• Foto zum Thema "Arbeiten im Museum": Zu sehen ist Edda, die als Sammlungs-Managerin im Naturkundemuseum Berlin arbeitet. Sie hält den Kiefer eines Hais, in dem noch die Zähne zu sehen sind.
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    Ein Haifisch-Kiefer ist Teil der Ichthyologie-Sammlung im Museum für Naturkunde Berlin, die Edda verwaltet. Ichthyologie ist die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung von Fischen beschäftigt. Foto: Christoph Dierking
  • Foto zum Thema "Arbeiten im Museum": Zu sehen ist ein Teil der Nass-Sammlung des Naturkundemuseums Berlin. Die Fische werden in Behältern aufbewahrt, die mit Alkohol gefüllt sind.
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    Die Fischsammlung des Naturkundemuseums umfasst etwa 130.000 Objekte. Foto: Christoph Dierking
  • Foto zum Thema "Arbeiten im Museum": Zu sehen sind Fische, die in Behältern mit Alkohol lagern, darunter ein kleiner Hammerhai.
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    Ein Teil der Nass-Sammlung des Naturkundemuseums Berlin ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Foto: Christoph Dierking
  • Foto zum Thema "Arbeiten im Museum": Zu sehen ist die Unterseite eines Fisches in einem Sammlungs-Behälter.
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    Die beiden Punkte sehen auf den ersten Blick wie Augen aus: Tatsächlich handelt es sich um Nasenlöcher des Fisches. Foto: Christoph Dierking
  • Foto zum Thema "Arbeiten im Museum": Zu sehen ist das Präparat eines Tiefsee-Anglerfischs.
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    Ebenfalls Teil der Sammlung: ein Tiefsee-Anglerfisch. Foto: Christoph Dierking
  • Foto zum Thema "Arbeiten im Museum": Zu sehen ist das Präparat eines Kois.
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    Dieser Koi war Teil der Internationalen Fischereiausstellung in Berlin im Jahr 1880. Foto: Christoph Dierking
  • Foto zum Thema "Arbeiten im Museum": Zu sehen ist das Präparat eines Kois.
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    Dieser Koi war Teil der Internationalen Fischereiausstellung in Berlin im Jahr 1880. Foto: Christoph Dierking
  • Foto zum Thema "Arbeiten im Museum": Zu sehen ist ein Drückerfisch, den Fidel Castro und Erich Honecker gemeinsam geangelt haben.
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    Geschenk von Kuba an die DDR: Diesen Drückerfisch haben Fidel Castro und Erich Honecker gemeinsam geangelt. Foto: Christoph Dierking

Arbeiten im Museum Die Bibliothek der Fische verwalten

Edda ist Sammlungs-Managerin im Museum für Naturkunde Berlin. Hinter den seltenen Objekten schlummern Anekdoten.

Zum FAQ: Sammlungs-Manager*in werden

1880, die Internationale Fischereiausstellung findet in Berlin statt. Überall stehen mit Netzen dekorierte Pavillons, die Aussteller zeigen jeweils für ihre Länder typische Fische. Im japanischen Pavillon können die Besucher einen Koi bestaunen. Heute, 145 Jahre später, ist sein Präparat Teil der Sammlung des Naturkundemuseums. Am Maul baumelt noch die Original-Beschreibung mit den japanischen Schriftzeichen.

„Ich wusste lange nicht, dass der Koi bei uns steht“, sagt Edda Aßel. Doch als sie eine Anfrage des Koi-Kuriers – den es zu ihrem Erstaunen wirklich gibt – erreicht, macht sie sich auf die Suche, wird fündig und kann dem Fachmagazin den ersten Koi Deutschlands präsentieren.

Edda ist Sammlungs-Managerin im Museum für Naturkunde Berlin und dort zuständig für Ichthyologie. Das ist die Wissenschaft, die sich mit Fischen befasst. In der Sammlung suchen Forschende aus der ganzen Welt Antworten auf ihre Fragen. Die meisten kommen aus Deutschland und Europa, aber auch Besuch aus den USA, Australien oder Japan ist keine Seltenheit. Das Naturkundemuseum ist ein Forschungsmuseum.

Restaurierung im Studium, Museum im Nebenjob

Dinge zu erhalten, das fasziniert Edda seit jeher. Nach dem Abitur entscheidet sie sich, Restaurierung zu studieren. „Ich wollte gerne etwas Praktisches machen, Naturwissenschaften fand ich spannend, die Restaurierung vereint beides“, erzählt sie. Bevor sie das Studium in Potsdam aufnehmen kann, muss sie ein Praktikum absolvieren.

Dies führt sie auf das Dach des Alten Museums in Berlin, wo es viel zu tun gibt: Plastiken aus Zinkguss, darunter verzierte Statuen, haben unter der Witterung gelitten. Eine neue Schutzschicht muss her. Zink gehört zu den unedlen Metallen und ist deshalb anfällig. „Arbeitsbeginn war um 6.45 Uhr“, erinnert sich die heute 37-Jährige. „Man konnte direkt den Sonnenaufgang anschauen.“

Während des Studiums startet Edda als studentische Hilfskraft im Naturkundemuseum. Ihr Auftrag: ein Nachschlagewerk zu erstellen, das erfasst, wie das Museum bestimmte Objekte idealerweise aufbewahren sollte. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Licht, all das spielt eine Rolle. In dieser Zeit lernt die Studentin die Arbeit im Museum zu schätzen und bleibt der Sammlung auch nach dem Studium als Fachkraft erhalten.

Die Aufgaben sind extrem vielfältig, ich habe mit Menschen aus ganz verschiedenen Fachbereichen zu tun.

Edda über ihren Job als Sammlungs-Managerin

Welche Eigenschaften für den Job von Bedeutung sind? „Man braucht natürlich einen Ordnungssinn!“, lautet die Antwort. Schließlich bestehe die Kernaufgabe darin, Ordnung zu schaffen und vor allem zu halten, damit Objekte auffindbar bleiben. Auch ein gewisser Pragmatismus schade nicht: „Es gibt in einer Sammlung immer etwas zu tun, man muss Prioritäten setzen können.“

Alkohol ermöglicht Konservierung

Denn allein die Fischsammlung umfasst etwa 130.000 Objekte. Einige, zum Beispiel einen Anglerfisch aus der Tiefsee, kann die Öffentlichkeit beim Rundgang durch die Ausstellung bestaunen. Im Erdgeschoss gewährt das Museum allen Interessierten Einblicke: Hinter den mächtigen Scheiben der sogenannten Nass-Sammlung lagern in einem klimatisierten Raum unzählige Behälter, in denen Fische nicht im Wasser, sondern im konservierenden Alkohol schwimmen. „Die historischen Originalbehälter sind teils noch mit Harz verschlossen“, berichtet Edda. Die ältesten stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Damals begann die Wissenschaft damit, Präparate in Alkohol einzulegen.

Zu den Aufgaben der Sammlungs-Managerin gehört es, die Präparate für die Forschenden der Gegenwart bereitzustellen. Gegebenenfalls öffnet sie die historischen Behälter mit einem Skalpell, mit dem sie vorsichtig das Harz entfernt. Außerdem kümmert sie sich um den Aufbau einer Datenbank, denn es sind bei weitem noch nicht alle Objekte inventarisiert und digital erfasst. Nicht zuletzt liegt es in ihrer Verantwortung, den Erhalt der Sammlung sicherzustellen. „Wenn zum Beispiel eine Flosse abbricht, lässt sich das nicht mal eben mit Sekundenkleber reparieren“ – da müssten Präparatoren ran, die ebenfalls im Museum arbeiten.

„Die Aufgaben sind extrem vielfältig, ich habe mit Menschen aus ganz verschiedenen Fachbereichen zu tun“, sagt Edda, die mal einen Wissenschaftler aus Australien dabei unterstützt, eine neue Hai-Art zu klassifizieren – auf Grundlage der Form von anderen Hai-Eiern, die Teil der Sammlung sind. Und mal entdeckt sie Objekte, die weniger von naturwissenschaftlichem Interesse sind, sondern eher von historischem – beispielsweise das Präparat eines Drückerfisches, den Fidel Castro und Erich Honecker im Jahr 1980 gemeinsam gefangen haben. 

Oder eben den ersten Koi Deutschlands, der 100 Jahre zuvor auf der Internationalen Fischereiausstellung das öffentliche Interesse weckte.

Text: Christoph Dierking

 

FAQ: Sammlungs-Manager*in werden

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?

Sammlungs-Manager*in ist kein geschützter Berufsbegriff. Quereinstiege sind durchaus üblich – manche bringen einen Studienabschluss mit, manche eine abgeschlossene Berufsausbildung. Es gibt auch Fälle, in denen die Qualifikation über eine ehrenamtliche Tätigkeit im Museum erfolgt.

Gleichzeitig gibt es den Ausbildungsberuf zum technischen Assistenten beziehungsweise zur technischen Assistentin in naturkundlichen Museen und Forschungseinrichtungen. Hierfür ist in der Regel ein mittlerer Bildungsabschluss erforderlich.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Ausbildung zum technischen Assistenten beziehungsweise zur technischen Assistentin in naturkundlichen Museen und Forschungseinrichtungen dauert in Vollzeit zwei Jahre.

Wo findet die Ausbildung statt?

Die theoretische Ausbildung findet in Berufsschulen statt, Praktika direkt in Museen.

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Naturobjekte erfassen, diese präparieren, eine Sammlung verwalten – das gehört zu den Ausbildungsinhalten. 

In der Berufspraxis ist Englisch von Bedeutung, sofern die Sammlung einem internationalen Forschungspublikum offensteht.

Mit welcher Bezahlung kann ich rechnen?

Die Bezahlung richtet sich nach der Qualifikation und den übernommenen Aufgaben. Von Entgeltgruppe 8 bis 10 ist alles möglich (TV-L).

Die aktuellen Entgelttabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.

Welche Karriereperspektiven bieten sich mir nach der Ausbildung?

Fachlich stehen einem so viele Spezialisierungen offen, wie es Sammlungen gibt; von der Entomologie (Wissenschaft von Insekten) über Herpetologie (Lehre von Amphibien und Reptilien) bis zur Paläontologie (Wissenschaft, die sich mit dem Leben in vergangenen Erdzeitaltern befasst).

Wer Führungsverantwortung übernehmen möchte, kann sich – abhängig vom Museum – auf Senior-Positionen im Sammlungs-Management bewerben und Teams leiten.

Wo finde ich weitere Informationen?

Weitere Informationen bietet die Bundesagentur für Arbeit, außerdem exemplarisch die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Wie eine digitalisierte Sammlung aussehen kann, zeigt das Beispiel der Society for the Preservation of Natural History Collections (SPNHC).