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Was ist jungen Beamt*innen im Job am wichtigsten? Dieser Frage sind die dbb jugend und ein Forschungsteam der Universität Potsdam nachgegangen. Foto: Vanessa Wunsch
Studie der dbb jugend und Uni PotsdamDie Top 20 – was sich junge Beamt*innen vom Dienstherrn wünschen
Dem öffentlichen Dienst fehlen mehr als 570.000 Beschäftigte. Eine neue Studie zeigt auf, worauf es ankommt, um junge Fachkräfte zu gewinnen.
Lohn, Flexibilität, Homeoffice, aber auch technische Ausstattung, Entwicklungsperspektiven und Sachbezüge: Faktoren, die bei der Berufswahl von Bedeutung sein können, gibt es viele.
Aber was ist jungen Beamt*innen am wichtigsten? Dieser Frage sind die dbb jugend und ein Forschungsteam der Universität Potsdam nachgegangen. Die Studie ist am 17. Oktober 2024 unter dem Titel „Flexibel, digital, gut bezahlt?! Wie der öffentliche Dienst seine Mitarbeitenden bindet“ erschienen.
Was sind die zentralen Erkenntnisse?
Die Vier-Tage-Woche, die aktuell im Zentrum der öffentlichen Debatte steht, ist nicht ausschlaggebend für die Bindung von jungen Fachkräften an den öffentlichen Dienst, geht aus der Studie hervor. Weiterhin möchte die Mehrheit der Befragten nicht ausschließlich im Homeoffice arbeiten. Zwei bis drei Tage sind ausreichend.
„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass extrinsische und materielle Anreize maßgeblich dafür sind, wie attraktiv die Beschäftigten ihre Stelle empfinden“, sagt Prof. Dr. Isabella Proeller, Inhaberin des Lehrstuhls für Public und Nonprofit Management an der Universität Potsdam und wissenschaftliche Leiterin der Studie. „Eine große Rolle spielen vor allem die Bezahlung, die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, Arbeitszeitflexibilisierung und der Pensionsanspruch.“
Bemerkenswert ist, dass starre Hierarchien und Bürokratie im Großen und Ganzen nicht darüber entscheiden, ob jemand sich einen anderen Job sucht und kündigt, berichtet Proeller. Aber: Das Engagement beeinträchtigen sie durchaus.
„Ich bin erleichtert, dass starre Hierarchien und Bürokratie nicht im großen Stil das Personal vergraulen“, unterstreicht Matthäus Fandrejewski, Vorsitzender der dbb jugend. „Diese Erkenntnis hat mich überrascht. Natürlich muss sich der öffentliche Dienst trotzdem moderner aufstellen, damit das auch so bleibt und wir die Motivation der Beschäftigten verbessern.“
Die Top 20, um junge Menschen den öffentlichen Dienst zu binden
Das Ranking basiert auf der relativen Wichtigkeit, welche die Studienteilnehmenden den Faktoren beimessen.
- Jährliche Lohnsteigerungen
- Flexible Arbeitszeitgestaltung
- Pensionsansprüche
- Arbeitstage im Homeoffice
- Qualität der technischen Ausstattung
- Vertraglich festgelegte Regelarbeitszeit
- Arbeitsplatzsicherheit
- Verlässlichkeit der Arbeitszeiten
- Aufstiegs- und Entwicklungsperspektiven
- Planbarkeit der Aufgaben und Tätigkeiten
- Vier-Tage-Woche (bei vollem Lohnausgleich)
- Quantität der technischen Ausstattung
- Büro-/Arbeitsplatzkonzept
- Gebäudeinfrastruktur
- Körperliche Aktivität im Arbeitsalltag
- Verpflegungsmöglichkeiten
- Sachbezüge
- Sportangebote
- Handlungsvorschriften und Dokumentationspflicht (gemeint ist, in welchem Umfang Arbeitsprozesse festgelegt sind und eine Pflicht zur Dokumentation der erledigten Arbeitsschritte besteht)
- Streikrecht
Wie sind die Ergebnisse zustande gekommen?
Die Datenerhebung hat im Zeitraum von April 2023 bis Juli 2023 stattgefunden. Zunächst hat sich das Forschungsteam ein Bild davon gemacht, welche Probleme die Beschäftigten wahrnehmen und wo Änderungswünsche bestehen.
Um diese angemessen gewichten zu können, führten die Wissenschaftler*innen unter den Mitgliedern der dbb jugend zwei Online-Umfragen durch.
Bei der Methode handelt es sich um die sogenannte „Conjoint-Analyse“, mit der sich die relative Wichtigkeit eines Merkmals im Verhältnis zu anderen Merkmalen ermitteln lässt. Auf dieser Grundlage basieren die endgültigen Fragebögen, die Mitglieder der dbb jugend beantworteten. An der „Conjoint-Analyse“ nahmen 330 junge Gewerkschafter*innen teil, an der endgültigen Umfrage 363.
Was folgt aus den Ergebnissen?
„Die Studie liefert bislang einzigartige und vielschichtige Erkenntnisse zu den Motivationsfaktoren junger Beamtinnen und Beamter“, kommentiert Matthäus Fandrejewski, Vorsitzender der dbb jugend. „Ich freue mich sehr über die rege Beteiligung der Fachgewerkschaften. Unsere Mitglieder bewegen sich tagtäglich im öffentlichen Dienst und wissen, wovon sie sprechen. Diese Expertise ist von unschätzbarem Wert.“
Mehr entdecken: FAQ – Basics rund um Beamtenverhältnis, Besoldung und Laufbahn
Sandra Heisig, stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend und zuständig für Beamtenpolitik, ergänzt: „Die Studie stellt unsere Forderungen auf ein wissenschaftliches Fundament. Es gibt nun einen klaren Fahrplan, um den öffentlichen Dienst für die Fachkräfte der Zukunft aufwerten können. Mit Blick auf die aktuelle Einkommensrunde Bund und Kommunen ist klar: Antworten auf den Fachkräftemangel sind eine attraktive Besoldung, die den Anforderungen gerecht wird, und die Einführung von Arbeitszeitkonten für mehr Flexibilität!“
Tiefer einsteigen? Hier gibt's die Studie Flexibel, digital, gut bezahlt?! Wie der öffentliche Dienst seine Mitarbeitenden bindet zum Download.
Redaktion: cdi