Gefälschte Markenware und Drogen: Katharina ist Zollinspektorin am Frankfurter Flughafen. Bei der Kontrolle von Sendungen hat sie schon so manche Überraschungen erlebt.
Vor ihr liegt ein nasses Paket, ein eigenartiger Geruch liegt in der Luft: Irgendwas stimmt nicht. Katharina öffnet die Sendung aus Russland – und blickt in tote Fischaugen. „Das war schon skurril“, erinnert sich die 25-Jährige. „Keine Ahnung, ob jemand den Fisch noch essen sollte. Genießbar war er jedenfalls nicht mehr.“ Prompt zieht sie das Paket aus dem Verkehr.
Diese Szene hat sich in ihrer Ausbildungszeit abgespielt: Heute ist Katharina Christ Zollinspektorin im gehobenen Dienst und arbeitet im Hauptzollamt am Flughafen Frankfurt am Main. Dort kontrolliert sie in der Frachtabfertigung, ob Pakete aus Staaten außerhalb der Europäischen Union korrekt verzollt sind. Heißt: Liegen alle notwendigen Bescheinigungen vor? Sind alle Abgaben bezahlt? Und ist der Inhalt auf dem europäischen Markt überhaupt zugelassen? Diese Fragen sind entscheidend, vor allem bei Sendungen mit Medikamenten oder radioaktiven Stoffen.
„Doch der Zoll ist noch viel mehr als das“, erzählt Katharina, die sich unter anderem wegen der großen Aufgabenvielfalt für die Ausbildung entschieden hat. Der Zoll untersteht dem Bundesfinanzministerium und deckt Schwarzarbeit und Drogenschmuggel auf, bekämpft Geldwäsche, aber erhebt auch Steuern, darunter die Kfz, Alkohol- und Tabaksteuer. „Wenn ich am Anfang meiner Karriere Action und Schichtdienst möchte, kann ich das bekommen“, sagt Katharina. „Und wenn später eine Bürotätigkeit besser in mein Leben passt, ist auch das kein Problem“ – der Zoll sei für sie sozusagen der Mittelweg zwischen Polizei und Finanzamt.
Je nach Dienstform dauert die Ausbildung beim Zoll unterschiedlich lange: Katharina hat sich für den gehobenen Dienst entschieden und ein dreijähriges duales Studium absolviert. Im theoretischen Teil lernen die Anwärter*innen wirtschaftliche und juristische Zusammenhänge, im praktischen wenden sie das Wissen direkt an – „der praktische Teil hat in meinem Fall im Hauptzollamt Gießen stattgefunden“, erzählt die Zollinspektorin. In dieser Zeit hat sie unter anderem mit ihren Kolleginnen und Kollegen auf der Autobahn Fahrzeuge kontrolliert, im internationalen Postzentrum hat sie Sendungen geprüft und – außer dem toten Fisch – auch Drogen aus dem Verkehr gezogen. Ebenfalls oft verschickt, aber nicht erlaubt: gefälschte Markenware. „Nicht nur die Fälscher haften, auch die Kunden. Das wissen viele nicht.“
Nach der Ausbildung müssen alle Anwärter*innen einen Sporttest machen. Wer besteht, kann sich im sogenannten waffentragenden Dienst bewerben – das sind unter anderem die Mitarbeitenden bei der Zollfahndung. „Und wer durchfällt, für den gibt es noch eine Vielzahl anderer Perspektiven, die Ausbildung war in keinem Fall umsonst“, berichtet Katharina. Welche Fähigkeiten Bewerberinnen und Bewerber mitbringen sollten? „Flexibilität und Belastbarkeit, außerdem Interesse für juristische Zusammenhänge. Denn um die Gesetze durchzusetzen, muss man sie verstehen.“
Dass der Staat die Einnahmen erhält, die ihm gesetzlich zustehen. Dass über den Luftweg keine unsicheren Waren nach Deutschland kommen, die möglicherweise Menschen gefährden – ihre Tätigkeiten empfindet die Zollinspektorin aus Frankfurt als sinnstiftend: „Wenn ich weiß, dass ich zum Beispiel nicht zugelassene Medikamente entdeckt und aussortiert habe, gehe ich nach dem Dienst zufrieden nach Hause.“
Text: Christoph Dierking
Der Zoll bietet eine Ausbildung und zwei duale Studiengänge an. Für die Ausbildung ist der Mittlere Schulabschluss erforderlich, für die dualen Studiengänge das Abitur beziehungsweise Fachabitur.
Die Ausbildung für den mittleren Dienst dauert zwei Jahre. Das duale Studium für den gehobenen Dienst drei Jahre, ebenso das duale Studium der Verwaltungsinformatik.
In allen Ausbildungen gibt es Theorie- und Praxiseinheiten. Die Inhalte für den mittleren Dienst, gehobenen Dienst und den Studiengang der Verwaltungsinformatik beschreibt der Zoll ausführlich auf seiner Website.
Die Theorieeinheiten für den mittleren Dienst finden in Erfurt, Leipzig, Plessow, Rostock oder Sigmaringen statt, die für den gehobenen Dienst in Münster. Verwaltungsinformatik lehrt der Zoll in Brühl und Münster. Die Praxisphasen absolvieren die Anwärter*innen bei den Ausbildungshauptzollämtern, bundesweit gibt es 41 Standorte.
Zollbeamt*innen im mittleren Dienst werden in der Regel in die Besoldungsgruppe A7 eingruppiert; ein Aufstieg in die Besoldungsgruppe A9 ist perspektivisch möglich.
Zollbeamt*innen im gehobenen Dienst steigen mit der Besoldungsgruppe A9 ein. In ihrem Fall ist ein Aufstieg in die Besoldungsgruppe A13 möglich.
Die aktuelle Besoldungstabelle (Bund) veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.
Wer die Ausbildung oder das duale Studium beim Zoll abgeschlossen hat, kann in sämtlichen Tätigkeitsbereichen des Zolls arbeiten. Dazu gehören einerseits die Warenabfertigung, die Steuererhebung und Betriebsprüfung, andererseits die Bekämpfung von Schmuggel, Geldwäsche und Schwarzarbeit.
Egal, ob Innen- oder Außendienst: Für alle Bereiche gibt es spezielle Abteilungen bei den Hauptzollämtern und der Zollfahndung.
Ausführliche Informationen bietet der Zoll auf seinem Karriereportal, auf Instagram und Youtube.