• Thomas ist Informatiker bei der Bundesbank in Frankfurt am Main.
    Thomas ist Informatiker bei der Bundesbank in Frankfurt am Main. Foto: Privat

Jobkompass: der Informatiker (Bundesbank)Die Infrastruktur für den Zahlungsverkehr warten

Thomas arbeitet für die Bundesbank. Um an seinen Arbeitsplatz zu kommen, muss er hoch hinaus.

Rein in den Fahrstuhl, 32 Sekunden später Ankunft im 28. Stock. Zumindest, wenn niemand in einem anderen Stockwerk auf den Knopf drückt und die Fahrt unterbricht. Oben das Panorama von Frankfurt; zu sehen sind die gewölbten Dächer des Hauptbahnhofs, die Hochhäuser anderer Banken, die wie Balkendiagramme in den Himmel ragen. Hier pulsiert die Finanzwelt.

„Mit Finanzthemen kann man mich eigentlich jagen“, sagt Thomas Krüger. Aber das ist in seinem Fall vollkommen okay. Denn die Bankgeschäfte erledigen andere. Der 24-Jährige arbeitet in einem IT-Team, das sich um „T2“ kümmert – das ist die Plattform für den europäischen Zahlungsverkehr. Banken nutzen sie, um einander innerhalb der Europäischen Union Geld in Echtzeit zu überweisen. Innerhalb von Sekunden fließen Millionenbeträge. „Wenn es technische Probleme gibt, denkt man besser gar nicht erst über die Summen nach“, sagt der Informatiker. „Eigentlich macht es auch keinen Unterschied. Entweder du kannst das Problem lösen oder eben nicht.“

Gefragt: Mathe und Logik

Programmieren hat ihn immer fasziniert, schon in der Schulzeit tüftelt Thomas viel am Rechner. Entsprechend ist er sich nach dem Fachabitur, das er in Niederbayern macht, sicher, dass er in die IT möchte. Die Frage ist nur: Wo? 

Auf einer Jobmesse stößt der damalige Schüler auf das Studium „Angewandte Informatik“ an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, mit der die Bundesbank kooperiert. Die Inhalte sprechen ihn an, schnell fällt die Entscheidung. 2018 zieht Thomas nach Mosbach, westlich von Heidelberg, und nimmt das Studium auf. 

Welche Interessen und Fähigkeiten wichtig sind? „Mathe rauf und runter sollte kein Problem sein, sonst hat man schnell ein Problem“, sagt Thomas. Ein Verständnis für Logik, analytisches Denken – das sei ebenfalls wichtig. Außerdem: Selbstdisziplin, da das Studium umfassend und sehr fordernd ist.

Vielfältig: IT mit vielen Schwerpunkten

Wer nach dem Studium in der IT bei der Bundesbank durchstarten möchte, hat mehrere Optionen: Es gibt unter anderem die Anwendungsentwicklung. Nationalbanken entwickeln vieles selbst, weil oft spezielle Lösungen erforderlich sind, die es auf dem Markt nicht gibt. Weiterhin ist Security- und Cloudcomputing ein großes Thema – an Sicherheit soll es bei der Bank nicht mangeln, das versteht sich von selbst. Und dann gibt es noch den Last-Level-Support. Dort arbeitet Thomas.

Mehr entdecken: TVöD, TV-L, TV-H – was Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst wissen müssen

In seinem Team geht es vor allem um fachliche und technische Anwendungen, vor allem um die des Großrechners der Bundesbank. Funfact: „Der hat sogar einen Designpreis bekommen“, berichtet der Informatiker. „Aber außer das Sicherheitspersonal und die Technik bekommen ihn nur wenige zu sehen ...“

Mathe rauf und runter sollte kein Problem sein, sonst hat man schnell ein Problem.

Thomas über Fähigkeiten, die im Studium gefragt sind

Kommt es zu Störungen, müssen Thomas und seine Kollegen ran. Außerdem verwalten sie Datenbanken und binden neue Anwendungen ins System ein. „Unser Ziel ist es, alles so einfach wie möglich umzusetzen. Gerade wer Bereitschaft hat und nachts um zwei aus dem Bett geklingelt wird, ist dankbar, wenn Strukturen nicht zu komplex sind.“

International: Vier Banken im Boot

Englisch gehört zum Berufsalltag – denn an der Entwicklung und Wartung von „T2“ sind noch weitere Nationalbanken beteiligt: die französische Banque de France, die spanische Banco de España und vor allem die italienische Banca d'Italia. Etwa alle drei Monate fährt Thomas nach Rom, um mit den italienischen Kolleginnen und Kollegen vor Ort an aktuellen Projekten zu arbeiten, erzählt er. „In Italien ist der persönliche Kontakt im Job extrem wichtig, die Treffen verbessern den Austausch und machen Spaß.“

So funktioniert die Zusammenarbeit auch, wenn der Informatiker im Frankfurter Büro sitzt, über den Dächern der Stadt. Kurios: Manchmal hängt plötzlich der Fensterputzer draußen in seiner Gondel und sorgt für den Durchblick. „Da ist man doch immer wieder überrascht.“

Text: Christoph Dierking

FAQ: Wie werde ich Informatiker*in bei der Bundesbank?

Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?

Erforderlich ist in der Regel die Fachhochschulreife.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Das duale Studium dauert drei Jahre.

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Mathe, Programmieren, Software-Engineering, technische Informatik, aber auch Projektmanagement – all das steht auf dem Studienplan.

Wo findet die Ausbildung statt?

Die Bundesbank kooperiert mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mosbach – dort befindet sich auch der Campus.

Was verdiene ich?

Fertig ausgebildete Informatiker*innen steigen in der Regel mit der Entgeltgruppe 10, Stufe 1, ein. Hinzu kommt eine Bankzulage. Auch die Verbeamtung ist möglich.

Beschäftigte bei der Bundesbank haben einen eigenen Tarifvertrag, den BBkTV, der sich am TVöD orientiert. Die Entgelttabellen sind mit denen des TVöD identisch.

Die aktuellen Entgelt- und Besoldungstabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?

Bei der Bundesbank gibt es viele Fachbereiche, in die man einsteigen kann, darunter User Provisioning, Anwendungsentwicklung, IT-Projektleitung, Security- und Cloudcomputing, Kommunikationstechnik und Last Level Support.

Für alle, die ein Masterstudium draufsatteln möchten, übernimmt die Bank anteilig die Studienkosten. Der Master ist in der Regel Voraussetzung, um Führungspositionen übernehmen zu können.

Wo finde ich weitere Informationen?

Weitere Informationen gibt es bei der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und auf dem Karriereportal der Bundesbank. Bei Fragen steht auch die VdB Bundesbankgewerkschaft zur Verfügung.