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Jobkompass: die PersonalrätinIm Job den Job verbessern

Susann ist Lehrerin, doch aktuell kämpft sie dafür, Verbesserungen für ihre Kolleg*innen zu erreichen. Es gibt viel zu tun.

Auf der Fensterbank modert eine Banane vor sich hin, in der Herrentoilette funktioniert nur an einem Pissoir die Spülung – von insgesamt dreien. Die Griffe der Kabinentüren sind schmutzig. „Und es stinkt“, sagt eine Schülerin in die Kamera. Dann wechselt die Perspektive, ein verstaubter Röhrenfernseher erscheint. „Die Technik ist ziemlich veraltet“, berichtet ein Schüler. Wieder neue Perspektive, jetzt zeigt das Bild eine Uhr, die Verankerung in der Decke marode. Außerdem fehlen die Zeiger.

Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 2018, sie sind ein Ergebnis der Newcomernews, einem Medienbildungsprojekt des NDR. Susann Meyer hat das Fernsehteam in die Schule geholt, wo sich die Situation inzwischen verbessert hat. Missstände ansprechen, die Dinge anpacken, das ist der Lehrerin aus Rostock immer wichtig gewesen. „Ich sehe mich als Sprachrohr“, sagt Susann, die aktuell nicht unterrichtet, sondern freigestellt ist – mit Abordnung an das Bildungsministerium in Mecklenburg-Vorpommern, wie es formal heißt. Als gewählte Personalrätin und Gewerkschafterin vertritt sie die Interessen der Lehrkräfte gegenüber Politik und Verwaltung.

Erst Maschinenbau, dann Lehramt

Doch der Reihe nach: Nach dem Abitur startet Susann mit einer Lehre zur Ingenieurs-Assistentin ins Berufsleben. Technik fasziniert sie, weshalb sie noch ein Maschinenbaustudium draufsattelt. „Fachlich hat es gepasst, aber es war eine reine Männerdomäne“, erinnert sie sich. „Heute ist das sicher anders, aber damals hatte man als Frau überhaupt kein Standing. Das hat mich unfassbar geärgert.“

So sehr, dass sie das Studium abbricht und ins Lehramtsstudium für Regionalschulen wechselt. „Ich komme aus einer Lehrerfamilie, sicher hat das unbewusst eine Rolle gespielt.“ Susanns Fächer sind Deutsch, AWT – das steht für Arbeit, Wirtschaft, Technik – und Sozialkunde. Im Referendariat entdeckt sie endgültig ihre Leidenschaft fürs Unterrichten.

Und für den Montag: „Da kommen die Kinder frisch aus dem Wochenende, erzählen von ihrem Leben und sind noch total aufnahmefähig. Das finde ich super.“

Nach und nach wird Susann aber auch bewusst, wo es hakt. Im Vorbereitungsdienst sind die Anforderungen so schon sehr hoch und für sie erst recht schwierig, unter einen Hut zu bringen, weil sie zugleich ihren Sohn großzieht. „Da war schon eine immense Doppelbelastung, die kaum jemand wahrgenommen hat.“

Die schauen wir uns natürlich ganz genau an und legen bei Bedarf gleich den Finger in die Wunde.

Susann Meyer über Rundschreiben des Bildungsministeriums

Später, im Beruf, hören die Probleme nicht auf, im Kollegium herrscht viel Unzufriedenheit: Einige Lehrkräfte finden es ungerecht, dass sie nicht verbeamtet werden. Andere klagen, dass sie nach mehreren Jahrzehnten im Dienst genauso viel arbeiten müssen wie die jüngeren Kolleg*innen. Und wiederum andere stehen so stark unter Stress, dass sie gar nicht mehr zur Ruhe kommen – ein Kollege beschließt, eine Auszeit zu nehmen und als Surflehrer zu arbeiten. An vielen Stellen ist die Mischung aus Unterrichten, Verwalten, Erziehen und Kommunizieren mit Eltern aus dem Gleichgewicht geraten. Das Unterrichten wird immer mehr zurückgedrängt, während die drei letztgenannten Punkte immer mehr Raum einnehmen, klagen viele Lehrkräfte.

Susann hat ein offenes Ohr, sammelt die Sorgen und lässt sie in die gewerkschaftliche Arbeit einfließen. Bereits während des Vorbereitungsdiensts ist sie dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) beigetreten.

Präsenz ist der beste Wahlkampf

2017 beschließt die junge Lehrerin, bei der Personalratswahl zu kandidieren. Ein paar Plakate aufhängen, ein paar Flyer verteilen, ein bisschen Social Media – für viel mehr Wahlkampf bleibt keine Zeit. „Es passiert ja alles neben dem Job“, berichtet Susann. „Aber am wichtigsten ist ohnehin, nah bei den Leuten zu sein.“

Grundsätzlich gibt es zwei Personalräte: einen auf Bezirksebene, der sich um praktische Fragen kümmert, beispielsweise um beantragte Verlängerungen des Vorbereitungsdiensts oder vermeintlich ungerechtfertigte Kündigungen. Und dann gibt es den Lehrerhauptpersonalrat auf Ministerialebene. Dort beziehen die Mitglieder unter anderem Stellung zu Gesetzen und Verordnungen, außerdem bringen sie eigene Themen ein.

Mehr entdecken: FAQ – Basics rund um Beamtenverhältnis, Besoldung und Laufbahn

Die Kolleg*innen wählen Susann 2017 für ihre erste Legislatur, die vier Jahre dauert; 2021 wird sie im Amt bestätigt. Seitdem arbeitet sie ausschließlich auf Ministerialebene, hat in Schwerin ein eigenes Büro. Aktuell prägen Gremiensitzungen, Arbeitsgemeinschaften und Dienstvereinbarungen ihren Alltag. „Und Rundschreiben des Ministeriums“, sagt die Gewerkschafterin, und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Die schauen wir uns natürlich ganz genau an und legen bei Bedarf gleich den Finger in die Wunde.“

Wo das bereits Früchte getragen hat? Lange war es in Mecklenburg-Vorpommern so, dass sich Referendar*innen nach einem erfolgreichen Staatsexamen erneut an den Schulen bewerben mussten, wenn sie bleiben wollten. „Das war totaler Quatsch, weil es Ressourcen bindet und wegen des Fachkräftemangels an allen Ecken und Enden Leute fehlen“, erklärt Susann. „Wir haben mit dem Ministerium verhandelt, die nächsten Generationen von Lehrkräften profitieren jetzt von der Neuregelung, automatisch übernommen zu werden.“

Hin und wieder vermisst die Personalrätin es, vor der Klasse zu stehen und zu unterrichten. Theoretisch kann sie jederzeit wieder zurück ins Lehramt. „Aber gerade sehe ich meine Rolle hier in Schwerin. Es gibt noch wahnsinnig viel zu tun.“

Text: Christoph Dierking

FAQ: Wie werde ich Lehrer*in?

Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?

Für die Ausbildung ist in der Regel die Allgemeine Hochschulreife erforderlich.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Das Studium setzt sich aus einem Bachelor- und Masterstudiengang zusammen; die Regelstudienzeit beträgt zehn Semester, also insgesamt fünf Jahre. Darauf folgt der Vorbereitungsdienst, das Referendariat. Je nach Bundesland dauert es in Vollzeit zwischen zwölf und 24 Monate.

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Fachwissenschaft, Fachdidaktik, Psychologie, Pädagogik, Bildungswissenschaft – all das steht auf dem Ausbildungsplan. Im Referendariat erarbeiten angehende Lehrkräfte Konzepte für Schulstunden und unterrichten. Begleitet wird die praktische Ausbildung durch Haupt- und Fachseminare, mitunter auch Medienseminare.

Wo findet die Ausbildung statt?

Ein Lehramtsstudium lässt sich bundesweit an Universitäten und Hochschulen absolvieren. Auch der Vorbereitungsdienst ist bundesweit an Schulen möglich. Die begleitenden Seminare finden in der Regel in Instituten für Lehrerfortbildung statt und sind bestimmten Einzugsgebieten zugeordnet, abhängig vom Standort der Schule.

Was verdiene ich?

Fertig ausgebildete Lehrkräfte im Angestelltenverhältnis werden in der Regel in die Entgeltgruppe E13 eingeordnet; verbeamtete Lehrkräfte in der Regel in die Besoldungsgruppe A13. Die Höhe des Einkommens richtet sich nach dem Bundesland.

Die aktuellen Entgelt- und Besoldungstabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?

Referendar*innen ausbilden, Fortbildungen in pädagogischen Landesinstituten geben, eine Fachbereichs- oder gar Schulleitung übernehmen – wer sich weiterentwickeln möchte, hat viele Optionen. Es gibt auch Lehrkräfte, die sich entscheiden, für eine bestimmte Zeit in Museen und Gedenkstätten zu arbeiten.

Eine weitere Möglichkeit ist die Qualitätssicherung. Heißt: Im Auftrag der Länder Schulvisitationen vornehmen und prüfen, ob in der Schule alles seine Richtigkeit hat. Nicht zuletzt können sich Lehrkräfte in Personalräten engagieren, in die Forschung gehen und an Universitäten Didaktik unterrichten.

Wo finde ich weitere Informationen?

Weitere Informationen bieten die Kultusministerien der Länder sowie alle Universitäten und Hochschulen, die Studiengänge auf Lehramt anbieten. 

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