• Junger Mensch steht vor einem an die Wand gezeichneten Labyrinth und denkt nach.
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    Karriere-Labyrinth: Die Vielzahl an unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten beim Staat lässt junge Menschen oft ratlos zurück. #staatklar hat das Angebot an dualen Studienplätzen mit IT-Schwerpunkt an den Hochschulen des öffentlichen Dienstes recherchiert - hier in der Galerie gibt's die Ergebnisse. Und am Ende des Beitrags als PDF zum Download. Foto: COLOURBOX
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    IT-Ausbildung Hochschulen öffentlicher Dienst Thüringen Foto: COLOURBOX

IT-Ausbildung an Hochschulen für den öffentlichen Dienst

„Das verrückte Labyrinth“

Die Hochschulen für den öffentlichen Dienst haben ihre IT-Ausbildungskapazitäten mittlerweile deutlich erhöht – jetzt werden Studierende für die jährlich rund 1.200 verfügbaren Plätze gesucht.

Im öffentlichen Dienst von Bund, Ländern und Kommunen fehlen zehntausende IT-Fachkräfte. Allein für die Entwicklung digitaler Prozesse, deren Implementierung und Pflege im Zuge des Onlinezugangsgesetzes (OZG) werden Experten zufolge rund 46.600 ITler*innen benötigt, rechnete eine Projektgruppe von MBA-Studierenden der European School of Management and Technology (ESMT), dem Institut für den öffentlichen Sektor und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Ende 2020 aus.

Der Staat braucht flächendeckend eigene IT-Kompetenz und bindet diese im Idealfall schon während der Ausbildung an sich. Und so erleben an den Hochschulen für den öffentlichen Dienst in Deutschland, an denen angehende Beamtinnen, Beamte und teilweise auch Angestellte traditionell in Kooperation mit Verwaltungen und Behörden dual ausgebildet werden, die Ausbildungskapazitäten in Sachen Verwaltungsinformatik, Digitale Verwaltung & Co einen regelrechten Boom. Nach einer aktuellen Recherche des dbb jugend magazin #staatklar gibt es an den Hochschulen für den öffentlichen Dienst auf Bundes- und Länderebene sowie kooperierenden Hochschulen mittlerweile pro Jahr rund 1.200 duale Studienplätze mit IT-Schwerpunkt für die allgemeine Verwaltung – die gesonderten Studiengänge für Karrieren in der Finanzverwaltung und bei den Sicherheits- und Justizbehörden nicht mitgerechnet.

Run auf rund 1.200 Studienplätze bleibt bislang aus

Allein: Ein Run auf diese Studienplätze bleibt in der Fläche bislang weitgehend aus – und damit auch die Aussicht auf schnelle Besserung des IT-Fachkräftemangels beim Staat. So konnte etwa die Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, die ihren Diplom-Studiengang Verwaltungsinformatik immerhin bereits seit mehr als 20 Jahren und derzeit mit einer Kapazität von 150 Studienplätzen anbietet, zum Studienstart 2022 mit 64 Studierende weniger als die Hälfte begrüßen – in den Jahren 2018 bis 2021 waren es jeweils etwa 100 Studienanfänger pro Jahr. Auch an der Dualen Hochschule Gera-Eisenach (DHGE), mit einer Kapazität von rund 150 Studienplätzen mit Schwerpunkt Verwaltungsdigitalisierung/IT ebenfalls einer der großen Player auf dem öffentlichen Hochschulmarkt, würde man gerne mehr Studierende sehen. Weitere 40 Studienplätze für Thüringens IT-Nachwuchs sind zum Wintersemester 2021/22 an der Hochschule Schmalkalden hinzugekommen – den Weg in den dortigen Studiengang Verwaltungsinformatik/E-Government, mit dessen Abschluss man automatisch ohne Vorbereitungsdienst die Laufbahnbefähigung erhält, fanden bislang jedoch nur weniger als 10 Studierende.

Ähnlich gestaltet sich die Lage im benachbarten Sachsen-Anhalt – voll belegt sind an der dortigen Hochschule Harz weder die 20 möglichen Plätze des Studiengangs IT-Management Verwaltungsinformatik noch die 25 Plätze im Studiengang „Verwaltungsdigitalisierung und Verwaltungsinformatik“ – und das, obwohl wie an der DHGE auch hier große Bundesbehörden wie das ITZBund als großer IT-Dienstleister des Bundes, die Bundesagentur für Arbeit, die Deutsche Rentenversicherung, der Deutsche Bundestag sowie andere Bundesländer (Bremen) und der IT-Dienstleister der Nord-Länder, Dataport, ihren IT-Nachwuchs in „nennenswerter Stückzahl“ ausbilden lassen.

dbb jugend: „Das verrückte Labyrinth“

Matthäus Fandrejewski, Verwaltungsfachangestellter und Vorsitzender der dbb jugend, in der rund 150.000 junge Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst organisiert sind, hat eine Vermutung, warum der Nachwuchs vermeintlich nur zögerlich zugreift: „Es ist super, dass die Ausbildungskapazitäten für eigene IT-Kompetenz beim Staat jetzt endlich aufwachsen, und da sind total spannende und für verschiedenste Bedürfnisse passende Studienmodelle am Markt. Aber der Segen der Vielfalt wird zum Fluch, wenn man nicht mehr durchblickt.“

Tatsächlich erfordert die Recherche des Angebots der Hochschulen von Bund und Ländern ein hohes Maß an Akribie, Geduld und Hartnäckigkeit. „Man könnte es in Anlehnung an ein beliebtes Brettspiel ‚Das verrückte Labyrinth‘ nennen“, übt sich der dbb jugend Chef in einer humoristischen Betrachtung der Lage. „Nehmen wir mal an, ein junger Mensch mit Abitur interessiert sich für den Staatsdienst und ist obendrein auch noch IT-affin. Nach einigem Suchen landet sie oder er auf der Homepage einer öffentlichen Verwaltungshochschule, lässt sich nicht vom etwas in die Jahre gekommenen Webdesign entmutigen und stellt fest, dass hier tatsächlich ein dualer Studiengang Verwaltungsinformatik angeboten wird. Nichts wie bewerben, denkt sich der Nachwuchs – aber siehe da: ‚Falls Sie Interesse an dem Studium haben, müssen Sie sich bei einer Ausbildungsbehörde bewerben. Die Anmeldung zum Studium an der Hochschule erfolgt durch die Behörde, die Sie einstellt. Eine Einschreibung direkt bei der Hochschule ist nicht möglich.‘, heißt es. Immerhin gibt’s einen Link zu den Ausbildungsbehörden – Klick. Es öffnet sich eine mehrere Seiten lange, lieblos gestaltete PDF-Datei mit einer Liste der Ausbildungsbeauftragten der Behörden, bei denen man sich bewerben kann“, schildert Matthäus Fandrejewski. „Soll man die jetzt alle abtelefonieren?! Ganz ehrlich: Sowas empfinden junge Menschen als Zumutung. Selbstredend muss der Staat bei der Auswahl seines Personals eine hohe Messlatte anlegen, wir wollen die Besten der Besten. Aber genau die fühlen sich mit einer solchen Ansprache und Performance ihres möglicherweise zukünftigen Arbeitgebers doch überhaupt nicht abgeholt.“

Professionelles Matching ist gefragt

Immerhin, so der dbb jugend Chef, bemühten sich einige Hochschulen um ein professionelleres Matching zwischen Interessierten und Ausbildungsbehörden – „es ist ja nun mal so, dass insbesondere unsere Laufbahnausbildung auf diesem bewährten dualen Miteinander von Theorie und Praxis beruht. Man sollte das aber als Attraktivitätsmerkmal kommunizieren und nicht zum Hürdenlauf machen, sondern smart für die Digital Natives gestalten“. Als Best Practice nennt Fandrejewski etwa die digitalen Stellenbörsen der Dualen Hochschulen Gera-Eisenach und Harz, wo Interessierte die Stellenangebote der Ausbildungsbehörden direkt anklicken können, oder die Hochschule Meißen. Die wickelt das gesamte Auswahlverfahren auch für ihren Studiengang „Digitale Verwaltung“ in enger Abstimmung mit den Einstellungsbehörden im gesamten Freistaat zentral ab und begleitet die jungen Talente, die sich direkt in Meißen bewerben, wie ein Lotse bis zum passenden Praxispartner und zur Aufnahme der Ausbildung. „Genau dieses Once-Only-Prinzip sollte bei der Nachwuchs- und insbesondere der IT-Fachkräftegewinnung für den öffentlichen Dienst generell Anwendung finden“, fordert Fandrejewski. Denn nicht nur von Hochschule zu Hochschule sind Unterschiede und Verwirrung groß – die Vielfalt potenziert sich mit jeder Ebene im föderalen Gefüge weiter.

Keine gemeinsamen Standards, keine Rahmen-Curricula

„Wenn ich in Brandenburg an der TH Wildau Verwaltungsinformatik studiere, heißt das noch lange nicht, dass ich damit auch in Nordrhein-Westfalen die Laufbahnbefähigung habe. Ob ich mit meinem Bachelor im Digitalen Verwaltungsmanagement von der Hochschule Kehl auch in einer saarländischen Kommunalverwaltung oder im Bundesamt für Güterverkehr in der Lage bin, Prozesse zu digitalisieren, gibt mir niemand schwarz auf weiß“, erklärt der dbb jugend Vorsitzende die Problematik: „Es gibt keine gemeinsamen Ausbildungsstandards, keine Rahmen-Curricula, geschweige denn ein einheitliches Einkommensniveau und verlässliche Perspektiven – allesamt Parameter, die die Ausbildung und den Arbeitsmarkt Staat für alle Beteiligten transparenter, wirtschaftlicher und attraktiver machen würden“, kritisiert Fandrejewski. „In diesem Durcheinander regiert im Grunde allein das Gesetz vom ‚Survival of the fittest‘ – wer finanziell und personell gut aufgestellt und dank entsprechendem Marketing sichtbar ist, gewinnt den Nachwuchs.“

„Mia san mir“ – wenn jeder an sich denkt, ist auch an alle gedacht?

So hat die Hochschule des Bundes, die sich die Ausbildung staatseigener Digital-Kompetenz an den Standorten Brühl und Münster natürlich auch auf die Fahnen geschrieben hat, grundsätzlich weniger Probleme, Studierende für die IT-Fächer zu gewinnen. Kein Wunder, denn der Bund speist aus seinen Behörden einen stetigen Strom von Nachwuchskräften ein, ITZBund und auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) – beide bekannt für ihr professionelles Employer-Branding –  unterhalten quasi ein Dauer-Abo auf Fachkräfte. Bereits seit 2012 läuft an der HS Bund der Diplom-Studiengang Verwaltungsinformatik, den bislang mehr als 400 junge Menschen erfolgreich absolviert haben. Pro Jahr sind derzeit 116 Studienplätze im Angebot, die auch alle weitgehend besetzt sind. Neu im Angebot ist seit Oktober 2020 der Diplom-Studiengang Digital Administration and Cyber Security (DACS), der erste Jahrgang mit 60 Studierenden wird Ende September 2023 fertig. Bislang gibt es 120 Studienplätze pro Jahr, ab Oktober 2023 soll auf 180 aufgestockt werden. Zwar seien die Bewerbendenzahlen für DACS noch ausbaufähig, aber in Brühl ist man guter Dinge, dass sich das mit steigendem Bekanntheitsgrad des Studiengangs, der ausschließlich für eine Laufbahn beim Bund ausbildet, schon bald ändern wird.

Auch in der bayerischen Landeshauptstadt München lässt sich in Sachen IT-Ausbildung das „Mia san mir“ besichtigen. Dort betreibt die Kommunalverwaltung in Kooperation mit der privaten FOM Hochschule seit 2017 der Studiengang „Wirtschaftsinformatik – kommunal“ (B.Sc.), um IT-Fachkräfte eigens für die Stadtverwaltung auszubilden. Der Studiengang erfreut sich seit seiner Einführung einer großen Beliebtheit, sowohl auf der Seite der Studierenden als auch auf der Seite der Landeshauptstadt München. Dass es an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern bereits einen dualen Studiengang Verwaltungsinformatik der öffentlichen Hand gibt – geschenkt.

Kannibalisierungs-Effekte zwischen Gebietskörperschaften

„Wer kann, der kann“, kommentiert dbb jugend Chef Matthäus Fandrejewski. „Die Frage ist allerdings, ob wirklich an alle gedacht ist, wenn jeder nur an sich denkt?“ Auch im Bereich der IT-Nachwuchsgewinnung drohe eine Kannibalisierung zwischen den verschiedenen Gebietskörperschaften. So werbe beispielsweise die Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) in Thüringer Tageszeitungen offensiv für ihren dualen Studiengang „Digitale Verwaltung“ – „dass die Nachbarn im Freistaat das nicht lustig finden, versteht sich“, meint Fandrejewski. „Diese Effekte sehen wir generell, insbesondere, seitdem die Bezahlungsniveaus im öffentlichen Dienst wegen unterschiedlicher Rechts- und Tarifkreise auseinanderdriften. Natürlich gewinnen zahlungskräftigere Dienst- und Arbeitgebende leichter Personal als andere. Im IT-Sektor verschärft sich das unter dem enormen Konkurrenzdruck der Privatwirtschaft noch einmal“, sagt er und warnt: „Es liegt auf der Hand, dass das nicht ohne Folgen für die strukturelle Leistungsfähigkeit und das jeweilige Niveau der Daseinsvorsorge von Bund, Ländern und Kommunen bleiben wird – all das steht und fällt in den kommenden Jahren mit der Qualität der Digitalisierungskompetenz.“

Arbeitgebermarke schaffen, Digital-Ausbildung generalisieren und optimieren

Wie also kommt der öffentliche Dienst raus aus dem „verrückten Labyrinth“ und möglichst zügig zu digitalkompetent ausgebildetem Nachwuchs in ausreichender Zahl? „Für die gezielte Ansprache junger Talente brauchen wir endlich eine einheitliche Arbeitgebermarke ‚Öffentlicher Dienst‘. Alle Gebietskörperschaften, Dienst- und Arbeitgebenden müssen hier an einem Strang ziehen und ihre Karriereangebote zentral und smart zugänglich machen“, fordert der dbb jugend Vorsitzende. „Erforderlich sind eine gezielte Ansprache und lückenlose Navigation bis hin zum Dienstverhältnis oder Arbeitsvertrag für Interessierte. Wer den Nachwuchs von heute im Karrierelabyrinth des Staatsdienstes alleine lässt, darf sich nicht wundern, wenn der schreiend Richtung Privatwirtschaft davonläuft. Gewinnt der Staat jetzt nicht zügig junge Menschen, droht nicht nur der Daseinsvorsorge ein Kollaps. Ein schwächelnder Standortfaktor öffentlicher Dienst ohne ausreichende Digitalisierungsfertigkeiten ist Gift für die Wirtschaft, zumal in Zeiten, in denen uns eine handfeste Rezession droht“, mahnt Fandrejewski.

Flankierend zur Rekrutierung müssten digitale Aspekte generell Einzug in die Verwaltungsausbildung halten. Idealerweise könne man sich bundesweit auf einheitliche Standards bei Digitalisierungs- und IT-Kompetenzen einigen, regt Fandrejewski an und kritisiert: „Es kann doch nicht angehen, dass in den Verwaltungsstudiengängen drei EDV-Zeitstunden in drei Jahren und der Umgang mit einer Word-Datei das höchste der Gefühle sind – da wiehert der Amtsschimmel!“. In der Ausbildung müsse sich niederschlagen, dass „ohne digital nichts mehr geht“. Digitalisierung sei eine Querschnittskompetenz, die „schon im Grundstudium prüfungsrelevant vermittelt werden muss. Punkt.“

Auch die Ausbildungsbedingungen beim Staat bräuchten ein flächendeckendes Digital-Update: „Bei großen Supermarkt-Ketten bekommen alle Azubis einen eigenen Laptop, Internet-Flat und digitale Ausbildungsunterlagen inklusive. Warum nicht bei Vater Staat?“, fragt Fandrejewski. „Je nach Kassenlage gibt es das schon hier und da, aber selbst an der Hochschule des Bundes mussten sich die Studierenden bis vor kurzem noch W-Lan-Karten à 200 MB beschaffen und um jede Online-Lizenz für die vom ersten Tag an zwingend erforderlichen Rechtsportale wie ‚Beck‘ oder ‚juris‘ feilschen. Oder kiloweise Papier mit sich schleppen“, berichtet der dbb jugend Vorsitzende.

Was bleibt? Resilienz und Hilfe zur Selbsthilfe

Bis sich die Zustände und vor allem die Digitalisierungsperformance der Verwaltung bessern, bleiben dem öffentlichen Dienst und seinen Beschäftigten also weiterhin vor allem das Üben in Resilienz und, natürlich, Hilfe zur Selbsthilfe. Immerhin kann auch bei Letzterem mittlerweile auf ein wachsendes Angebot zurückgegriffen werden: Die Digitalakademie – 2021 gegründet als Teil der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BAköV) im heutigen Bundesministerium des Innern und für Heimat – unterstützt die Verwaltungen „in ihrer digitalen Transformation mit modernsten Qualifizierungsmaßnahmen“. Digitalisierung, Big Data, E-Beschaffung, Führung, New Work und Change finden sich in der Lernwelt „für ein behördenübergreifendes Lernen und Vernetzen“. Doch merke: „Das Fortbildungsportal ist nur über die Netze des Bundes erreichbar und nur für Bundesbedienstete nutzbar.“ Alle anderen Weiterbildungswilligen können sich wenigstens den Online-Lernreisen der Akademie anschließen – kurzweilige Videoclips, die Digitalisierung erklären und Aspekte moderne Verwaltung skizzieren.

Nicht ganz so zugangsbeschränkt ist die Online-Bildungsplattform eGov-Campus, ein vom IT-Planungsrat gefördertes Projekt. Hier finden Interessierte kostenlose digitale Lernmodule und Ringvorlesungen auf Hochschulniveau rund um das Thema E-Government und Verwaltungsinformatik. Auch ein Überblick über das E-Government-Studienangebot an deutschen Hochschulen ist in Arbeit. „Wer schneller durchblicken will, liest #staatklar“, schmunzelt dbb jugend Chef Matthäus Fandrejewski.

#staatklar Recherche zur IT-Ausbildung an den Hochschulen für den öffentlichen Dienst: Übersicht Bund & Länder