• Verwaltungsinformatiker*in werden? Ausbildung, Gehalt, Karriere: Der Job-Kompass von #staatklar liefert den Überblick.
    Morris Hültner ist Student der Verwaltungsinformatik. Foto: Privat

Jobkompass: Der Verwaltungsinformatiker

Die IT der Zukunft gestalten

Wer Verwaltungsinformatik studiert, ist ganz vorn mit dabei, wenn es um die Digitalisierung der Verwaltung geht. Ein Student berichtet.

Eigentlich sitzt Morris Hültner beruflich fest im Sattel: Er hat eine Ausbildung als Kaufmann für Büromanagement abgeschlossen und eine unbefristete Anstellung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg. Einerseits möchte er die Sicherheit nicht aufgeben, andererseits möchte er sich weiterentwickeln. Sein Gedanke: Verwaltungsinformatik studieren. Dafür müsste er allerdings kündigen. Keine leichte Entscheidung – zumal ihm sein Team ans Herz gewachsen ist. Aus Kollegen sind mittlerweile Freunde geworden. „Meine Chefin hat damals den ganzen Druck rausgenommen“, erinnert er sich. „Sie hat mich bestärkt und versichert, dass ich beruflich nicht ins Bodenlose falle, wenn ich das Studium nicht schaffen sollte.“

Hültner beschließt, den Schritt zu wagen. 2021 startet er ins Studium der Verwaltungsinformatik, das die Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung anbietet. „Wir werden darauf vorbereitet, an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und IT zu arbeiten“, erklärt der 28-Jährige. Entsprechend sei der Studiengang eine Mischung aus Verwaltungslehre und Technik. Die Studierenden sind bei verschiedenen Behörden eingestellt – unter anderem beim Informationstechnikzentrum des Bundes, beim Bundeszentralamt für Steuern, beim Bundeskriminalamt, bei der Generalzolldirektion. Oder eben wie Hültner beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. In den Einstellungsbehörden finden auch die Praxiseinheiten des dualen Studiengangs statt.

Datenbanken aufbauen, Formulare programmieren

Wer die Verwaltung digitalisieren möchte, muss wissen, wie sie funktioniert: Zunächst stehen im Grundstudium Recht und allgemeine Verwaltungslehre auf dem Lehrplan. Darauf aufbauend lernen die Studierenden, wie sie Verwaltungsvorgänge digital gestalten. „Da geht es dann ganz konkret um den Aufbau von Datenbanken und Rechenzentren, außerdem erstellen und programmieren wir Formulare“, erzählt Hültner. Ferner stehen betriebswirtschaftliche Inhalte im Fokus. Wie mache ich eine Ausschreibung? Wie plane ich verfügbare Ressourcen ein? Und wie stelle ich ein Team auf? „Diese Fragen sind wichtig, weil der öffentliche Dienst auch mit externen IT-Dienstleistern arbeitet. Als Verwaltungsinformatiker kann ich als Projektleiter zum Einsatz kommen und muss den Überblick behalten.“

Die Digitalisierung ist ein Thema, das Hültner bewegt – nicht nur im Studium oder im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, auch aus privatem Interesse. „Es gibt noch sehr viel zu tun“, betont der angehende Verwaltungsinformatiker, der sich im Verband der Beschäftigten der obersten und oberen Bundesbehörden (VBOB) engagiert. „Oft wird auf andere Länder geschaut, wo es besser klappt, da können wir viel lernen“ – zum Beispiel von Skandinavien und dem Baltikum. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass der Vergleich mit den Musterländern oft hinkt. „Deutschland ist nun einmal größer, der Föderalismus macht es nicht unbedingt einfacher. Trotzdem müssen wir es hinbekommen.“ Diesen Prozess zu begleiten und zu gestalten, das ist es, was Hültner im Studium antreibt. Ebenfalls für ihn ein wichtiger Punkt: die Arbeit im Dienst der Allgemeinheit, die der öffentliche Dienst stets mit sich bringt.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Wenn alles klappt, will Hültner nach dem Studium wieder in sein altes Referat beim BAMF in Nürnberg zurückkehren. „Das wäre ein Traum.“ Inhaltlich würde er sich dort mit der Entwicklung von neuen Anwendungen befassen. Wie man sich das vorstellen muss? „Die Fachabteilung gibt vor, welche digitalen Anwendungen sie braucht, ich müsste mich dann als Projektleiter um die Umsetzung kümmern“, berichtet der Student. Ein Beispiel für ein bereits umgesetztes Projekt: eine digitale Karte, auf der Geflüchtete sehen können, wo in ihrer Nähe ein Integrationskurs stattfindet. „Aber wir werden auch immer ein Stück weit als Generalisten ausgebildet und sind vielfältig einsetzbar“ – im Informationstechnikzentrum des Bundes etwa stehe die Flächenbetreuung der IT im Fokus, darunter die Benutzerkontenverwaltung oder die IT-Betreuung von Dienst-Smartphones. Und beim Bundeskriminalamt könne die IT-Forensik, also die konkrete Unterstützung bei Ermittlungen, einen Schwerpunkt bilden.

Die anfänglichen Zweifel, ob es sinnvoll ist, den sicheren Arbeitsplatz aufzugeben und noch einmal zu studieren, sind inzwischen verflogen. „Ich würde es immer wieder tun“, sagt Morris Hültner, der seiner ehemaligen und möglicherweise zukünftigen Chefin sehr dankbar ist. „Solche Führungskräfte brauchen wir überall. Ihr habe ich zu verdanken, dass ich letztlich den Mut hatte, den Schritt ins Studium zu wagen.“

Text: Christoph Dierking

FAQ: Verwaltungsinformatiker*in werden

Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?

Voraussetzung für den dualen Diplom-Studiengang ist die Allgemeine Hochschulreife beziehungsweise die Fachhochschulreife. Was für die Verbeamtung erforderlich ist, beantwortet #staatklar im FAQ zum Beamtenverhältnis.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Regelstudienzeit beträgt drei Jahre.

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Im Modulhandbuch stehen unter anderem allgemeine Verwaltungslehre, Recht, Betriebswirtschaftslehre, weiterhin Informatik, IT-Sicherheit und Projektmanagement.

Wo findet die Ausbildung statt?

Das Grundstudium findet noch bis September 2024 am Hauptstandort der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl (Nordrhein-Westfalen) statt, das Hauptstudium in Münster und die Praxiseinheiten in den Einstellungsbehörden, darunter zum Beispiel das Informationstechnikzentrum des Bundes.

Was verdiene ich?

In der Regel steigen Verwaltungsinformatiker mit einer A10-Besoldung in den Beruf ein. Die aktuellen Besoldungstabellen, einschließlich der Bezüge für Anwärter*innen, veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion (dbb).

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?

Wer sich weiterbilden möchte, kann noch einen Masterstudiengang draufsatteln. Anstellungen sind in diversen Behörden möglich.

Wo finde ich weitere Informationen?

Weitere Informationen zum Studiengang Verwaltungsinformatik gibt es bei der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung.