Kostenlose Online-Lernplattform
eGov-Campus: Weiterbildung for all, for free
Die kostenlose Lernplattform eGov-Campus bietet berufsbegleitende E-Government-Bildungsangebote auf Hochschulniveau. Jederzeit und an jedem Ort kann man sich hier in Sachen Moderner Staat qualifizieren und seine Karrierechancen nachhaltig verbessern.
Der Aus- und Weiterbildungsbedarf der öffentlichen Hand rund um die Themen E-Government, Verwaltungsdigitalisierung und Verwaltungsinformatik ist Enorm. Den Gap zwischen Ist- und Soll-Kompetenz identifizierte der von der damaligen Bundesregierung eingesetzte IT-Planungsrat bereits 2019 und beschloss, den eGov-Campus zu entwickeln. Die Idee: Die Schaffung einer zentralen Plattform für Online-Bildung in Sachen Digitalisierung und Schlüsselqualifikationen für die Verwaltung der Zukunft auf akademischem Niveau – qualitätsgesichert durch Lerninhalte von verschiedenen Hochschulen und Instituten mit entsprechender Expertise, frei zugänglich und kostenlos für alle Interessierten.
„Sodann wurden das Plattformkonzept, basierend auf einer Technologie, die das Hasso-Plattner-Institut bereitstellt, ausgearbeitet, sukzessive technisch implementiert und die ersten inhaltlichen Module vergeben“, berichtet Michael Koddebusch von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der gemeinsam mit seinem Kollegen Holger Koelmann für die Plattformadministration und die wissenschaftliche Begleitung des Projekts zuständig ist. Ein Beirat aus Universitäts- und Hochschulprofessor*innen sowie Verwaltungsvertreter*innen fungiert als Steuerungsgremium.
Erfolgreicher Start - preisgekrönt
Im Mai 2021 gingen die ersten beiden eGov-Campus-Module live: „Prozessmanagement im öffentlichen Sektor“ und „Verwaltungsportale“. Seitdem kamen 13 weitere Module hinzu, zusätzliche sind derzeit in der Produktion. Die Module werden auf der Plattform in verschiedenen Lernmodi angeboten, bspw. etwa im Selbststudium oder als begleiteter Kurs. Namhaften Professorinnen und Professoren kuratieren die Einheiten mit ihren Teams, regelmäßige Abstimmungsrunden und Jours Fixes mit ausgewählten Partnerinstitutionen behalten Angebot und Bedarfe dauerhaft im Blick. Für die Qualitätssicherung wird das Feedback der aktiven Lernenden regelmäßig evaluiert.
„Alle bereitgestellten Lernmodule stehen allen User*innen kostenlos und ohne Zugangsbeschränkungen zur Verfügung. Um das Angebot wahrzunehmen, bedarf es nur einer Registrierung auf dem eGov-Campus“, erläutert Michael Koddebusch. Die Kurse können flexibel und auf den individuellen Lernrhythmus angepasst im Selbststudium über mehrere Tage oder mehrere Wochen absolviert werden. Teilnahme- bzw. Leistungsbestätigungen gibt es bei Absolvierung der Module automatisch vom eGov-Campus Projektteam. Bei betreuten Kursen qualifiziert man sich für einen bepunkteten Leistungsnachweis, wenn man mindestens 50 Prozent der Gesamtpunktzahl aus Übungen und Tests erreicht. Eine Teilnahmebestätigung kann herunterladen, wer mehr als 50 Prozent der Lernmaterialien eines Kurses bearbeitet hat.
Der eGov-Campus, zunächst auf 18 Monate angelegt und danach wiederholt verlängert, hat sich mittlerweile wie erhofft zu einer stark nachgefragten virtuellen Bildungsplattform entwickelt. Zum Start schrieben sich 1.193 User*innen ein, aktuell belegen 4.135 User*innen Kurse wie „Informationsmanagement im öffentlichen Sektor“, „Interoperabilität und Standardisierung in E-Government“, „Neues Arbeiten und Führen in digitalisierten Verwaltungsstrukturen“ oder „Gestaltung der digitalen Transformation in der öffentlichen Verwaltung am Beispiel des OZG“. Auch die Online-Ringvorlesungen – „Data Literacy“ oder „Einsatz der Blockchain-Technologie im Öffentlichen Sektor“ erfreuen sich einer großen Nachfrage.
In Kooperation mit der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer (DUV) bietet der eGov-Campus zudem regelmäßig Weiterbildungskurse mit Präsenztag an. Die Kurse basieren auf den eGov-Campus Lernmodulen und finden jeweils mit einem Präsenztag (Study Day) zum Auftakt in Speyer statt, dann geht es im Online-Lernformat im Homeoffice und teils hybrid weiter. Jeder Kurs hat einen Umfang von 40 Stunden verteilt auf ca. fünf Wochen (ein Study-Day pro Woche). „Mit dieser Konzeption der Kurse erproben wir neue Wege und bieten weitere flexible Lernformate an“, erklärt Michael Koddebusch.
„Generell lässt sich sagen, dass die Module, die sich mit tagesaktuellen Fragestellungen beschäftigen, natürlich sehr gefragt sind“, sagt Koddebusch, die User*innen setzten sich aber ebenso intensiv mit perspektivisch relevanten Themen der Zukunft auseinander. So tummeln sich auf dem eGov-Campus mittlerweile insbesondere die digitalen Treiber und Vordenker der Verwaltungen. „Besonders erfreulich ist die gute Durchmischung der User*innen – vom Azubi bis zur Verwaltungsführung sind alle Ebenen vertreten“, hält Holger Koelmann fest. Und nicht nur User*innen aus den Reihen des öffentlichen Dienstes nutzen das Online-Portal, auch Studierende, Arbeitsuchende und Beschäftigte von Beratungsunternehmen sind eingeschrieben. Mittlerweile haben auch zahlreiche öffentliche Arbeitgeber den Nutzen der Lernplattform für sich und ihre Beschäftigten erkannt und ermöglichen die Teilnahme an eGov-Campus-Kursen während der regulären Arbeitszeit.
Der erfolgreiche Start des eGov-Campus wurde durch eine öffentliche Auszeichnung gekrönt: Für das Projekt, das das Graduiertenkolleg im Juni 2022 auf dem 08. Zukunftskongress Staat und Verwaltung einer Expertenjury pitchte, gab es den ersten Preis beim Science-Dialog-Wettbewerb. Das Graduiertenkolleg, bestehend aus mehr als 30 wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen und Hilfskräften der am Projekt beteiligten Organisationen, ist der operative Kern des eGov-Campus.
Next Step: Weiterentwicklung und akademische Verankerung an der Uni Speyer
Aufbauend auf dem vielversprechenden Auftakt und dem breiten positiven Feedback wird der eGov-Campus jetzt verstetigt und akademisch fest verankert: Mit rund 1,4 Millionen Euro finanziert der IT-Planungsrat die Weiterentwicklung der Bildungs- und Weiterbildungsplattform an der DUV, zudem wurde der eGov-Campus nunmehr in das Produkt-Management der Föderalen IT-Kooperation (FITKO) aufgenommen – die FITKO ist die zentrale Koordinierungs- und Vernetzungsstelle für Digitalisierungsvorhaben der öffentlichen Verwaltung in ganz Deutschland, die als agile Organisationseinheit des IT-Planungsrates auch dafür sorgt, dessen Entscheidungen und Projekte umzusetzen.
Will heißen: Die Gestaltung der Bildungsinhalte und Lehrformate für den eGov-Campus, die bislang dezentral von den rund 20 verschiedenen beteiligten Hochschulen und Instituten wahrgenommen wurde, wird ab sofort stärker an der DUV Speyer gebündelt. Zur Weiterentwicklung des eGov-Campus finanziert die FITKO zunächst für drei Jahre eine Professur an der DUV. Auf Speyer fiel die Wahl, weil die DUV die einzige interföderale Hochschule für den allgemeinen öffentlichen Dienst in Deutschland ist. Sie verfügt als einziges von Bund und Ländern gemeinsam finanziertes Kompetenzzentrum für Verwaltungswissenschaften deutschlandweit über die umfangreichsten Erfahrungen in der Aus- und Weiterbildung insbesondere von Führungskräften in Bund, Ländern und Kommunen. Mit den zur Verfügung gestellten Mitteln will die Uni nunmehr arbeitsfähige institutionelle Strukturen für den eGov-Campus aufbauen, initiiert werde dies bereits in diesem Jahr durch die Schaffung einer Professur im Fach Verwaltungsinformatik, die als Kernstück des Vorhabens alle entsprechenden Aktivitäten bündeln werde, heißt es in Speyer.
„Das ist wirklich ein großartiger next step für uns“, freuen sich Michael Koddebusch und Holger Koelmann, „und die Weiterentwicklung kommt exakt zum richtigen Zeitpunkt. Wir haben mittlerweile so viele Angebote, dass man das jetzt auf hohem Niveau in ein Curriculum gießen muss. An weiteren Ideen und Input mangelt es nicht, und daher ist es an der Zeit, eine wirklich zentrale und offizielle Lernplattform zu schaffen.“ Zumal sich die Anfragen von Verwaltungen mehrten, wie man den eGov-Campus konkret in deren jeweilige Weiterbildungskonzepte einbinden kann. Punktuell sind auf diesem Wege bereits einzelne gemeinsame Kooperationsformate gelaufen, etwa mit großen öffentlichen IT-Dienstleistern wie „dataport“ oder „IT NRW“. Im Nachgang zum erfolgreichen Durchlaufen entsprechender eGov-Campus-Module und einer Präsenzeinheit an der Uni Speyer schufen einige junge Kommunalbeschäftigte in Eigeninitiative eine Art interkommunale Taskforce Prozessmanagement bei sich vor Ort – auch ein Effekt, den die Arbeit des eGov-Campus zeitigt. „Genau so etwas wollen und müssen wir fördern und forcieren“, betont Koddebusch: „Der eGov-Campus als Impuls-Setzer und Vernetzungsplattform für Know-how-Transfer in Sachen moderne Verwaltung.“