oder freie Tage bei regelmäßigem Schichtdienst oder Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern in besonders belastenden Kontexten.
- Gesundheitsorientierte Dienstplangestaltung: Dazu gehören rechtzeitige Planbarkeit, die faire Verteilung von Früh-, Spät- und Wochenenddiensten sowie die Begrenzung von kurzfristigen Änderungen.
- Psychische Entlastung: Supervisions- und Beratungsangebote, Team-Coachings sowie feste Ansprechstellen für Konflikt- und Stressbewältigung leisten nachhaltige Unterstützung, so die dbb jugend.
- Erfahrungs- und Austauschformate: Vor allem junge Beschäftigte brauchen Räume, in denen sie ihre Erfahrungen reflektieren und gemeinsam Strategien entwickeln können.
Zu langes Sitzen und zu viel Bildschirmzeit können früher oder später Probleme verursachen.
Felix Reising
Basics dürfen nicht fehlen
Doch auch Beschäftigte, die im Büro arbeiten, sind gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. „Zu langes Sitzen und zu viel Bildschirmzeit können früher oder später Probleme verursachen“, mahnt Felix Reising, ebenfalls Mitglied der Bundesjugendleitung. Deshalb sollten zum Beispiel höhenverstellbare Schreibtische und ergonomische Stühle eine Selbstverständlichkeit sein. „Wichtig ist, dass alle Beschäftigten eine professionelle Einweisung in Sachen Ergonomie bekommen, damit sich keine gesundheitsgefährdenden Gewohnheiten einschleichen.“
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Junge Menschen, die neu ins Berufsleben starten, sind oft besonderen Stressfaktoren ausgesetzt, betont der Gewerkschafter. „Klar, der Übergang ins Berufsleben ist eine aufregende und spannende Zeit“, sagt er. Aber der Wunsch nach beruflichem Erfolg, sich an ein neues Umfeld anzupassen, Privat- und Arbeitsleben unter einen Hut zu bringen, dabei handle es sich auch um Herausforderungen. „Führungskräfte sollten das im Hinterkopf behalten und genau hinschauen, wenn junge Menschen in ihrem Team durchstarten!“
Wir brauchen keine starren Konzepte, sondern Strategien, die sich an den Lebensrealitäten der jungen Generation orientieren.
Oliver Löwe
Betriebliches Gesundheitsmanagement weiterentwickeln
Eine wichtige Stellschraube, um Gesundheitsförderung und Prävention am Arbeitsplatz für alle Beschäftigten zu gewährleisten, ist ein nachhaltiges Betriebliches Gesundheitsmanagement. „Wir brauchen keine starren Konzepte, sondern Strategien, die sich an den Lebensrealitäten der jungen Generation orientieren“, sagt Oliver Löwe, stellvertretender Vorsitzender der dbb jugend. Der Bedarf könne – abhängig vom Individuum – sehr unterschiedlich sein. Es komme darauf an, die Strategien überall im öffentlichen Dienst zu integrieren, für eine ausreichende Finanzierung zu sorgen und Best-Practice-Modelle zwischen den Behörden auszutauschen. Löwe resümiert: „Gesundheitsförderung und Prävention sind kein Luxus, sondern die Basis für langfristige Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit im Beruf!“
Was gehört ins Betriebliche Gesundheitsmanagement?
- Psychische Gesundheit: Die dbb jugend fordert flächendeckende Prävention gegen Stress und Burnout, etwa durch Beratungs- und Coachingangebote im Betrieb.
- Bewegung und Ernährung: Dazu gehören flächendeckende Sport- und Bewegungsprogramme innerhalb und außerhalb der Behörde, außerdem gesundes Essen in der Kantine.
- Smart Devices: Arbeitgebenden sollten aus Sicht der jungen Gewerkschafter*innen einen Zuschuss zu Devices zahlen, die eine gesundheitsbewusste Lebensweise fördern (Wearables, Smartwatches mit Herzfrequenzmesser).
- Mitgestaltung: Nachwuchskräfte sollten einbezogen werden, wenn es um die Entwicklung der BGM-Angebote geht, um eine passgenaue Ausrichtung zu gewährleisten.
Tiefer einsteigen? Auf dbb-jugend.de findest du die vollständige Position.
Redaktion: dbb jugend