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Jobkompass: der SozialversicherungsfachangestellteSchnittstelle zwischen Krankenkasse und Versicherten

Sozialversicherungsfachangestellter? Ein sperriger Begriff, den manch einer mit „Sozifa“ abkürzt. Thies spricht lieber vom „Sofa“.

„Ich hätte da mal eine Frage“ ­– so eröffnen die meisten Menschen das Gespräch. Und dann geht’s direkt los: Ich habe meine Karte verloren – was mache ich? Ich muss ins Krankenhaus – werden die Kosten übernommen? Ich bin in die Selbstständigkeit gestartet – wie hoch sind meine Beiträge?

Fragen über Fragen. Thies Kammann hat die Antworten parat, er ist Kundenberater bei der AOK Niedersachsen. Sein Dienstort: Wolfsburg. „Ich rede gerne, habe gerne mit Menschen zu tun und freue mich, wenn ich weiterhelfen kann“, erzählt der 26-Jährige, der sich bei der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) als stellvertretender Bundesjugendleiter engagiert.

AOK steht für „Allgemeine Ortskrankenkasse“; derzeit gibt es bundesweit elf selbstständige Träger, deren Zuständigkeiten in manchen Fällen tatsächlich mit den Grenzen der Bundesländer übereinstimmen. So ist es beispielsweise im Fall der AOK Niedersachsen oder der AOK Bayern. Die Zuständigkeit der AOK Plus hingegen erstreckt sich über Sachsen und Thüringen.

Spontan beworben, nie bereut

Thies hat seine Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten – zum „Sofa“ – bei der AOK Nordwest in Schleswig-Holstein gemacht. „Das hat sich, offen gestanden, spontan ergeben“, erzählt der gebürtige Rendsburger. „Ich wollte nach dem Fachabi schnell ins Berufsleben starten, bei der Krankenkasse hat’s sofort geklappt.“ Ansprechend findet der damalige Schüler, dass mit der Ausbildung eine sichere Jobperspektive und ein im Vergleich attraktives Gehalt einhergehen.

Zu den fachlichen Inhalten hat Thies zunächst keinen Bezug, aber das haben nach der Schule die wenigsten. Das ändert sich schnell. Wie funktioniert die Sozialversicherung im Allgemeinen? Und wie die Kranken- und Pflegeversicherung im Besonderen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt. „Im Prinzip lernt man das Sozialgesetzbuch rauf und runter. Mir hat’s gefallen, weil es unterm Strich sehr lebensnah ist. Es geht um Dinge, die uns alle einmal betreffen können.“

Und das gilt für alle Phasen und Eventualitäten, die das Leben mit sich bringt. Entsprechend gliedert sich die Krankenkasse in verschiedene Fachbereiche: Es gibt Abteilungen, die sich um die Belange von Studierenden, Familien sowie Rentnerinnen und Rentnern kümmern. Andere sind zuständig, wenn es etwa um Krankengeld oder Pflege geht. „Sofas“ können überall arbeiten, die Ausbildung bildet für alles die fachliche Grundlage, erzählt Thies. „Aber ich wollte unbedingt in die Kundenbetreuung.“

Schön ist immer, wenn jemand sauer reinkommt, aber mit einem zufriedenen Lächeln wieder geht.

Thies Kammann

Aktuell arbeitet der Wahl-Wolfsburger in der Geschäftsstelle, wo er sich sowohl persönlich als auch telefonisch um die Anliegen der Versicherten kümmert. Besonders interessiert ihn der Pflegebereich, hier ist der Unterstützungsbedarf besonders groß: „Das beginnt beim Ausfüllen von digitalen Anträgen, was ich gegebenenfalls gemeinsam mit den Betroffenen erledige.“ Oft sei es so, dass ältere Menschen niemandem zur Last fallen wollen und lange zögern, bevor sie Leistungen in Anspruch nehmen. „Ich verdeutliche immer, dass es ihr gutes Recht ist und versuche, die Bedenken zu nehmen.“

Bratpfanne oder Bordellbesuch?

Gelegentlich kommen Versicherte mit einem geschlossenen Brief der Krankenkasse in die Geschäftsstelle, ohne geschaut zu haben, was überhaupt drinsteht. „Wenn es ein Problem gibt, helfe ich da natürlich unmittelbar“, sagt der Berater mit einem Augenzwinkern.

Doch es gibt auch Kuriositäten, die für Anekdoten gut sind: Zwischen Quittungen von Arzneimitteln, zu deren Kosten die Kasse etwas beisteuern soll, ist auch schon einmal eine Quittung für eine Bratpfanne aufgetaucht. Und einmal hat jemand die Finanzierung eines Bordellbesuchs beantragt. Aus mentalen und damit gesundheitlichen Gründen, hieß es.

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Wann der „Sofa“ zufrieden in den Feierabend geht? „Schön ist immer, wenn jemand sauer reinkommt, aber mit einem zufriedenen Lächeln wieder geht. Dann habe ich mein Ziel erreicht!“

Text: Christoph Dierking

FAQ: Wie werde ich Sozialversicherungsfachangestellte*r?

Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?

In der Regel ist ein Mittlerer Schulabschluss erforderlich.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Vorgesehen sind in den meisten Fällen drei Jahre, bei einigen Trägern besteht die Option, auf zwei Jahre zu verkürzen.

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Auf dem Lehrplan stehen vor allem das Sozialversicherungsrecht und seine Fachbereiche, darunter Rente, Krankheit und Pflege. Außerdem setzen sich die Auszubildenden mit Krankengeldmanagement, Beitragsrecht sowie Kundenbetreuung auseinander.

Was verdiene ich?

Für die AOK gibt es einen eigenständigen Tarifvertrag, den BAT/AOK-neu. Absolvent*innen starten in der Regel mit der Gehaltsstufe 6 oder 7, Erfahrungsstufe 1, in den Job.

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?

Die Einsatzmöglichkeiten in der Sozialversicherung sind vielfältig. Es besteht die Option, in den Fachbereichen zu arbeiten, die den eigenen Interessen entsprechen, und Fortbildungen zu absolvieren.

Wer die Karriereleiter emporklettern möchte, kann die Ausbildung zum Krankenkassenfachwirt draufsatteln oder das Studium zum Krankenkassenbetriebswirt. Letzteres ist meist Voraussetzung, um Führungspositionen zu besetzen.

Wo finde ich weitere Informationen?

Bei Fragen hilft die Jugend der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) gerne weiter.

Weitere Informationen bietet auch, hier exemplarisch, das Karriereportal der AOK.

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